Neustart 1525 Zürich | Der Plan einer neuen Kirche 3/6
- Andreas Tissen

- 17. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Jan.
Zum 500-jährigen Jubiläum erscheint die Serie ‚Neustart 1525 in Zürich‘. Es geht um die erste Erwachsenentaufe und den mutigen Beginn der Täuferbewegung.

Gespräche und Entscheidungen
Bereits 1523 begann die Zürcher Reformation, Spannungen in der Kirche offenzulegen. In öffentlichen Disputationen im Rathaus von Zürich stellte Huldrych Zwingli seine reformatorischen Ideen vor. Er forderte, dass die Kirche sich allein auf die Bibel stützen sollte. Viele waren begeistert, aber eine kleine Gruppe wollte noch weitergehen – viel weiter.
"Das Wort Gottes soll man nicht durch Menschen zügeln!" Simon Stumpf (1487–1548) bei der ersten Züricher Disputation

Die Forderung nach einer neuen Kirche
Anhänger Zwinglis wie Conrad Grebel und Simon Stumpf waren nicht einverstanden mit den langsamen Reformen. Sie wollten eine Kirche schaffen, die sich strikt an der Bibel orientierte:
• Unabhängig: Keine staatliche Kontrolle.• Rein: Nur wahre Gläubige sollten dazugehören.• Biblisch: Die Urkirche als Vorbild.Ihr Ziel war es, die Prinzipien der frühen Kirche wiederherzustellen, nicht eine soziale Revolution. Während Zwingli auf schrittweise Reform setzte, forderten sie eine klare Abgrenzung vom Staat.

Die Dienstagsgespräche: Auseinandersetzung über die Taufe
Die Spannungen wuchsen. Im Herbst 1524 fanden im Großmünster(Kirche) die sogenannten Dienstagsgespräche statt. Hier tauschten Zwingli und seine Anhänger ihre Ansichten mit den Gegnern der Kindertaufe aus.
Die Täufer argumentierten, dass die Taufe ein bewusster Akt des Glaubens sein müsse – etwas, das ein Kind nicht leisten könne. Sie wollten die Kindertaufe abschaffen und Erwachsene taufen.
Zwingli hielt dagegen. Die Gespräche führten zu keinem Ergebnis. Für die Täufer war klar: Der Reformator, dem sie einst gefolgt waren, würde ihre Auffassung nicht unterstützen.

Der Rat greift ein
Im Januar 1525 spitzte sich die Lage zu. Der Zürcher Rat ordnete an, dass alle Kinder innerhalb von acht Tagen getauft werden mussten. Wer sich widersetzte, riskierte Verbannung.
Die Maßnahmen waren hart:
Verbannung: Führende Täufer wie Wilhelm Reublin und Andreas Castelberger mussten Zürich verlassen.Redeverbot: Conrad Grebel und Felix Manz durften nicht mehr öffentlich sprechen.Versammlungsverbot: Treffen der Täufer wurden untersagt.Die Obrigkeit erkannte, dass diese Bewegung eine Gefahr für die Einheit von Kirche und Gesellschaft darstellte.

Ein Neustart in Zürich
Die Ereignisse im Januar 1525 wurden zum Wendepunkt. Die Täufer gaben ihren Plan nicht auf. Sie wollten eine Kirche gründen, die ihrem Verständnis des Evangeliums entsprach – unabhängig von staatlicher Kontrolle und fernab der traditionellen Kirche.

Ausblick:
Die Entwicklungen führten zur ersten Glaubenstaufe. Wie dieser Schritt die Geschichte veränderte, zeigt die nächste Folge.
Weitere Folgen:
Im Herbst 2024 reiste ich mit meiner Frau nach Zürich, um die Täuferbewegung hautnah zu erleben. Dank Barbara Hutzl-Ronges packender Führung wurden die dramatischen Ereignisse lebendig. Herzlichen Dank!
Führung von Barbara Hutzl-Ronge: Wie die Täuferbewegung in Zürich entstand
Buch von Barbara Hutzl-Ronge: Zürich, Spaziergänge durch 500 Jahre überraschende Stadtgeschichten, AT Verlag, 2019, 392 Seiten
Verwendete Quellen: Eifriger als Zwingli; Die frühe Täuferbewegung in der Schweiz von Andrea Strübind, Dunker & Humbold, 2022, 617 Seiten














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