Interview mit Ronald Reimer Geschäftsführer der Genossenschaft Chortitzer
- Della Klaassen

- 25. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Juni

Wir sprechen mit dem Präsidenten der Chortitzer Genossenschaft Ronald Reimer. Herzlichen Glückwunsch zum 98. Geburtstag der Colonia Menno.
Ronald Reimer: Dank Gott und der harten Arbeit aller Mitglieder der Gemeinschaft, aller Familien - Männer und Frauen - und vor allem der Pioniere, die mit einer Vision und einem Ziel in den Chaco kamen. Sie haben ein gemeinschaftliches sozioökonomisches Entwicklungsprojekt in Angriff genommen und zum Wohle des Landes beigetragen, wie sie es (1927) dem damaligen Präsidenten (Manuel) Gondra versprochen hatten, der ihnen anfangs Rechte und Unterstützung gewährte.
Was ist Ihrer Meinung nach der Grundpfeiler, der es der Gemeinschaft und der Genossenschaft ermöglicht hat, zu gedeihen und ihre Identität über fast ein Jahrhundert zu bewahren?
Ronald Reimer: Ich denke, es kommt auf die Grundlagen an. Die Säulen, die eine Gesellschaft stützen und sie über Generationen hinweg tragfähig machen, sind vor allem der Glaube an Gott und die Solidarität. An den anderen denken, zusammenarbeiten, Respekt suchen, mit Ordnung und Disziplin planen. Der Glaube an Gott gibt uns Seelenfrieden und Kraft. Geld oder wirtschaftlicher Erfolg mögen eine Generation überdauern, aber die wahren Werte - die, die eine Familie, eine Ehe, einen jungen oder einen alten Menschen tragen - sind die, die überdauern. Diese Werte schaffen Harmonie, vervielfachen die Anstrengungen und stecken andere für konstruktive Projekte an.
Wie bringen Sie wirtschaftliche Entwicklung und Modernisierung mit der Bewahrung mennonitischer Traditionen und Kultur in Einklang?
Ronald Reimer: Das hängt ganz vom Zweck der Genossenschaft ab. Unsere Vision ist nicht auf das Wirtschaftliche oder Finanzielle beschränkt. Der Mensch ist nicht nur ein Angestellter oder ein Chef, er ist nicht nur eine Zahl: Er ist ein soziales und emotionales Wesen. Geld ist nur ein Werkzeug. Wir müssen menschliche, natürliche und technologische Ressourcen organisieren und kombinieren, immer mit erreichbaren Zielen und unter Beachtung von Gesetzen, Nachbarschaft und ethischen Normen. Dies ermöglicht uns ein solides und ausgewogenes Wachstum. Wir fördern auch die Diversifizierung. Wir wollen im Chaco positive und konstruktive Akteure sein, die sich auf die Bibel, auf Prinzipien und Werte stützen, die sich als praktisch und funktional für alle erwiesen haben, ohne Unterschied. Diese Grundsätze erfordern Einigkeit, Projektanalyse und Zielsetzung entsprechend unseren Fähigkeiten. Wir streben eine geordnete und disziplinierte Arbeit an, mit einer Vision für die Zukunft, wobei wir die Pläne je nach den Veränderungen im internen oder externen Kontext aktualisieren.
Welche Rolle sehen Sie für die neuen Generationen innerhalb der Kolonie und der Genossenschaft im Hinblick auf ihr eigenes Erbe?
Ronald Reimer: Es gibt viele Möglichkeiten. Wir arbeiten weiter an der Formalisierung unserer Institutionen, an der Schaffung neuer Fabriken und Industrien, an der besseren Organisation der Viehzuchtbetriebe. Vor kurzem haben wir den Tag der Milch gefeiert, und bald werden wir den Tag der Viehzucht im Chaco begehen. Dies ist ein Teil der Schaffung von Arbeitsplätzen für die Mitglieder unser Genossenschaft, ihre Kinder und viele andere Menschen. Von den rund 4.000 Beschäftigten der Genossenschaft sind nur 23-25% Mitglieder. Dies zeigt, dass die Chortitzer Genossenschaft auch ein großer Beschäftigungsmotor für die gesamte Gemeinschaft ist. Wir wollen einen positiven Einfluss auf Paraguay und den Chaco haben. Wir wollen, dass die Menschen, ob sie nun Mitglieder sind oder nicht, ihre Talente einsetzen und ihre Träume verwirklichen können. Wir wollen ein positiver Anziehungspunkt für junge Menschen sein, indem wir Projekte wie das Wohnungsbauprogramm der "Fundación Pro Familia" ins Leben rufen und ein Gleichgewicht zwischen Wohnen, Bildung und anderen wichtigen Aspekten der Entwicklung fördern. Wichtig ist, dass die soziale Verantwortung eines Menschen umso größer ist, je mehr Ressourcen er hat. Es geht nicht nur darum, der eigenen Familie zu helfen, sondern auch denen, die in Not sind. Es ist unsere Pflicht, ihnen die Hand zu reichen und ihnen Hoffnung zu geben.
Wir stehen kurz vor dem hundertjährigen Bestehen der Menno-Kolonie. Was ist die Vision für die nächsten zwei Jahre und darüber hinaus?
Ronald Reimer: In 24 Monaten, so Gott will, werden wir das hundertjährige Jubiläum erreichen. Wir bereiten uns schon seit Jahren darauf vor. Wir haben bereits ein Jubiläumskomitee unter der Leitung des Kommunikationsmanagers gegründet, der auch für die 90- und 95-Jahr-Feiern verantwortlich war. Dieses Jubiläum wird etwas Besonderes sein, nicht nur wegen der Zahl, sondern auch wegen seiner Bedeutung. Wir wollen ein Jubiläum, das die Dankbarkeit gegenüber Gott, dem Staat, den Mitgliedern und unseren Vorfahren widerspiegelt. Wir werden auch analysieren, was uns hierher gebracht hat, was uns geholfen hat: Gottes Segen, die Zusammenarbeit mit den Partnern und unseren Nachbarn - Einheimischen, Latinos, Ausländern. Gemeinsam sind wir das, was Chortitzer heute ist. Wir sind von der Isolation zur lokalen und nationalen Integration übergegangen, und jetzt, mit dem Bio-Ozean, sind wir dabei, uns international zu profilieren. Wir müssen uns auf diese neue Realität einstellen. Aber immer mit Demut. Materielle Dinge sind vergänglich, und unser Vertrauen muss in Gott bleiben. Unser Engagement gilt der sozialen Verantwortung. Ob es sich um einen Partner, einen Manager oder einen Investor handelt, wer mehr Kapital hat, hat auch eine große Chance und Aufgabe: die Entwicklung des Chaco zu unterstützen. Wir wollen, dass unser Strategieplan mit dem staatlichen Entwicklungsplan synchronisiert wird. Das wird ein Teil unseres Vermächtnisses für die nächsten 100 Jahre sein.
Artikel von der Zeitung rcc übersetzt




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