Nach Schätzungen kamen aus den Niederlanden zwischen 1527 und 1578 etwa 750 mennonitische Familien mit etwa 3.000 Personen in das Mündungsgebiet von Weichsel und Nogat. Gegen Ende des Jahrhunderts lebten etwa 5.000 Mennoniten im Weichseldelta, das waren ungefähr 10% der Bevölkerung.
Zwischen den Niederlanden und Danzig herrschte eine rege Handelsbeziehung. So holten die dickbauchigen Segelkoggen Getreide aus den preußischen Seestädten und bezahlten es mit flandrischen Tuchen und anderen Industrieerzeugnissen aus den Niederlanden.
Die Mennoniten kamen hauptsächlich mit diesen niederländischen Handelsschiffen nach Danzig.
Das damalige Königreich Polen war durch Kriege in den vergangenen 50 Jahren entvölkert und verwüstet. Hier wurden dringend neue Siedler für den Wiederaufbau benötigt. Darüber hinaus war das Wechseldelta bis nach Marienwerder Niederungsland, welches immer wieder unter Wasser stand und sumpfig war.
Die politische und wirtschaftliche Lage im damaligen Polen öffnete den Glaubensflüchtlingen, zumeist aus den Niederlanden, viele Möglichkeiten. So waren die niederländischen Bauern, die aus ihrer Heimat schon etwas vom Deichbau verstanden, hoch willkommen, auch wenn sie Täufer waren. Sie wurden zur Besiedlung und Trockenlegung der Werder und zum Aufbau der zerstörten Dörfer in diesen Gebieten angesiedelt.
Die Täufer wurden hier nicht nur geduldet, sondern sie wurden aktiv eingeladen, da sie durch ihre Deichbaukunst und ihrem Fleiß als unverzichtbare Bestandteile des Wiederaufbaus gesehen wurden. Dieses bezeugt ein Schreiben des Danziger Rates an den Ansiedlungsbevollmächtigten in den Niederlanden:
„Allen denen, so diesen unseren Brief sehen oder hören lesen, welch Standes oder Kondition diese sein mögen, den gnädigen, großgünstigen Herren und besonders guten Freunden tun kund wir Bürgermeister und Ratsmannen der Stadt Danzig ..., daß wir dem bescheidenen Philipp Fresen, Vorzeiger dieses Briefes, ein etliches Land-gut, Reichenberg genannt, gegeben und recht und redlich verschrieben haben, das derselbe mit Leuten seiner Nation oder anderen aufs beste anzurichten und zu besitzen sich erboten. Deshalb verfügt sich der oben genannte Philipp direkt von hier in die Niederlande, um dort selbst Volk, wo er es wissen wird, zu sammeln und hierher zu dem vorgemeldeten Behufe zu bringen. Damit nun deswegen gegen den genannten Philipp und seine Konsorten oder Gesellschaft, die er bei sich haben und mit sich führen wird, kein böser Verdacht (wegen Wiedertäuferei?), Argwohn oder sonstiger Widerwille von jemanden gehegt werden möge. So gelanget an alle und jegliche unsere gnädigen, großgünstigen Herrn und besonders guten Freunde, so hiermit ersucht werden, unsere freundliche und deutliche Bitte, sie wollen sich den gemeldeten Philipp Fresen mit seiner ganzen Begleitung in Gnaden und Gunst anbefohlen sein lassen, und hierher zu uns gütlich, unbehindert und ohne Verdruß passieren und reisen lassen... Dies ist gegeben zu Danzig am Montage, den 28. Tag des Monats November im Jahr nach Christi Geburt 1547 ..."
Um das Jahr 1780 herum, soll die mennonitische Bevölkerung in Preußen 13.000 Personen betragen haben.
Informationen aus folgenden Büchern:
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