Angola: Mennoniten schließen Abkommen mit Firma für Diamantabbau
- Klaus Klaassen
- 17. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Juni

Es ist noch nicht lange her, dass in der Region wo Charlotte Itala jetzt mit ihren Freunden Mais sammelt, das Jagdgebiet für ein kleines Dorf war wo die Einwohner Jagd auf Antilopen, Wildschweine und Rotbüffeln machten.

Nun wird dieses Land von ihren neuen Arbeitgebern, einer Gruppe von Mennoniten aus Mexiko die zu den "Altkolonier" gehören bearbeitet.
Die Gruppe von Mennoniten die sich hier in Angola angesiedelt hat, ist etwa 60 Personen groß und kommt zum größten Teil aus Mexiko. Vor gut einem Jahr kamen sie nach Angola um sich hier niederzulassen und Landwirtschaft zu betreiben. Für die Landnutzung machten die Mennoniten einen Vertrag mit einer Mineralgesellschaft, die in dieser Region nach Diamanten sucht. Im letzten Jahr wurden bereits 810 Hektar Land bestellt. Es wird erwartet, dass weitere Mennoniten aus Südamerika sich dieser Gruppe anschließen.

Die mennonitischen Familien, die Schiffscontainer als provisorische Unterkünfte nutzen, haben einige Angolaner beeindruckt, bei anderen aber auch Angst ausgelöst. In Italas Dorf Cambanze befürchten einige, dass die Mennoniten die neuen Fremden sein könnten, die sich ohne Rücksicht auf die dort lebenden Menschen niederlassen. „Wenn wir unser Land verlieren, können wir unseren Maniok nicht mehr anbauen. Was sollen wir dann essen?“, fragt Itala, die für sieben Stunden Arbeit auf den Feldern der Mennoniten 2,50 Dollar verdient. Das Geld kompensiere aber nicht den Verlust des Jagdreviers ihres Dorfes, sagt sie. „Wir machen uns Sorgen um unsere Zukunft.“

Die Mennoniten vermeiden den Begriff „Kolonie“ in ihrer neuen Heimat. Für die Angolaner erinnert er an eine grausame Vergangenheit, denn ihr Land wurde jahrhundertelang von portugiesischen Siedlern ausgebeutet, die mit Rohstoffen und Menschen handelten.

Die Mennoniten nehmen die Besorgnis der angolanischen Nachbarn erst. Daher nennen sie ihre Siedlung „Felder der Hoffnung“ und bezeichnen sich als begeisterte Partner der Angolaner. Sie wollen für jedes umliegende Dorf fast fünf Hektar Land bereitstellen und den Menschen beibringen, wie sie Landwirtschaft betreiben.

„Angola braucht Ernten, und wir brauchen Land“, sagte Jacob Froese, einer der Mennoniten. „Ich sehe uns als Team.“
Obwohl Angola über immense Öl- und Mineralvorkommen verfügt, kämpft das Land seit langem mit weit verbreiteter Korruption, hoher Arbeitslosigkeit und Armut. Der größte Teil des ländlichen Angolas hat kaum Zugang zu Elektrizität, und Hunderte von Dörfern wie Cambanze sind auf die Jagd, den Maniokanbau und das Sammeln von Schmetterlingslarven angewiesen, die als Nahrungsmittel verkauft werden.
Um die Abhängigkeit von teuren Lebensmittelimporten zu verringern, hat die angolanische Regierung versucht, die Landwirtschaft im Nordosten Angolas zu fördern. Diese Region, die vom Diamantenabbau geprägt ist, war zuvor durch den langen Bürgerkrieg in Angola verwüstet worden.

Bergbauunternehmen erhalten in der Regel nur fünfjährige Konzessionen zur Erkundung und Erschließung von Land und müssen diese dann bei den angolanischen Behörden erneuern. Durch Investitionen in die Landwirtschaft im Rahmen eines Regierungsprogramms kann ein Unternehmen jedoch deutlich längere Konzessionen erwerben.
Mennoniten und das Bergbauunternehmen Minas Gema Angola haben eine Partnerschaft geschlossen, die laut mennonitischen Führern und Zeca Cassanguidi, einem Geschäftsmann und pensionierten General, das Potenzial zu haben scheint, längerfristige Landkonzessionen zu sichern.

„In unserem Vertrag steht, dass wir uns im Falle eines Diamantenfundes mit Minas Gema zusammensetzen und den Verkauf besprechen müssen“, sagte Benjamin Kauenhofen, ein Anführer der mennonitischen Familien. „Die Diamantenschürfer brauchen uns. Wir helfen uns gegenseitig.“
Cassanguidi, der an der Vermittlung des Vertrags beteiligt war, erklärte, den Mennoniten sei es verboten, die Ackerflächen der umliegenden Dörfer zu betreten, und die Löhne der angolanischen Arbeiter würden steigen, sobald die Ernten zufriedenstellende Erträge lieferten.
„Es ist wichtig zu zeigen, dass aus diesem ehemaligen Kriegsgebiet Lebensmittel kommen“, sagte er.
Der im Vertrag genannte Vertreter von Minas Gema, Marcos de Oliveira Bacurau, sagte, Nordangola habe ein enormes landwirtschaftliches Potenzial. „Diamantenminen beanspruchen nicht viel Land, daher ist das Gebiet ein idealer Ort für die Landwirtschaft“, sagte er.
„Es herrscht das Gefühl, dass wir in Mexiko keine Zukunft haben“, sagte Kauenhofen. „Sie sagen, Bäume produzieren Sauerstoff, und ihr Fällen verändert die Umwelt. Wenn wir die Bäume stehen lassen müssen, schön und gut, aber was sollen wir essen? Die Welt wächst.“
Die Mennoniten kamen auf die Idee, nach Angola zu ziehen, nachdem eine Gruppe von ihnen 2019 auf einer Landwirtschaftsveranstaltung in Mexiko-Stadt eine angolanische Delegation kennengelernt hatte.
Doch ihr erster Versuch im Jahr 2023 war nicht erfolgreich. Die Mennoniten kamen nur mit Touristenvisa, kämpften dann mit der angolanischen Bürokratie, und mussten in Zelten leben. In dieser Zeit verloren sie ihr weniges Geld das sie mitgebracht hatten. Darüberhinaus befanden sie sich in einem von Malaria geplagten Gebiet. Hier starb auch ein achtjähriges Mädchen, Lucy, an Malaria.
Doch die Mennoniten ließen sich nicht entmutigen. Sie beschlossen, es erneut zu versuchen, teils wegen des Landkonzessionsvertrags, aber auch wegen ihrer emotionalen Bindung. „Ich wollte Lucy nahe sein“, sagte Berta Harder, die Mutter des Mädchens.
Obwohl mennonitische Familien in Angola weitgehend versuchen, abseits der Gesellschaft zu leben, lehnen sie die Modernisierung nicht so strikt ab wie andere Siedlungen der "Altkolonier".
Die Mennoniten sprechen Plautdietsch oder Plodich, den plattdeutschen Dialekt, der fast ausschließlich von Mennoniten gesprochen wird. Doch ihre Sätze sind voller englischer Wörter, und die meisten Männer sprechen auch Spanisch. Mexikanische Tortillas sind zu einem festen Bestandteil ihrer Mahlzeiten geworden, und sonntags hören sie Mariachi-Musik. Und jetzt, da sie in Angola sind, lernen einige von ihnen auch Portugiesisch.

Im Gegensatz zu den eher radikalen Mennoniten nutzt die Gruppe in Angola Traktoren mit Gummireifen und andere Maschinen. Doch es gibt Grenzen. „Wir können uns dem Internet nicht öffnen“, sagte Abraham Froese Zacharias. „Das Internet ist böse.“
Kinder aus dem Dorf gehen zum Fluss, um Geschirr zu spülen, zu baden und Wasser zu holen.

Sowohl die Mennoniten als auch die Bewohner von Cambanze beziehen ihr Wasser aus demselben Bach, aus dem sie täglich Wasser mit 20-Liter-Behälter holen.

Mennonitische Kinder spielen auf denselben Hügeln und Feldern, auf denen Itala und ihre Freundinnen als Kinder spielten. Einige der Mädchen haben sogar schon gelernt, Lasten auf dem Kopf zu balancieren, wie die angolanischen Frauen.

Obwohl die Mennoniten nach Angola einwandern, sehen sich nicht als Angolaner, und beabsichtigen auch nicht sich in die angolanische Gemeinschaft zu integrieren. Stattdessen hoffen sie, dass sich ihnen andere Mennoniten aus Amerika anschließen werden.

„Wenn die Bolivianer nicht kommen, werden wir weinen“, sagte Johan Harder und bezieht sich auf eine andere Gruppe Auswanderungswilliger aus Bolivien. „Die Kinder werden groß, und wen werden sie dann heiraten?“
So wie die Mennoniten stolz auf ihre Geschichte sind, ist auch Italas Ehemann Tiago Sumixi stolz auf die Geschichte seiner Familie. Er stammt aus einer langen Linie von Chokwe-Jägern, die sich der portugiesischen Kolonialherrschaft erbittert widersetzten.

Trotz allem Bemühen der Mennoniten, den umliegenden Dörfern gute Nachbarn zu sein, bestehen unter den Bewohnern von Cambanze trotzdem die Angst vor Vertreibung. Sicherlich spielt bei dieser Angst der Diamantabbau eine wesentliche Rolle.

Informationen aus der Zeitung "New York Times" übersetzt und angepasst
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