Gegründet: 1804
Aufgelöst: 1943
Herkunft der Siedler: Westpreußen (Elbing und Marienburg), Netzebruch
Ansiedlung
In den Jahren 1803-1805 wanderten 342 mennonitische Familien aus dem Elbinger und Marienburgischen Gebiet nach Südrussland ein. Auf dem Weg in die Molotschna konnten die Einwanderer bei ihren Glaubensbrüdern in Chortitza überwintern. Sie mieteten sich in deren Häusern und Ställen ein, bis ihre Häuser in der Molotschna bezugsfertig waren.
Bis zum Jahr 1835 waren es insgesamt etwa 750 Familien die sich hier in der Kolonie Molotschna ansiedelten.
Zwischen 1804 und 1806 wurden in der Kolonie bereits 18 Dörfer angelegt. Insgesamt wurden in dieser Kolonie 56 Dörfer angelegt.
Die Kolonie hatte eine Landfläche von 120.000 Dessjatinen, was einer Fläche von 131.000 Hektar entspricht. Das Land wurde nicht direkt alles an die Siedler verteilt. Es wurde noch etwas Reserveland für die nachkommenden Generationen übrig gelassen.
Die Kolonie Molotschna war in zwei Verwaltungsbezirke, den sogenannten Wolost, aufgeteilt. Der Halbstädter Wolost befand sich im Nordwesten der Kolonie und der Gnadenfelder Wolost in Südosten.
Wirtschaft
Die wirtschaftliche Lage entwickelte sich gut. Da die Siedler aus Preußen bereits Kapital mitbrachten, waren die Anfangsjahre nicht so schwierig wie in der Nachbarkolonie "Chortitza". Auch waren die Verwaltungsabläufe schon viel besser als noch die Jahre zuvor bei der Ansiedlung der Kolonie "Chortitza".
Bereits im Jahr 1809 gab es in der Kolonie eine Bierbrauerei. Ein Jahr später kam eine Branntweinbrennerei und drei Essigbrauereien dazu. Auch gab es jetzt schon eine Wassermühle. Im Jahr 1816 wurde eine Tuchfabrik eröffnet und im Jahre 1828 die erste Ziegelbrennerei.
Die Landwirtschaft erlebte durch die Eröffnung des Hafens in der Stadt Berdjansk einen erheblichen Aufschwung, da jetzt über diesen Hafen die landwirtschaftlichen Erzeugnisse verkauft werden konnten.
Ab dem Jahr 1840 kam es Aufgrund des schnellen Bevölkerungswachstum zu Problemen mit der Landversorgung der Jungbauern. Bis hierhin hatte das Reserveland ausgereicht um die jungen Bauern mit Land zu versorgen. Hab jetzt musste außerhalb der Kolonie neues Land gesucht werden.
gemeinde
Die mennonitischen Siedler in der Molotschna gehörten zu der flämischen Gemeinderichtung. Im Jahr 1805 wurde Jakob Enns aus Tiegenhagen zum Ältesten gewählt. Er wurde durch den Ältesten Johann Wiebe aus der Kolonie "Chotitza" bestätigt. Johann Wiebe gehörte auch zu der flämischen Gemeinde.
Im Jahre 1819 kam es zwischen den friesischen und den flämischen Mennoniten zu Meinungsverschiedenheiten in gewissen Glaubensfragen. Der Glaube war bei vielen verflacht und wurde nicht mehr ernsthaft ausgelebt.
Der Ohrloffer Kirchenvorstand, die Rudnerweider und die Friesischen vereinigten sich um den Glauben wieder auf eine feste biblische Grundlage zu stellen. Dieses brachte ihnen von den Flämingern die Spottbezeichnung "Bibler" ein.
Im Jahre 1830 wurde dann von den ernsthaft Gläubigen die sogenannte "Kleingemeinde" gegründet.
Später entstand dann aus einer Erneuerungsbewegung heraus die Mennoniten Brüdergemeinde.
schule
In den einzelnen Dörfern wurden zeitnah auch Schulen eingerichtet, um die Siedlungskinder zu unterrichten.
Später gab es dann auch die Zentralschulen und auch verschiedene andere Schulformen, wie die Mädchenschule und die Schule für Gehörlose.
Auflösung
Über 100 Jahre konnte sich die Kolonie "Molotschna" entwickeln, bis dann mit Beginn des 1. Weltkrieges auch hier der Untergang eingeleitet wurde. Es kam zu Landenteignungen, zu Überfällen marodierender Banden, zu Seuchen und zu Hunger.
Da die Situation immer bedrohlicher zu werden schien, wanderten viele Mennoniten in den 1920er Jahren nach Nordamerika, Kanada und Mexiko aus.
Die Auflösung der Kolonie kam dann im Jahre 1943, als die deutsche Wehrmacht endgültig das Gebiet räumen musste und alle deutschstämmigen die Flucht nach Westen antreten mussten.
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