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Neustart 1525 Zürich | Das symbolische Wurstessen 1/6

Aktualisiert: 10. Feb.


Zum 500-jährigen Jubiläum erscheint die Serie ‚Neustart 1525 in Zürich‘. Es geht um die erste Erwachsenentaufe und den mutigen Beginn der Täuferbewegung.


Wurst liegt geschnitten auf dem Tisch

Neustart 1525 Zürich | Das symbolische Wurstessen 1/6

Ein Mahl, das Geschichte schrieb

Es war der erste Sonntag der Fastenzeit im Jahr 1522. In Zürich herrschte strenges Fastengebot: Kein Fleisch, keine Butter, kein Schmalz. Doch im Haus des Druckers Christoph Froschauer wurde an diesem Tag genau das aufgetischt, was verboten war.

Wurstessen im Hause Froschauer 1522, Männer sitzen am langen Tisch
Wurstessen im Hause Froschauer 1522 (nachgestellte Szene)

Eine Mahlzeit mit Ansage

Am Tisch saßen angesehene Bürger und einige Geistliche. Es gab Fasnachtschüechli – dünne Teigfladen, in Schweineschmalz ausgebacken. Allein das war schon ein Skandal. Doch es ging weiter. Elsa Froschauer, Christophs Frau, servierte Schüblige. Das sind Würste aus geräuchertem Fleisch. Sie kochte die Würste, und Christoph schnitt sie in Stücke. Jeder Gast zog sein Messer, spießte ein Stück auf und aß es.

Fasnachtschüechli – dünne Teigfladen, in Schweineschmalz ausgebacken liegen übereinander auf dem Teller
Fasnachtschüechli – dünne Teigfladen, in Schweineschmalz ausgebacken

Ein Protest gegen alte Regeln

Das war mehr als ein Essen. Es war ein öffentliches Zeichen. Die Teilnehmer wollten zeigen, dass sie nicht an Menschengebote gebunden waren. Sie folgten der Bibel, nicht kirchlichen Traditionen. Für sie war das Fastengebot nicht Gottes Wort, sondern eine Regel, die Menschen gemacht hatten.

"Ich und meine Leute werden von Getreidebrei allein nicht satt." Christoph Froschauer (1490 – 1564)

Christoph Froschauer erklärte später: „Ich und meine Leute werden von Getreidebrei allein nicht satt.“ Fisch war teuer, Fleisch praktischer. Für ihn war die Sache erledigt. Doch die anderen Gäste sahen es anders.

Zeichnung vom Buchdrucker Christoph Froschauer (1490 – 1564) mit einer Schrift in den Händen
Der Buchdrucker Christoph Froschauer (1490 – 1564)

Der Beginn einer Bewegung

Unter den Gästen waren Männer, die später die Täuferbewegung anführten. Sie wollten zurück zur Bibel, zurück zu den Prinzipien der Urgemeinde. Für sie war die Aktion keine Rebellion, sondern ein Zeichen: Sie wollten ein Leben führen, das allein Gottes Wort gehorchte.

Das Wurstessen war ein Wendepunkt. Es zeigte, dass die reformatorischen Gedanken nicht nur Worte blieben. Sie wurden gelebt – auch mit einem Stück Wurst in der Hand.

Froschauers Haus „Im Wyngarten“ in dem 1522 das Wurstessen stattfand
Froschauers Haus „Im Wyngarten“ in dem 1522 das Wurstessen stattfand

Ausblick

Wie kam es, dass dieser Kreis so bedeutend wurde? In der nächsten Folge werfen wir einen Blick auf den Castelberger Lesekreis – eine Gruppe, die die Bibel ins Zentrum stellte und neue Wege ging.



Weitere Folgen zu:





Im Herbst 2024 reiste ich mit meiner Frau nach Zürich, um die Täuferbewegung hautnah zu erleben. Dank Barbara Hutzl-Ronges packender Führung wurden die dramatischen Ereignisse lebendig. Herzlichen Dank!


Führung von Barbara Hutzl-Ronge: Wie die Täuferbewegung in Zürich entstand


Buch von Barbara Hutzl-Ronge: Zürich, Spaziergänge durch 500 Jahre überraschende Stadtgeschichten, AT Verlag, 2019, 392 Seiten


Verwendete Quellen: Eifriger als Zwingli; Die frühe Täuferbewegung in der Schweiz von Andrea Strübind, Dunker & Humbold, 2022, 617 Seiten


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