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Krankenhauskrise in Humacao: Mennonitisches Gesundheitssystem springt ein

Ricardo Hernández Direktor des mennonitischen Gesundheitssystems kündigt zusammen mit dem Gesundheitsminister Victor Ramos die Erweiterung des mennonitischen Gesundheitsangebotes an.
Ricardo Hernández Direktor des mennonitischen Gesundheitssystems kündigt zusammen mit dem Gesundheitsminister Victor Ramos die Erweiterung des mennonitischen Gesundheitsangebotes an.

Nach der überraschenden Schließung des Hope Medical Center in Humacao, Puerto Rico übernimmt das mennonitische Netzwerk von Krankenhäusern (Sistema de Salud Menonita, SSM) eine Schlüsselrolle für die medizinische Versorgung im Osten der Insel. Der mennonitische Krankenhausträger kündigte eine Erweiterung seines Hospitals in Humacao an – verbunden mit Investitionen von rund 35 Millionen US-Dollar und einer Erhöhung der Bettenkapazität von bisher 108 auf künftig 120 Betten.


Reaktion auf eine unsichere Lage


Das Hope Medical Center, Nachfolger des früheren HIMA-Hospitals, hatte Anfang Dezember seinen Betrieb „vorübergehend“ eingestellt – ohne die dafür vorgeschriebene Genehmigung des Gesundheitsministeriums zu beantragen. Die Behörde leitete daraufhin Untersuchungen ein und kündigte Bußgelder wegen eines unrechtmäßigen Klinikschlusses an. In Berichten ist von ernsten Versorgungsmängeln die Rede, unter anderem von fehlendem Sauerstoff für Patientinnen und Patienten.


Ein Teil der Kranken aus Hope wurde in andere Einrichtungen wie Ryder und Pavía Caguas verlegt. Schon zuvor hatte das mennonitische Krankenhaus immer wieder Überweisungen aus Hope erhalten, weil dieses als primäres Krankenhaus nur begrenzte Leistungen anbieten konnte. Nun betont der Direktor des mennonitischen Netzwerkes Ricardo Hernández, in Humacao bestehe trotz der Schließung genügend Kapazität: Neben dem eigenen Haus sei das Ryder-Hospital aktiv, die Versorgung sei gesichert.


Mit der Erweiterung in Humacao und parallelen Projekten in Aibonito, Caguas, Cayey, Guayama und Ponce soll durch das mennonitische Krankenhausnetzwerk in den kommenden drei Jahren über 300 Millionen US-Dollar investieren werden um neue Stationen, modernisierte Notaufnahmen, Apotheken und zusätzliche Infrastruktur aufzubauen.


Von einem kleinen Projekt zum Inselweiten Netzwerk


Dass ausgerechnet ein mennonitischer Träger in dieser Krise expandiert, hat eine lange Vorgeschichte.


Die Wurzeln des Sistema de Salud Menonita reichen in die 1940er-Jahre zurück. 1944 gründeten mennonitische Missionare im ländlichen Barrio La Plata bei Aibonito ein Gesundheitszentrum für arme Bergbauernfamilien, die damals kaum Zugang zu medizinischer Versorgung hatten. Dieser Dienst war Teil der mennonitischen Friedens- und Hilfsarbeit und verstand sich ausdrücklich als Ausdruck christlicher Nächstenliebe.


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Schon bald stellte die Regierung ein ehemaliges Tabaklager zur Verfügung, das zur Keimzelle des ersten mennonitischen Krankenhauses in Puerto Rico wurde. Aus diesem bescheidenen Anfang entstand in den folgenden Jahrzehnten ein gemeinnütziges Gesundheitssystem, das heute mehrere Allgemein- und Spezialkrankenhäuser (u. a. in Aibonito, Caguas, Cayey, Guayama, Humacao und Ponce) sowie Gesundheitszentren und Dienste für Hauspflege und Hospiz umfasst.


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Charakteristisch ist bis heute das non-profit-Modell: SSM versteht sich nicht als Investorenspital, sondern als Dienst am Gemeinwohl. Erwirtschaftete Überschüsse fließen in Personal, Gebäude und Medizintechnik zurück. In den vergangenen Jahren hat das System zudem durch Innovationen auf sich aufmerksam gemacht – etwa durch die frühe Einführung einer elektronischen Patientenakte und die Anbindung an das Gesundheitsdaten-Netzwerk Puerto Ricos.


Humacao: Ein Standort mit Geschichte


Der Standort Humacao gehört zu den jüngeren Projekten des Systems. SSM übernahm 2020 ein älteres Krankenhausgebäude in der Stadt und investierte zunächst rund 15 Millionen US-Dollar in den Kauf, die Sanierung und die medizinische Ausstattung. Das Haus wurde als Hospital Menonita Humacao neu eröffnet und bietet seither eine Notaufnahme, Intensivstation, Operationssäle, Bildgebung, Labor und andere Basisdienste der stationären Medizin.


Seit der Eröffnung hat sich – so berichtet die Leitung – die Zahl der Mitarbeitenden in Humacao mehr als verdoppelt. Mit den jetzt angekündigten Maßnahmen sollen weitere Arbeitsplätze entstehen: Neben zusätzlichen Betten sind eine erweiterte Notaufnahme, eine neue Gemeinschaftsapotheke vor dem Krankenhaus und zusätzliche Parkflächen geplant.


Mennonitische Diakonie in einer krisengeplagten Krankenhauslandschaft


Die Ereignisse in Humacao stehen vor dem Hintergrund einer tiefen Krise des Krankenhaussektors in Puerto Rico. Mehrere private Träger – darunter die HIMA-Gruppe – gerieten in finanzielle Schwierigkeiten, Kliniken mussten schließen oder wurden in letzter Minute verkauft. Immer wieder geraten dabei Patientinnen und Patienten, aber auch das Personal zwischen wirtschaftliche Interessen und politische Streitigkeiten.


In dieser Situation wirkt das mennonitische Modell fast wie ein Gegenentwurf: langfristig, gemeinnützig, mit christlich-diakonischem Selbstverständnis. Das bedeutet nicht, dass es keine wirtschaftlichen Zwänge gäbe – auch SSM ist auf solide Finanzen angewiesen –, doch die strategischen Entscheidungen sind nicht an Dividenden, sondern an der Versorgung der Bevölkerung orientiert.


Gerade in Humacao zeigt sich dieses Profil deutlich: Während ein privatwirtschaftlicher Betreiber sein Krankenhaus ohne gültige Genehmigung schließt und Mitarbeitende um ausstehende Löhne kämpfen, baut der mennonitische Träger Betten und Dienste aus und bindet mehr Personal.


Mehr als Infrastruktur: Ein Glaubenszeugnis


Für viele Mennoniten weltweit ist das Sistema de Salud Menonita in Puerto Rico zu einem Symbol geworden: Es verbindet den historischen Friedens- und Hilfsauftrag der täuferischen Tradition mit moderner Hochleistungsmedizin. Die jetzt angekündigte Expansion in Humacao steht deshalb nicht nur für eine technische und organisatorische Vergrößerung, sondern auch für ein kontinuierliches Glaubenszeugnis – mitten in einer Region, in der Gesundheitseinrichtungen immer wieder ins Wanken geraten.

Ob und wie das Hope Medical Center in anderer Trägerschaft wiedereröffnet wird, ist derzeit offen. Sicher ist hingegen: Die mennonitischen Krankenhäuser werden in den kommenden Jahren eine tragende Rolle dafür spielen, dass Menschen in Humacao und im Osten Puerto Ricos auch in Krisenzeiten auf verlässliche medizinische Hilfe zählen können.


Informationen aus der Zeitung "metro" und "sistema menonita" übersetzt und angepasst

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