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AutorenbildKlaus Klaassen

Ansiedlung von Mennoniten in Suriname






Suriname


Investoren aus Argentinien und den Niederlanden haben in den letzten Jahren versucht, mennonitische Bauerngemeinschaften aus Belize, Mexiko und Bolivien nach Suriname anzusiedeln.


Mennonitische Bauern sind dafür bekannt, dass sie in ganz Lateinamerika Tausende Hektar Land bewirtschaften.


Das Unternehmen, das hinter dem Projekt steht, heißt Terra Invest Suriname & Guyana und plant den Kauf von bis zu 30.000 Hektar (ca. 74.000 Acres) für etwa 1.000 mennonitische Familien.


Internationale Makler für Landverkäufe haben in den letzten Jahren daran gearbeitet, mennonitische Bauerngemeinschaften aus ganz Lateinamerika nach Suriname zu bringen, mit dem Plan, eine Reihe von Landwirtschaftsprojekten zu starten. Umweltorganisationen sehen hier eine große Bedrohung für die Erhaltungsbemühungen des Amazonas-Regenwald in Suriname.


Investoren aus Argentinien und den Niederlanden starteten eine Kampagne, um mennonitische Bauern aus Belize, Mexiko und Bolivien nach Suriname zu holen. Hintergrund für die Anwerbung ist die erfolgreiche Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen in den Herkunftsländern. Diese Bewirtschaftung erfolgt aber nicht immer im Einklang mit der Umwelt.


Das Unternehmen hinter dem Projekt heißt Terra Invest Suriname & Guyana und versteht sich als Experte für landwirtschaftliche Großprojekte für Soja, Mais, Sorghum und Weizen. Seit seiner Gründung im Jahr 2021 hat das Unternehmen mennonitische Interessierte aus verschiedenen Kolonien aus Südamerika in Suriname beherbergt, und Gespräche über einen möglichen Kauf von Ländereien gesucht und Gespräche mit der Regierung aufgenommen.


„Das ist eine ernste Angelegenheit“, sagte Ben D’Leon, Mitglied der NGO Amazon Conservation Team, Suriname. „Möglicherweise wollen sie unberührte Wälder nutzen, um ihre landwirtschaftlichen Flächen zu erschließen.“


Ziel von Terra Invest ist es, insgesamt 30.000 Hektar (ca. 74.000 Acres) für etwa 1.000 mennonitischen Familien zu sichern, die jeweils zwischen 30 und 50 Hektar (74-124 Acres) bewirtschaften. Obwohl Terra Invest mit der Regierung verhandelt, sind die Verhandlungen über einen möglichen Landkauf noch im Anfangsstadium.


Bisher hat das Außenministerium von Surinam grünes Licht für ein Pilotprojekt gegeben, das es 50 mennonitischen Familien ermöglicht, in das Land zu reisen und dort bis zu drei Jahre lang in der Landwirtschaft zu arbeiten.



Einige Umweltgruppen befürchten, dass sich die Pläne von Terra Invest auf bis zu 90.000 Hektar (mehr als 222.000 Acres) ausweiten werden. Das Unternehmen hat sich Standorte in den Bezirken Para, Saramacca, Commewijne, Nickerie, Marowijne, Brokopondo und Sipaliwini sowie in der Stadt Apoera angesehen. Es ist nicht bekannt, über welche Bereiche mit der Regierung verhandelt wird.


Im benachbarten Land Guyana prüfte das Unternehmen in den Regionen Upper Demerara-Berbice und East Berbice-Corentyne, ob Grundstücke mit mehr als 5.000 Hektar (12.400 Acres) für den langfristigen Besitz erworben werden können. Da die Fortschritte jedoch langsam vorranschreiten und das Interesse der Regierung nicht so groß ist, konzentrierte sich das Unternehmen weiterhin hauptsächlich auf Surinam.


Terra Invest hat Interesse von vier mennonitischen Kolonien in Bolivien und zwei in Belize erhalten. Laut Aussage des Unternehmens waren im vergangenen Dezember auch interessierte Mennoniten aus Mexiko bei dem Unternehmen zu Gast.


Das stärkste Interesse kam von mennonitischen Kolonien in Santa Cruz, Bolivien, wo sehr viele Kolonien vorhanden sind. Zwischen 2001 und 2021 haben mennonitische Bauern 210.980 Hektar (521.343 Acres) im südlichen bolivianischen Amazonasgebiet für landwirtschaftliche Zwecke erschlossen.


Einheimische sagten, dass die mennonitischen Kolonien so schnell wachsen, dass einige in andere Teile des Kontinents umsiedeln möchten.



Zwei Personen fungieren als Gesicht von Terra Invest. Ruud Souverein ist ein niederländischer Geschäftsmann, der in Suriname lebt und über Erfahrung in den Bereichen Marketing, Agrarindustrie und verarbeitete Lebensmittel verfügt. Adrián Barbero ein argentinischer Immobilienunternehmer und Landwirt, der in Santa Cruz, Bolivien lebt, wo er in den letzten 20 Jahren Landverträge mit Mennoniten und anderen Interessierten vermittelt hat.


Barbero sagte, er betrachte die Mennoniten als seine Freunde. Er sagte, er wolle ihnen helfen, sich im Rechtssystem zurechtzufinden, religiöser Verfolgung zu entkommen und bessere wirtschaftliche Chancen zu finden. Da die mennonitische Kolonien in Lateinamerika schnell wachsen, können jüngere Generationen in den Kolonien nicht so einfach eigenständige Wirtschaften gründen. Er sagte, die Gründung neuer Kolonien in Surinam könnte dieses Problem lösen.


„Es sind junge Leute, die in den Herkunftsländern kein Land mehr haben“, sagte Barbero. „In Suriname könnten sie ihr Leben mit einem Stück Land neu einrichten.“


Barbero stellt sich in den Medien als Verfechter der Mennoniten dar, und nennt sich selbst sogar einen „Agro-Influencer“, während er auf Facebook und TikTok über neue landwirtschaftliche Projekte und Expansionsbemühungen wirbt. Die Mennoniten selbst nutzen traditionell keine moderne Technologie.



Sobald sich die Mennoniten in Suriname niederlassen, könnten ihre Farmen laut Barbero Mais und Sojabohnen anbauen, um den inländischen Bedarf an Hühnerfutter zu decken. Geflügel ist traditionell das am häufigsten konsumierte Fleischprodukt Surinames, doch steigende Preise auf dem Weltmarkt haben die Beschaffung des Futters für die Geflügelfarmen erschwert. Im Inland angebautes Futter könnte dazu beitragen, den Preis wieder zu senken und die Ernährungssicherheit zu verbessern, sagte Barbero.


Er arbeitet auch daran, Saatgutlieferanten zu finden. Brasilien ist keine Option, weil es gentechnisch verändertes Saatgut verwendet und dieses unter Verwendung des in Suriname verbotenen Herbizids Glyphosat anbaut. Er sagte, er erwarte, Saatgut von einem Unternehmen in den USA oder Europa zu importieren, das vom surinamischen Landwirtschaftsministerium leichter genehmigt werden könne.


Terra Invest habe bereits Kontakt mit dem Ministerium aufgenommen, sagte Barbero. Das Ministerium gab hierzu jedoch keine Auskunft.


Die größtmögliche Einhaltung der Gesetzesvorgaben habe für Terra Invest Priorität, sagte Barbero. Das Unternehmen wird außerdem Umweltverträglichkeitsstudien durchführen und Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Ansiedlung der Mennoniten so wenig ökologische Auswirkungen wie möglich hat. Es wird geplant, nur 50 % des Landes zu roden, fügte er hinzu.


„Wir wollen sicherstellen, dass der rechtliche Rahmen stimmt“, sagte er. „Wir arbeiten in einem interessanten rechtlichen Rahmen und haben vorgeschlagen, dass wir so wenig Einfluss wie möglich nehmen.“



Mehr als 90 % von Surinam sind vom Amazonas-Regenwald bedeckt. Das Land hatte im Laufe der Jahre mit dem Goldabbau zu kämpfen. Der Goldabbau war der Hauptexpotzweig aber auch der Hauptumweltschädiger. Hier ist es aber Suriname insgesamt gelungen, eine wirtschaftliche Entwicklung zu vermeiden, welche die Wälder weiter gefährden könnte.

Es ist eines von nur drei Ländern mit einer CO2-negativen Wirtschaft, was bedeutet, dass seine Wälder mehr Kohlendioxid absorbieren, als das Land ausstößt – eine große Hilfe im Kampf gegen den Klimawandel.


Doch die Regierung steckt auch in einer Finanzkrise. Ein wachsendes Haushaltsdefizit und eine hohe Inflation zwangen das Land unter anderem dazu, seine Schulden beim IWF umzustrukturieren. Hohe Lebenshaltungskosten und Nahrungsmittelknappheit aufgrund von Überschwemmungen haben landesweite Proteste ausgelöst. Der Bedarf an Einnahmen ist so hoch wie nie zuvor und die landwirtschaftliche Produktion klingt für einige Regierungsangehörige attraktiv.


„Wenn man Entwicklung braucht, hat das Konsequenzen“, sagte Gregory Rusland, ein Vertreter in der Nationalversammlung und ehemaliger Minister für natürliche Ressourcen. „Wir legen großen Wert darauf, unsere Natur zu erhalten, aber ab einem bestimmten Punkt ist die Produktion von Nahrungsmitteln notwendig.“



Präsident Chan Santokhi, ein ehemaliger Polizeichef, der 2020 sein Amt antrat, versuchte, ein Gleichgewicht zwischen Umweltschutz und Wirtschaft zu finden, als er den Verkauf von Emissionsgutschriften im Rahmen des Pariser Abkommens von 2015 vorschlug. Der Plan würde die Waldflächen des Landes erhalten und gleichzeitig dringend benötigte Einnahmen generieren.


Aber Santokhi hat auch Interesse an dem vom Außenministerium genehmigten mennonitischen Pilotprojekt bekundet, obwohl die Mennoniten in der Vergangenheit in Projekte eingegriffen haben, die an Emissionsgutschriften gebunden sind, wie etwa Schutzgebiete und indigene Gebiete.


Suriname ist das einzige Land im Amazonasgebiet, das die Landrechte der Ureinwohner nicht gesetzlich anerkannt hat. Die Vorstellung, dass die Regierung mit ausländischen Bauern verhandelt, während indigene Völker immer noch nicht anerkannt werden, hat viele lokale Gemeinschaften sowie Mitglieder der Nationalversammlung alarmiert, die jahrelang auf eine Abstimmung zu diesem Thema gedrängt haben.


„Wir haben unsere Landrechte nicht“, sagte Iona Edwards, eine indigene Lokono, die in der Nationalversammlung sitzt. „Sie können keine weitere Gruppe in unsere Gemeinde holen, wo wir bereits Hilfe von der Regierung erwarten.“


Das Außenministerium und das Ministerium für natürliche Ressourcen antworteten nicht auf eine Bitte um Stellungnahme zu dieser Darstellung.



Einige Naturschutzgruppen haben langsam eine Kampagne gegen die Landkäufe der ausländischer Investoren gestartet. Letzte Woche trafen sich viele von ihnen, um mögliche Umweltrisiken zu besprechen, darunter Schäden an nahegelegenen Feuchtgebieten und umliegenden Reisfeldern.


Der WWF, der im August ein Treffen mit Terra Invest hatte, sagte, er respektiere Surinams Entscheidung, Mennoniten ins Land zu lassen, sagte jedoch, dass Landwirtschaft nur auf bereits degradiertem Land betrieben werden dürfe.


„Wenn auf intakten Waldlandschaften statt auf bereits degradierten Flächen großflächige Landwirtschaft betrieben wird, wird Suriname große Schwierigkeiten haben, seine Waldfläche zu erhalten“, sagte David Singh, Direktor des WWF Guianas.




Informationen von "news.mongabay.com" Übersetzt und angepasst.




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