1. Dezember 1825: Der Tod des Zaren Alexander I. in Taganrog
- Redaktion

- vor 6 Tagen
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Als am 1. Dezember 1825 die Nachricht aus dem südlichen Hafenstädtchen Taganrog eintraf, erschütterte sie das Russische Reich bis ins Mark: Zar Alexander I. war gestorben – überraschend, fern der Hauptstadt und unter Umständen, die sofort Raum für Gerüchte boten.

Alexander, seit 1801 Kaiser von Russland, hatte sich im Herbst 1825 nach Taganrog zurückgezogen, in der Hoffnung, der Gesundheit seiner schwer erkrankten Gemahlin näher am milden Klima des Asowschen Meeres etwas Gutes zu tun. Doch während des Aufenthalts wurde der Zar selbst von einem plötzlich einsetzenden Fieber befallen. Nur wenige Tage später erlag er der Krankheit.

Gerüchte und Spekulationen
Die offizielle Diagnose lautete auf Typhus – eine in jener Zeit verbreitete und oft tödliche Krankheit. Zeitgenossen aber wollten sich mit dieser Erklärung nicht zufriedengeben. Die überraschende Nachricht, die Entfernung vom Hof und die strikte Abschottung des Kranken führten rasch zu Spekulationen:
Einige sprachen von einer Verschwörung innerhalb adeliger Kreise, die den als unberechenbar und religiös-schwärmerisch geltenden Herrscher beseitigt habe.
Andere deuteten den Tod als inszeniertes Verschwinden: Alexander, so eine Legende, sei des Herrschens müde gewesen und habe als sibirischer Einsiedler weitergelebt – ein Motiv, das sich lange im Volksglauben hielt.
Historische Belege für einen Mord oder eine Inszenierung existieren nicht. Dennoch zeigen die Gerüchte, wie tief die Verunsicherung im Reich war – nur wenige Wochen später sollte der Dekabristenaufstand diese Unruhe dramatisch sichtbar machen.
Die Mennoniten im Russischen Reich – und Alexanders ausdrückliche Bestätigung ihrer Privilegien
Weit entfernt vom politischen Zentrum, in den fruchtbaren Steppengebieten südlich des Dnepr, lebten jene mennonitischen Gemeinschaften, die seit dem späten 18. Jahrhundert aus Preußen nach Russland eingewandert waren. Sie taten dies auf Grundlage des Einladungsmanifestes Katharinas II. (1763), das ihnen Religionsfreiheit, Selbstverwaltung, eigene Schulen, wirtschaftliche Autonomie und vor allem dauerhafte Befreiung vom Militärdienst zusicherte.
Unter Alexander I. erhielten diese Siedlungen nicht nur Ruhe und Raum zur wirtschaftlichen Entfaltung, sondern auch eine wichtige politische Rückversicherung:
Alexander I. bestätigte die mennonitischen Privilegien ausdrücklich – schriftlich und mehrfach.
Bereits zu Beginn seiner Regierung wurde der Status der Kolonien überprüft, da manche Beamte und Militärs die weitgehenden Freistellungen infrage stellten. Die Mennoniten reagierten mit sorgsamer, höflicher Petitionierung. Alexander beauftragte Untersuchungen, ließ Berichte erstellen und entschied schließlich eindeutig zu ihren Gunsten:
1817 bestätigte der Zar die bestehenden Rechte der Mennoniten offiziell, darunter die Militärdienstbefreiung, die freie Wahl ihrer Ältesten, Selbstverwaltung in Schul- und Gemeindefragen sowie Steuervergünstigungen.
Er gestattete den Kolonien zudem die weitere Expansion, woraus u. a. neue Dörfer in der Molotschna-Kolonie entstanden.
Mehrere mennonitische Delegationen wurden am Hof empfangen; Alexander schätzte ihren Ruf als fleißige, friedliebende und wirtschaftlich verlässliche Siedler.
Diese Bestätigungen schufen ein Klima großer Sicherheit – ein Schutzschirm, unter dem die mennonitischen Gemeinden wachsen konnten und schließlich zu einer bedeutenden landwirtschaftlichen Kraft im Süden des Imperiums wurden.
Reaktionen auf Alexanders Tod
Als 1825 die Nachricht vom Tod des Zaren eintraf, verfolgten die Mennoniten das Ereignis mit besonderer Aufmerksamkeit. Denn Alexanders persönliche Bestätigungen galten als tragende Säulen ihrer Stellung im Reich. Jede Thronfolgeunsicherheit weckte die Sorge, ob ein neuer Herrscher die eingeschlagenen Wege fortsetzen würde.

Die dynastische Krise, die Alexanders Tod auslöste, beruhigte sich schließlich, und seine Nachfolger hielten zunächst an seinen Zusagen gegenüber den Mennoniten fest. Doch die Besorgnis der Mennoniten war nicht unbegründet: Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann das System der Privilegien zu bröckeln – umso deutlicher erscheint Alexander I. rückblickend als jener Zar, der ihnen die stabilste Phase ihres russischen Jahrhunderts verschaffte.

Informationen zusammengestellt aus wikipedia




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