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Tradition als Schutz: ZOOM-Studie bestätigt Vorteile des mennonitischen Alltags

Kinder aus einer mennonitischen Kolonie beim Spielen in der Natur (Archivbild)
Kinder aus einer mennonitischen Kolonie beim Spielen in der Natur (Archivbild)

Eine neue wissenschaftliche Untersuchung aus dem ZOOM-Projekt („Zooming into the Old Order Mennonites“) macht sichtbar, was viele Familien aus der Praxis kennen: Eine ländliche, bodenständige Lebensweise kann das kindliche Immunsystem stärken – und damit offenbar das Risiko für Nahrungsmittelallergien senken. Im Mittelpunkt der Studie stehen Old-Order-Mennoniten-Familien aus der Region Penn Yan / Finger Lakes im US-Bundesstaat New York, die mit Familien aus dem städtischen Raum Rochester verglichen wurden.


Ein Projekt, das auf dem Alltag echter Familien aufbaut


ZOOM ist keine Labor-Spielerei, sondern eine langfristige Mutter-Kind-Studie, die Familien ab der Schwangerschaft begleitet. Die Forschenden wollen verstehen, welche Elemente eines traditionellen, landwirtschaftlich geprägten Alltags Kinder so gut vor Allergien schützen können. Dazu werden – selbstverständlich mit Einwilligung – neben Fragebögen auch Proben wie Blut, Speichel und Muttermilch untersucht.


Gerade die mennonitische Gemeinschaft ist hierfür besonders wertvoll: klare, stabile Lebensgewohnheiten, viel Alltagskontakt mit Natur und Landwirtschaft und ein familienorientiertes Umfeld bieten Forschenden ein seltenes, gut beobachtbares Bild einer Lebensweise, die sich über Generationen bewährt hat.


Was hat die neue Studie (Dezember 2025) gezeigt?


Die aktuelle Veröffentlichung (in Science Translational Medicine) konzentriert sich auf das, was im Körper „Abwehr“ leistet: Zellen und Schutzstoffe, die helfen, harmlose Dinge (wie Nahrung) als harmlos zu erkennen – statt sie fälschlich als Gefahr zu behandeln.


Mennonitische Kinder wachsen in der Natur und mit Tieren auf. Das stärkt scheinbar das Immunsystem (Archivbild)
Mennonitische Kinder wachsen in der Natur und mit Tieren auf. Das stärkt scheinbar das Immunsystem (Archivbild)

Das wichtigste Ergebnis, einfach gesagt: Kinder aus der Farm-Gruppe zeigten im ersten Lebensjahr Zeichen einer früheren und stärkeren Reifung des Immunsystems – vor allem dort, wo Nahrung zuerst ankommt: im Mund und im Darm.


Dazu passten mehrere Beobachtungen:

  • mehr „erfahrene“ Abwehrzellen (das Immunsystem wirkt schneller „trainiert“)

  • stärkere Schutzstoff-Antworten im Körper und besonders an den Schleimhäuten (z. B. im Speichel und im Stuhl)


Muttermilch als besonderer Schutz – sichtbar am Beispiel „Ei“


Am eindrücklichsten wurde der Zusammenhang beim Thema Eiallergie: In der Muttermilch der mennonitischen Mütter fanden die Forschenden häufiger Schutzstoffe, die speziell mit dem Lebensmittel Ei zusammenhingen. Gleichzeitig zeigten die Daten, dass in der Farm-Gruppe Eiallergie seltener vorkam.


Für viele Leserinnen und Leser ist das eine besonders verständliche Botschaft: Muttermilch ist nicht nur Ernährung – sie ist auch „Weitergabe von Schutz“.Sie kann dem kindlichen Körper helfen, Lebensmittel besser kennenzulernen und gelassen zu tolerieren.


Warum die mennonitische Lebensweise hier so gut „passt“


Die Studie liefert keine einzelne Wunder-Erklärung – vielmehr zeichnet sie ein Bild von vielen kleinen, gesunden Bausteinen, die zusammenwirken können:

  • Nähe zur Natur und Landwirtschaft: täglicher Kontakt mit Stall, Tieren, Erde, Heu – ohne Überhygiene, aber mit Ordnung und Verantwortung.

  • Beständige Ess- und Familiengewohnheiten: klare Routinen, hauswirtschaftliche Versorgung, oft Produkte „aus eigener Hand“.

  • Familien- und gemeinschaftsorientierter Alltag: ein Umfeld, das Kindern Stabilität gibt – und das Gesundheit nicht als Trend, sondern als Teil eines guten Lebens versteht.


Diese Lebensweise wirkt in der Studie nicht „romantisch“, sondern ganz praktisch: Sie scheint dem Immunsystem früh beizubringen, Maß zu halten – und nicht bei jedem neuen Reiz Alarm zu schlagen.


Old Order Mennoniten auf dem Weg zum Gottesdienst
Old Order Mennoniten auf dem Weg zum Gottesdienst

Die Forschenden betonen: Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie. Sie zeigt starke Zusammenhänge, aber sie beweist nicht, dass ein einzelner Punkt allein (z. B. Muttermilch-Schutzstoffe) die Ursache ist. Gerade das macht die Botschaft aber umso überzeugender: Es ist vermutlich das Gesamtpaket einer bewährten Lebensweise, das Kindern einen Vorteil verschafft.


Was bleibt als zentrale Botschaft?


Diese Studie ist eine stille Anerkennung dessen, was in mennonitischen Familien oft selbstverständlich gelebt wird: Ein natürlicher, arbeitsamer, maßvoller Alltag – mit Nähe zur Schöpfung, guter Versorgung und starkem Familienleben – kann Kinder nachhaltig stärken.


Old Order Mennoniten bei einem gemeinsamen Treffen. Als Versammlungsort dient ein Schuppen. (Archivbild)
Old Order Mennoniten bei einem gemeinsamen Treffen. Als Versammlungsort dient ein Schuppen. (Archivbild)

Und sie zeigt zugleich, wie wertvoll es ist, wenn eine Gemeinschaft bereit ist, an Forschung mitzuwirken: Das, was bei den eigenen Kindern gut funktioniert, kann helfen, auch anderen Familien Wege zu besserer Gesundheit zu eröffnen.


Wissenschaftliche Hauptquelle:

  1. Jackson, C. M. u. a.: Farm exposure in infancy is associated with elevated systemic IgG4, mucosal IgA responses, and lower incidence of food allergy. Science Translational Medicine, 17(828), Artikel eads1892, 10.12.2025. DOI: 10.1126/scitranslmed.ads1892.


Projekt- und Hintergrundquellen (ZOOM / Universität Rochester)

  1. University of Rochester Medical Center (URMC), Newsroom: Farm-Living Families Develop Earlier Immune Maturation Against Food Allergies (Presse-/Hintergrundbericht zur Studie), 10.12.2025.

  2. URMC – Pediatric Allergy/Immunology (Golisano Children’s Hospital): Projektseite “Zooming into the Old Order Mennonites (ZOOM)” Farming Lifestyle Allergy Birth Cohort (Start 2017; Gruppenbeschreibung: OOM Penn Yan vs Rochester-Familien mit erhöhtem Atopie-Risiko; Merkmale der OOM-Lebensweise).

  3. EurekAlert! (University of Rochester Medical Center): Farm-living families develop earlier immune against food allergies (wissenschaftlicher News-Release; DOI/Publikationsdatum; Einordnung „observational study“). 09.12.2025.


Frühere Fachliteratur zum „geringen Allergie-Vorkommen“ in der OOM-Gemeinschaft (New York)

  1. Martina, C.; Looney, R. J.; Marcus, C.; Allen, M.; Stahlhut, R.: Prevalence of allergic disease in Old Order Mennonites in New York. Annals of Allergy, Asthma & Immunology, 117(5), 562–563.e1, 2016. DOI: 10.1016/j.anai.2016.08.23.

  2. Phillips, J. T.; Stahlhut, R. W.; Looney, R. J.; Järvinen(-Seppo), K. M.: Food allergy, breastfeeding, and introduction of complementary foods in the New York Old Order Mennonite Community. Annals of Allergy, Asthma & Immunology, 124(3), 292–294.e2, 2020. DOI: 10.1016/j.anai.2019.12.19

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