
Cornelius Franz Klassen war ein wichtiger Vertreter der Mennoniten. Er half schon in jungen Jahren seinem mennonitischem Volke bei Verwaltungsangelegenheiten in Russland, später bei der Auswanderung aus Russland und der Einwanderung in Kanada und vertrat die mennonitischen Interessen in Kanada und Europa.
Nach dem Zweiten Weltkrieg half er vielen Flüchtlingen aus der Ukraine, West- und Ostpreußen, eine neue Heimat zu finden, und arbeitete eng mit internationalen Organisationen zusammen.
Klassen war ein talentierter Diplomat und Organisator, der erfolgreich für die Interessen der Mennoniten in einer kriegserschütterten Welt arbeitete.
Cornelius Franz wurde am 03. August 1894 in der mennonitischen Kolonie "Neu Samara" (Pleschanovo), Russland geboren. Er war das 13. Kind der Familie Franz F. Klassen und Justine Klassen geb. Wiebe.
Cornelius besuchte die Dorfschule in Donskoi, Neu-Samara, wo seine Familie ab 1900 lebte.
Ab dem Jahr 1907 bis 1910 besuchte Cornelius die mennonitische Zentralschule in Karassan auf der Krim.

Im Sommer 1911 ließ er sich in der Mennoniten-Brüdergemeinde in Lugowsk taufen.
1912 nahm er eine Stellung im Büro der deutschen Handelsfirma Otto Deutz Co. in Moskau an. Hier wurden die Grundlagen für seine frühe Karriere als politischer Repräsentant der sibirischen Mennoniten in Moskau gelegt.
In den Jahren 1913 und1914 studierte er Erziehungswissenschaften bei A. Tschirjajew in St. Petersburg und arbeitete danach ein Jahr als Privatlehrer. Sein Vorhaben Medizin zu studieren wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges verhindert. Cornelius wurde zum Militärdienst einberufen, entschied sich aber für den Forstdienst, den russischen Ersatzdienst, welchen er von 1915 bis 1917 auf einer Forstei in Südrussland leistete.
Im Jahre 1917 wurde Cornelius von seinen Kollegen in der Forstei als Vertreter bei dem All-Mennonitischen Kongress zuerst in Orloff und später in Halbstadt gewählt. Er und Peter Fröse wurden von dem Kongress entsandt um über die Freilassung der in einem Gefängnis in Moskau von der Kerenski-Regierung gehaltenen Mennoniten zu verhandeln.
Von 1918 bis 1919 war Cornelius Vertreter der mennonitischen Siedlungen von "Neu Samara" und "Orenburg" sowohl in Moskau als auch in der Baschkirischen Republik. 1920 wurde er als Abgeordneter der Mennoniten von Ostrussland und Sibirien gewählt. Er half A.J. Miller bei den Verhandlungen mit der Sowjetregierung über die Hilfslieferungen an russlanddeutsche Mennoniten. Diese Verhandlungen führten zur Gründung des Amerikanischen Mennonitischen Hilfswerk AMR ( American Mennonite Relief , Relief heißt auf Deutsch Unterstützung, Hilfe). In den Jahren 1921 bis 1923 war Cornelius Franz Klassen aktiv an diesem Programm beteiligt.

Cornelius war an der Gründung des Allrussischer Mennonitischer Landwirschaftlicher Verein (AMLV) beteiligt, dessen Vizepräsident er wurde. Da die Mennonitische Kirchenkonferenz in der Sowjetunion unterdrückt wurde, ist AMLV zur wichtigsten Vertretung der Mennoniten in Russland geworden. Im Rahmen seiner Arbeit bei dem AMLV hat Cornelius zwischen 1923 und 1928 vielen Mennoniten bei der Ausreise von Russland nach nach Kanada geholfen.
1928 ist Cornelius F. Klassen selbst nach Kanada ausgewandert. In Kanada half er bei der Sammlung der Gelder für die Abbezahlung der Schulden, die die mennonitischen Auswanderer bei ihrer Ausreise bei der Canadian Pacific Railroad aufgenommen hatten. In Kanada hat sich Cornelius weiterhin in mehreren mennonitischen Organisationen engagiert.
Seit 1944 war er Mitglied des MCC ( Mennonite Central Commettee) und seit 1946 saß er in dessen Vorstand.

Die grösste Leistung von C. F. Klaassen war seine Arbeit als europäischer Abgesandter für die Flüchtlingshilfe und Umsiedlung des MCC in Europa von Dezember 1945 bis zu seinem Tod 1954. Während des letzten Jahres in dieser Tätigkeit war er auch der Generaldirektor des MCC in Europa.
Durch seine Erfolge beim Verhandeln mit Regierungsbeamten und internationalen Organisationen (UNO, IRO, usw) für Ausreiseerlaubnisse und Transportgelegenheiten ermöglichte Cornelius die Auswanderung von über 10.000 russlanddeutschen Mennoniten sowie mehreren 1.000 galizischen und westpreussischen mennonitischen Flüchtlingen nach Kanada, Paraguay und Uruguay. So mietete er bei der Holland-Amerika-Linie Schiffe wie die "Volendam", "General Heinzelmann" oder die "Chariton Monarch", welches die Flüchtlinge nach Übersee brachte.

Für seine Arbeit reiste er ständig von einem Flüchtlingslager zum nächsten, flog oft nach Washington und Ottawa. Von den Flüchtlingen, denen er mit Rat und Tat zur Seite stand, wurde er "Onkel Klassen" oder sogar "Vater" genannt.
Am 8. Mai 1954 erlitt Cornelius auf der Fahrt zu einem Flüchtlingslager in Gronau einen Herzanfall. Er wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht wo er später verstarb. Er wurde am 13. Mai 1954 in Frankfurt am Main, wo sich damals die MCC Zentrale befand, unter großer Anteilnahme beigesetzt.

Da ihm aber Leutesdorf, wo durch seinem Einsatz ein mennonitisches Altenheim eingerichtet wurde, entschloss man sich, seine sterblichen Überreste auf den mennonitischen Friedhof in Leutesdorf umzubetten. Hier fand er nun seine endgültige letzte Ruhestätte. Auf seinem Grabstein ist zu lesen "Christus ist mein Leben und sterben ist mein Gewinn".

Informationen aus folgenden Quellen:
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