Grenzfrage fast gelöst: Paraguay und Bolivien stehen kurz vor dem Abschluss der territorialen Abgrenzung im Gran Chaco
- Redaktion

- 23. Okt.
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Mehr als neun Jahrzehnte nach dem Ende des Chacokriegs zwischen Bolivien und Paraguay nähert sich ein langjähriger diplomatischer Prozess seinem Abschluss: Die beiden Länder stehen kurz davor, die letzten 3,5 Kilometer ihrer gemeinsamen Grenze im Gran Chaco endgültig zu vermessen und vertraglich festzulegen.
Der Chacokrieg, der von 1932 bis 1935 ausgetragen wurde, war ein erbitterter Konflikt um die Kontrolle über das dünn besiedelte, aber strategisch wichtige Gebiet des Gran Chaco. Die Entdeckung von Ölvorkommen und der Zugang zum Río Paraguay machten die Region für beide Staaten attraktiv. Der Krieg endete mit einem Sieg Paraguays, das den Großteil des umstrittenen Territoriums zugesprochen bekam.
Trotz des Grenzvertrags von 1938 blieb die genaue Vermessung der Grenze über Jahrzehnte hinweg unvollständig. Erst in den letzten Jahren intensivierten beide Länder ihre Bemühungen, die Grenzlinie technisch und rechtlich zu fixieren. Laut Berichten der lokalen Presse sind nun noch 3,5 Kilometer offen – ein Abschnitt, der bald durch gemeinsame Kommissionen endgültig festgelegt werden soll.

Die Arbeiten konzentrieren sich auf die Flussgrenze am Río Negro (auch Otuquis genannt), wo die Vermessungen des Flusses, die noch nicht endgültig abgeschlossen ist, durchgeführt werden. Die Landgrenze zwischen den beiden Ländern erstreckt sich über 704 Kilometer, die Flussgrenze über 38 Kilometer, was eine Gesamtlänge von 742 Kilometern ergibt.
Diese Entwicklung ist nicht nur symbolisch bedeutsam, sondern auch praktisch relevant: Die Region ist zunehmend von landwirtschaftlicher Nutzung, Siedlungsprojekten und Infrastrukturmaßnahmen betroffen. Eine klare Grenzziehung schafft Rechtssicherheit für Investitionen und verbessert die Zusammenarbeit zwischen lokalen Behörden beider Länder.
Zudem ist die Grenzfrage eng mit der Erinnerungskultur verbunden. Der Chacokrieg hat tiefe Spuren in der kollektiven Identität beider Nationen hinterlassen. Gedenkveranstaltungen, Veteranentreffen und historische Aufarbeitungen zeigen, wie präsent der Konflikt auch heute noch ist – und wie wichtig die Versöhnung für die Zukunft der Region bleibt.
Mit dem bevorstehenden Abschluss der Grenzvermessung könnte ein Kapitel der Unsicherheit endgültig geschlossen werden. Der Gran Chaco, einst Schauplatz eines der blutigsten Konflikte Südamerikas, wird damit mehr und mehr zu einem Raum der Kooperation und des friedlichen Miteinanders.
Informationen aus den Zeitungen "radio nacional", "la nacion" und "ultima hora" übersetzt




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