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AutorenbildKlaus Klaassen

20-jähriges Jubiläum Schule Villa Nueva


Bolivien

Villa Nueva, die erste von den "liberalen" Mennoniten gegründete Schule, wird 20 Jahre und ist im bolivianischen Schulsystem integriert.


Der Bildungsdirektor des Bezirks Santa Cruz gratulierte der Schule zu ihrem 20-jährigen Bestehen und der Inklusion im bolivianischen Schulsystem. Über diese Schule laufen neun weitere Schulen im Umfeld der konservativen mennonitischen Kolonien.


Als in Bolivien, ungefähr Ende der 90er Jahre, Mennoniten begannen die konservativen mennonitischen Kolonien zu verlassen, war eine der ersten Entscheidungen, die durch diese Gruppe getroffen wurde eine Schule für ihre Kinder zu gründen. Sie taten dies im Jahr 2003, sie tauften die Schule auf den Namen Esperanza und sie wurde in einer kleinen Siedlung Sinai, in der Gemeinde Pailón gegründet.


Sie hatten die Unterstützung von liberalen Mennoniten, die aus Kanada kamen. In der Gruppe waren einige, die in Bolivien gelebt hatten und mit der Mission zurück kamen, den Mennoniten zu helfen, die die konservativen mennonitischen Kolonien verließen.



Im Laufe der Zeit wurde die Schule in Villa Nueva umbenannt. Die Schule feiert jetzt ihr 20-jähriges Jubiläum und dient als Symbol der "Freiheit" für ihrer Gründer als auch für die Mennoniten, die jedes Jahr ihre Kinder auf der Suche nach Bildung in diese Schule bringen; durch die bolivianischen Bildungsgesetze und die Entscheidung der Schulverantwortlichen, auch Kinder der umliegende nicht mennonitischen Gemeinschaften aufzunehmen, ist diese Schule im bolivianischen Schulsystem integriert.


Die Schule Villa Nueva befindet sich in der gleichnamigen mennonitischen Siedlung bei Pailón, die ebenfalls von modernen Mennoniten gegründet wurde und deren Jubiläum am Sonntag, 29. März 2023, im Beisein des Bezirksschuldirektors von Santa Cruz, Ubaldo Saucedo, gefeiert wurde; auch war die erste Schulleiterin Arely Peters, die lokale Presse und weitere Gäste bei der Veranstaltung anwesend.



„Heute wollen wir unseren Erfolg als Eltern demonstrieren, weil wir für unsere Kinder eine vollständige und hervorragende Schule mit bolivianischer Ausbildung haben“, sagte Paulas Buhler, ein Mennonit, der in der mennonitischen Kolonie Cupesi geboren wurde, aus welcher er mit seiner Frau Gertruda vor mehr als 20 Jahren wegzog.


„Meine Frau und ich brachten unsere drei Kinder hier in die Schule Villa Nueva. Die beiden Ältesten haben bereits bachiller (Abitur) und studieren, was in der traditionellen Kolonie nicht möglich gewesen wäre. Unsere jüngste Tochter ist in der diesjährigen Promotion, die den schönen Namen GUIA (Grupo Unido Intercultural Alegre) hat, was übersetzt bedeutet: Fröhliche vereinte interkulturelle Gruppe, fügt er aufgeregt in einem Spanisch hinzu, in dem immer noch ein plattdeutscher Dialekt die hauptsächliche Sprache in der die konservativen Mennoniten kommunizieren.


Bühler war zweimal Präsident des Elternkomitees der Schule Villa Nueva, er kennt die Geschichte dieser mennonitischen Schule aus erster Hand. Seine erste Amtszeit fand zwischen 2013 und 2015 statt. Als die Covid-Pandemie 2020 sich ausbreitete, wurde er zurückberufen, um diese Position bis letztes Jahr, 2022, zu bekleiden.


Er weist stolz darauf hin, dass die Schule neben der Aufnahme aller von den bolivianischen Bildungsvorschriften festgelegten Fächer in ihren Lehrplan vor allem der englischen Sprache und vier Grundwerten aus der mennonitischen Kultur Vorrang einräumt: „Gebet, Zusammenbleiben, Fürsorge für andere und immer enger zusammenwachsen".


Im Sinne der mennonitischen Kultur wird in der Schule Villa Nueva auch Plattdeutsch unterrichtet.


Der Bezirksdirektor für Bildung von Santa Cruz, Ubaldo Saucedo, betonte bei der Veranstaltung, dass Villa Nueva die erste mennonitische Schule sei, die im Rahmen der bolivianischen Vorschriften entwickelt wurde und ihre Klassenzimmer auch für andere Volksgruppen in Pailón geöffnet hätte.



„Herzlichen Glückwunsch zu Ihren 20 Jahren im Dienst der Bildung bolivianischer Mennoniten und auch der Studenten, die aus der Innenstadt von Pailón kommen, um in dieser renommierten Bildungseinheit zu studieren“, sagte Saucedo.


„Wenn wir die Berichte hören, sehen wir, dass es nicht einfach gewesen ist. Es waren 20 Jahre der Arbeit von den Eltern, von freiwilligen Lehrern, die ihre Bemühungen gaben, aber auch von der kanadischen Mission, die hier Hilfestellung gab. Wir haben daran gearbeitet, die Institution zu unterstützen, und wir müssen weiterarbeiten. Was eine Gemeinschaft entwickelt, ist Bildung, die der Schlüssel zum Fortschritt im Leben ist. In Villa Nueva haben wir Abiturienten und Menschen, die Dienstleistungen für die Bevölkerung erbringen“, fügte der Bezirksdirektor hinzu.


Die überwiegende Mehrheit der in Bolivien bestehenden mennonitischen Kolonien zählen zu den konservativen Mennoniten. Ihre Schulen sind nicht in das nationale Bildungssystem aufgenommen worden. Diese Kolonieschulen bieten den Schülern eine Grundschulbildung, die sieben Schuljahre beträgt, während derer die Schüler die vier Grundrechenarten der Mathematik (Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division) und die deutsche Sprache anhand des Katechismus lernen.


In verschiedenen Phasen versuchten die bolivianischen Bildungsbehörden erfolglos, sich den konservativen mennonitischen Kolonien anzunähern, die sich seit Mitte der 50er Jahre in Bolivien niedergelassen hatten.


„Konservative Mennoniten wollen die bolivianische Bildung nicht in ihren Schulen umsetzen“, erklärte der stellvertretende Minister für reguläre Bildung, Bartolomé Puma, im Mai 2022 gegenüber der Zeitung "Página Siete" im Rahmen der journalistischen Recherche Ein Leben in Schwarz und Weiß, um ein Kandidat für den Himmel zu sein.


Keine leichte Geschichte


Und wie der Bildungsdirektor des Distrikts Santa Cruz, Ubaldo Saucedo, während der Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum der Bildungseinheit Villa Nueva sagte: Die Gründung und Weiterentwicklung der Schule war nicht einfach.


Paulas Buhler erinnert sich und würdigt all die Bemühungen, die mit Unterstützung der Mennoniten David und Lisa Janzen, Diedrich und Anna Groining, Cornelius und Tina Neufeld, Jack und Mary Neufeld und der Gründungsdirektorin Arely Peters vorangetrieben wurden.


Sie alle kamen in den 1990er Jahren aus Kanada nach Bolivien mit der Mission, die Mennoniten zu erreichen, welche die konservativen Kolonien verließen. Sie kamen mit einer „evangelisch-christlichen Basis“-Mission, bemerkt Bühler.


„Lisa Janzen war die Schwester meiner Mutter. Als sie vier Jahre alt war, kamen sie nach Bolivien. Sie lebte hier in einer traditionellen Kolonie, bis sie mit 14 Jahren nach Kanada auswanderte, wo es modern gesinnte Mennoniten gibt. Er kehrte mit einer Mission zurück, um denen zu helfen die aus den traditionellen mennonitischen Kolonien rausgehen. Sie sahen, dass der größte Bedarf hier die Bildung war“, sagt er.



Er erinnert sich, dass die Schule Villa Nueva, damals Esperanza, den Unterricht mit 30 mennonitischen Kindern begann, die durch das Verlassen der Kolonie alles Materielle verloren hatten, einschließlich ihres Ackerlandes, ihrer Haupteinnahmequelle.


Die Eltern waren sich einig, dass ihre Kinder zum ersten Mal Zugang zu einer Ausbildung hatten, die es ihnen ermöglichen würde, Ärzte, Anwälte und nicht „nur landlose Bauern“ zu werden. Aber ihr Problem war, dass viele Familien ihre Kinder nicht ernähren konnten und somit mussten die Kinder mitarbeiten. Angesichts dieser Situation beschlossen die Missionare aus Kanada, den Schülern eine Mahlzeit am Tag in der Schule anzubieten.


„Die finanzielle Situation war für die Eltern schwierig, sie hatten nicht genug zu essen. Als Hilfe haben unsere Missionare beschlossen, den Kindern mindestens einmal am Tag eine gute Ernährung zu geben“, sagt Bühler.


Im Laufe der Zeit wurde diese Einschränkung überwunden, weil es den Mennoniten, die sich ganz der Arbeit verschrieben hatten, wirtschaftlich besser ging. Was für sie nicht leicht zu bewältigen und zu überwinden war, war der Widerstand der traditionellen mennonitischen Kolonien gegen die Anerkennung der Schule von Villa Nueva nach den bolivianischen Maßstäben.


Hier bedurfte es sechs Jahre der Beharrlichkeit und Ausdauer. „Die Kolonievorsteher der umliegenden traditionellen Kolonien haben alles getan, sogar bezahlt, um zu verhindern, dass unsere Schule vom Bildungsministerium anerkannt wird. Es gab so viele Hindernisse, es war sehr schwierig“, sagt Paulas Buhler.


„Alles war so schwierig und langsam, dass wir sehr entmutigt waren“, erklärt Buhler.

Die erste Direktorin der Schule Villa Nueva, Arely Peters, war bei der Feier zum 20-jährigen Jubiläum der Schule anwesend und sagte folgendes:


„Es ist eine Freude, in meine Heimat zurückzukehren. Ich habe 16 Jahre in der Gegend gelebt. Es ist eine Freude zu sehen, wie sie wachsen. Wir haben 2003 angefangen und es gibt Wachstum in der Studentenschaft, der Infrastruktur. Viele Leute haben sich dem Projekt angeschlossen, machen Sie weiter“, sagte sie.



Die Bildungseinheit hat keine Minute aufgehört zu wachsen. Es hat bereits 10 Promotionen von mennonitischen und nicht-mennonitischen Studenten gegeben. Das Schulgebäude wuchs zu einem zweistöckigen Gebäude, umgeben von einem hellgrünen Feld, einem Sportplatz und anderen Einrichtungen, die das Wohlergehen der Studenten anstreben, wie der derzeitige Direktor Leo Pantoja versichert.


Pantoja weist darauf hin, dass die Schule Villa Nueva mit all ihren Merkmalen junge Menschen „mit christlichen ethischen Grundsätzen und Werten ausbildet, die der Gemeinschaft, hauptsächlich der mennonitischen Gemeinschaft, dienen können“.


Er erklärt, dass viele Studenten dieser Schule Erzieher anderer Mennoniten werden. Es ist so, dass Villa Nueva wie die Mutter der Bildung für die Mennoniten ist und begann, andere Schulen zu gründen, die sie als Unterzentren bezeichnen und sich am Rande der konservativen Kolonien befinden, insbesondere in Pailón und San José de Chiquito, im Departement Santa Cruz. Sie werden Subzentren genannt.


„Wir haben bereits sieben Unterzentren“, sagt Paulas Bühler.


Eines dieser Unterzentren ist Vida Nueva, eine Schule in Pailón, die eine Gruppe von Mennoniten, welche die konservativen Kolonie Valle Nuevo verlassen haben, für ihre Kinder gegründet haben. Die Schule wurde um sie herum mit Gift besprüht und die radikalen Führer reichten einen Rechtsanspruch gegen ihre Förderer ein. Die beklagten Mennoniten stellten sich erfolgreich dem Gerichtsverfahren, auch ohne die bolivianischen Normen zu kennen. Sie beriefen sich auf das in der Verfassung garantierte Recht auf Bildung für ihre Kinder, etwas was bisher noch nicht von den Mennoniten gemacht wurde, und sie gewannen das Verfahren.



Die Geschichte von Vida Nueva ergänzt die 20-jährige Geschichte von Villa Nueva, vielleicht das Symbol des größten Triumphs der selbsternannten freien bolivianischen Mennoniten.

Bei der Feier zum 20-jährigen Jubiläum der Schule Villa Nueva präsentierten die Studenten eine Aufführung, die von Gesang und Tanz geprägt war. Pastor William Kehler hielt eine Predigt, die mit den Worten endete: "Escuela de Villa Nueva, bis zu diesem Punkt hat uns der Herr geholfen." Während sich die Eltern ein Mittagessen vorbereiteten gab es ein gutes Miteinander. Und es gab einige aufregende Fußballspiele, etwas das bei den konservativen mennonitischen Kolonien verboten ist.




Informationen aus der Zeitung "pagina siete" Übersetzt und angepasst.




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