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Gent zur Zeit der Täufer

Aktualisiert: 8. Juli

Die Stadt Gent in Flandern(Belgien) hat eine eindrucksvolle Geschichte. Schon früh lebten hier Täufer, die für einen friedlichen Glauben eintraten und Gewalt ablehnten. Doch sie wurden grausam verfolgt. In der Stadt erinnern bis heute viele Orte an ihr Schicksal – und laden dazu ein, diese Geschichte zu entdecken.



Treffpunkte im Verborgenen

In der Altstadt von Gent stehen noch viele alte Häuser aus der Zeit der Täufer. In diesen Gebäuden lebten damals Kaufleute, Handwerker und Flüchtlinge. Ab etwa 1530 trafen sich hier regelmäßig Gruppen von 25 bis 30 Täufern, um ihren Glauben zu leben. Trotz ständiger Bedrohung und harter Strafen hielten sie zusammen und führten ihre Gemeinschaft weiter.

Innenstadt von Gent
Innenstadt von Gent

100 Jahre Täufer in Gent

Rund 100 Jahre lang gab es Täufer in Gent und Umgebung. Im Jahr 1634 wurde ihre Gemeinde aufgelöst – unter starkem Druck der Behörden. Besonders um das Jahr 1550 erlebte die Bewegung sowohl ihre größte Ausbreitung als auch ihr schlimmstes Leiden. Viele Täufer wurden hingerichtet oder flohen aus der Stadt. Im Jahr 1567 lebten noch etwa 400 Mitglieder in Gent.

Blick auf Gent von Burg Grafenstein
Blick auf Gent von Burg Grafenstein

Grausame Urteile und ein bekanntes Beispiel

Insgesamt wurden 146 Täufer-Mennoniten in Gent zum Tode verurteilt, weil sie ein friedliches Leben nach der Bibel führen wollten – ohne Einfluss des Staates. Davon wurden 105 Menschen öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Einer von ihnen war David van der Leyen. Er wurde 1554 auf dem Kornmarkt vor der St. Nikolaus-Kirche verbrannt. Hier die ganze Geschichte von David van der Leyen.

Derselbe Platz damals und heute: Hinrichtung von David van der Leyen und Levina Ghyselius in Gent auf dem Kornmarkt
Derselbe Platz damals und heute: Hinrichtung von David van der Leyen und Levina Ghyselius in Gent auf dem Kornmarkt

Burg Grafenstein – Ort der Qual und des Leidens

Die mittelalterliche Burg Grafenstein war früher Sitz der Grafen von Flandern. Später wurde sie als Gefängnis und Gericht genutzt. Auch viele Täufer wurden hier eingesperrt, gefoltert und getötet. Der sogenannte „Märtyrerspiegel“, ein bekanntes Buch, berichtet ausführlich über das Schicksal der Täufer in Gent – auch über die grausamen Geschehnisse auf der Burg.

Burg Grafenstein im Zentrum von Gent
Burg Grafenstein im Zentrum von Gent

Folterkeller der Burg Grafenstein

In den dunklen Kellern der Burg wurden Täufer-Mennoniten brutal gefoltert. Ziel war es, dass sie ihren Glauben aufgaben oder andere Gläubige verrieten. Doch viele blieben standhaft – und bezahlten dafür mit ihrem Leben.

Folterkeller in der Burg Grafenstein, Gent
Folterkeller in der Burg Grafenstein, Gent

Verhaftung am Fischmarkt

In der Nähe der Burg lag damals der Fischmarkt – heute ist es der Gemüsemarkt (Groentenmarkt). An diesem Ort wurde „Hans von dem Wege“ wegen seines Glaubens verhaftet. Später wurde auch er zum Tode verurteilt und verbrannt.

Derselbe Platz damals und heute: "Hans von dem Wege" wird auf dem Fischmarkt in Gent verhaftet
Derselbe Platz damals und heute: "Hans von dem Wege" wird auf dem Fischmarkt in Gent verhaftet

Das Galgenhaus am Gemüsemarkt

Direkt am heutigen Gemüsemarkt steht das sogenannte „Galgenhuis“ (Galgenhaus). Früher war es der Aufenthaltsort des Henkers. Auf dem Platz davor fanden Hinrichtungen statt – auch Täufer wurden hier getötet. Heute ist in dem Gebäude ein Café untergebracht.

Galgenhaus am Gemüsemarkt in Gent
Galgenhaus am Gemüsemarkt in Gent

Gedenktafel für hingerichtete Protestanten

In Gent erinnert eine Gedenktafel an die vielen hingerichteten Protestanten. Viele von ihnen waren Täufer. Die Liste zeigt Namen aus den Jahren 1530 bis 1555 – sie ist jedoch nicht vollständig. Einige wurden verbrannt, andere ertränkt oder sogar lebendig begraben.

Gedenktafel an hingerichtete Protestanten in Gent
Gedenktafel an hingerichtete Protestanten in Gent

Die flämischen Mennoniten – Glaube auf Wanderschaft

Wegen der schweren Verfolgung verließen viele Täufer die Stadt. Da Gent in Flandern liegt, wurden sie als „Flamen“ oder „flämische Mennoniten“ bekannt. Sie flohen zuerst in die nördlichen Niederlande, später auch nach Polen, Russland und Nordamerika. Mit ihnen verbreiteten sich ihre Überzeugungen weit über ihre Heimat hinaus.

Der flandrische Löwe hat sein Zuhause im Herzen Flanderns – vor Burg Grafenstein in Gent.
Der flandrische Löwe hat sein Zuhause im Herzen Flanderns – vor Burg Grafenstein in Gent.

Mehr als nur Geschichte

Auch wenn es heute keine Täufer oder Mennoniten mehr in Gent gibt, leben ihre Biblischen Überzeugungen weiter. Die Verfolgung hat dazu geführt, dass sie in ihrer Überzeugung gefestigt wurden und dass der Glaube sich auf der ganzen Welt verbreitet hat.


Quellen und weitere Informationen:




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