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Der Chacokrieg: Ein blutiger Konflikt und sein Vermächtnis nach 90 Jahren

General Manuel Rodríguez besuchte zusammen mit Generalmajor Gustavo Arza, Chef des Generalstabs der Armee, persönlich dem 109. jährigen Canuto González
General Manuel Rodríguez besuchte zusammen mit Generalmajor Gustavo Arza, Chef des Generalstabs der Armee, persönlich dem 109. jährigen Canuto González

Am 12. Juni 2025 erinnerten Paraguay und Bolivien an den 90. Jahrestag der Unterzeichnung des Protokolls von Buenos Aires, das offiziell den Chacokrieg (1932–1935) beendete – einen der brutalsten Konflikte Südamerikas. Zu dem Jubiläum wurden drei noch lebende Veteranen von der Armeeführung geehrt.


Der Chacokrieg (1932–1935) war eine der brutalsten militärischen Auseinandersetzungen Südamerikas im 20. Jahrhundert. Er wurde zwischen Bolivien und Paraguay um die Kontrolle des nördlichen Gran Chaco geführt, einer damals dünn besiedelten Region, die strategisch und wirtschaftlich kaum von Bedeutung war. Dennoch entbrannte ein erbitterter Kampf, der zehntausende Soldaten das Leben kostete und die politischen Landschaften beider Länder nachhaltig veränderte. Der Krieg kostete über 80.000 Menschen das Leben: rund 33.000 Paraguayer und 50.000 Bolivianer.

Einfache Gräber zeugen von den Toten des Krieges
Einfache Gräber zeugen von den Toten des Krieges

Einige Jahre vor Ausbruch dieses Krieges waren mennonitische Siedler aus Russland in dieses Gebiet gezogen. Sie wurden jetzt unfreiwillig in diese Auseinandersetzung verwickelt, blieben aber ihrer Überzeugung treu und verweigerten den Kriegsdienst. Dennoch spielten die Mennoniten im Chaco eine bedeutende Rolle beim Ausgang des Krieges.

Ankunft der Mennoniten im Zug in "Puerto Casado"
Ankunft der Mennoniten im Zug in "Puerto Casado"

Ursachen und Verlauf des Krieges


Die Spannungen zwischen Bolivien und Paraguay hatten sich über Jahrzehnte aufgebaut. Beide Länder erhoben Anspruch auf das Gebiet des Gran Chaco, wobei Bolivien nach seinem Verlust des Zugangs zum Pazifik im Salpeterkrieg (1879–1884) dringend nach neuen wirtschaftlichen Perspektiven suchte. Paraguay hingegen sah den Chaco als Teil seines historischen Territoriums.

Paraguayischer Offizier mit Soldaten vor der Kommandantur in "Isla Po´i"
Paraguayischer Offizier mit Soldaten vor der Kommandantur in "Isla Po´i"

Der Krieg begann offiziell am 15. Juni 1932 und dauerte bis zum 12. Juni 1935. Trotz zahlenmäßiger und materieller Unterlegenheit gelang es Paraguay, Bolivien entscheidend zu schlagen. Der Friedensvertrag von 1938 sprach Paraguay den größten Teil des umstrittenen Gebiets zu.

Im Chacokrieg kam es auch zum Einsatz von leichter Artillerie
Im Chacokrieg kam es auch zum Einsatz von leichter Artillerie

Auswirkungen und Vermächtnis


Der Krieg hatte tiefgreifende Folgen für beide Länder. In Bolivien führte die Niederlage zu politischen Umwälzungen und Reformen, während in Paraguay das nationale Selbstbewusstsein gestärkt wurde. Die letzten Veteranen des Krieges sind heute hochbetagte Männer, die als lebende Symbole für Mut und Widerstandskraft gelten. Kürzlich wurden die letzten drei noch lebenden Veteranen in Paraguay feierlich geehrt: Canuto González (109 Jahre), Virgilio Dávalos (110 Jahre) und Juan Bautista Cantero (108 Jahre). Die paraguayische Regierung würdigte ihren Einsatz und betonte die Bedeutung ihres Vermächtnisses für kommende Generationen.

Im Chacokrieg kamen moderne Waffen zum Einsatz, wie der Flammenwerfer und das Maschinengewehr
Im Chacokrieg kamen moderne Waffen zum Einsatz, wie der Flammenwerfer und das Maschinengewehr

Die Mennoniten spielten eine bemerkenswerte, wenn auch indirekte Rolle im Chacokrieg. Obwohl sie als Kriegsdienstverweigerer bekannt sind, war ihre Präsenz im unwirtlichen Chaco für Paraguay von strategischer Bedeutung.


Die Rolle der Mennoniten im Krieg


Die Mennonitenkolonien Menno und Fernheim, die erst wenige Jahre zuvor gegründet worden waren, produzierten Lebensmittel wie Wassermelonen, Bohnen, Melonen und Kürbisse, die sie an die paraguayische Armee verkauften. Zudem erhielten sie Weizenmehl, aus dem sie Brot buken, das ebenfalls an die Soldaten ging.


Durch den Handel mit der Armee konnten die Mennoniten ihre wirtschaftliche Lage verbessern, während die paraguayischen Truppen von zusätzlichen Nahrungsmitteln profitierten.


Beide Kriegsparteien versuchten, die Kämpfe von den mennonitischen Siedlungen fernzuhalten, sodass diese weitgehend unversehrt blieben.


Nach dem Krieg wurde das zurückgelassene Metall für die Herstellung landwirtschaftlicher Geräte verwendet, was den Mennoniten half, ihre Infrastruktur weiter auszubauen.

Panzer und andere Maschinerie konnte nach dem Krieg für landwirtschaftliche Zwecke verwendet werden
Panzer und andere Maschinerie konnte nach dem Krieg für landwirtschaftliche Zwecke verwendet werden

Ihre pazifistische Haltung hinderte die Mennoniten nicht daran, eine entscheidende logistische Unterstützung zu leisten. Ihre landwirtschaftlichen Fähigkeiten und ihr Handel mit der Armee machten sie zu einem wichtigen Bestandteil der paraguayischen Kriegsführung, ohne dass sie direkt an den Kämpfen teilnahmen. Ein faszinierendes Beispiel dafür, wie eine Gemeinschaft trotz ihrer Ablehnung von Gewalt in einem Krieg eine bedeutende Rolle spielen kann!


Der Chacokrieg bleibt ein Mahnmal für die Sinnlosigkeit territorialer Konflikte und die Opfer, die sie fordern. Die Ehrung der letzten Veteranen zeigt, dass ihr Einsatz nicht vergessen wird und ihre Geschichte weiterhin die nationale Identität Paraguays prägt.

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