Tag des Museums 2025: Plov und Geschichte
- Klaus Klaassen
- vor 20 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Stunden

Am Sonntag den 18. Mai hatte das Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte zu kostenlosen Führungen eingeladen. Zum Mittagessen gab es "Plov", ein unter Mennoniten gut bekanntes Gericht.

Vor dem Mittagessen und auch im Anschluss gab es Gelegenheit an den Führungen im Museum teilzunehmen. Beim Mittagessens gab es eine gute Gemeinschaft, wo lebhaft über die eigene Herkunft und Vergangenheit gesprochen wurde.

Das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold, gegründet 1996 von Otto Hertel, ist das erste und einzige Museum in Deutschland, das sich ausschließlich der Kultur und Geschichte der Russlanddeutschen widmet. Zu diesen Russlanddeutschen gehören auch die Mennoniten.

Die Dauerausstellung „Ausgepackt – einwandern, auswandern, ankommen“ widmet sich der Geschichte der Russlanddeutschen. Sie beantwortet Fragen wie „Wer sind die Russlanddeutschen?“, „Wo kommen sie her?“ und „Warum werden sie manchmal auch Spät-Aussiedler, Kolonisten oder Deutsche aus Russland genannt?“.

Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Etagen mit insgesamt 500 Quadratmetern und präsentiert eine rund 250-jährige Geschichte, die von Neuanfängen, Erfolgen und Reichtum, aber auch von Verfolgung, Ausgrenzung und Rückschlägen berichtet.

Im Jahr 2022 wurde die Dauerausstellung vollständig überarbeitet. Ein Highlight ist ein über 100 Jahre altes Harmonium, das von den Besuchern nicht nur berührt, sondern auch gespielt werden kann.

Dies bietet eine seltene Gelegenheit, einzigartiges Kulturgut hautnah zu erleben. Ergänzt wird die Ausstellung durch aufwendige Medieninstallationen, die beispielsweise einen spannenden Einblick in das Alltagsleben eines kleinen, frühneuzeitlichen Dorfes an der Wolga ermöglichen. Auch sind viele Exponate aus dem Alltagsleben der deutschen Siedler in Russland zu sehen.

Inhaltlich erschließt die Ausstellung Neuland, indem sie die Geschichte der Russlanddeutschen exemplarisch für eine globale und gesamtgesellschaftliche Migrationsgeschichte darstellt.
Biografische und sozialgeschichtliche Erzählungen werden aufgewertet, und eine Vielzahl von Zeitzeugen berichten ihre Geschichte aus erster Hand. Ein Beispiel, ist die Verbreitung des Namens Eugen unter den Russlanddeutschen, der sehr oft verwendet wird.
Die Ausstellung veranschaulicht Phänomene von Migration und Integration, die mittlerweile jeden vierten Menschen in Deutschland betreffen. Besonders die Exponate im Bereich Kunst und Erinnerungskultur lassen den Besuchern Interpretationsspielraum für eigene Emotionen und Erfahrungen. Gefühlslagen von Abschied und Neuanfang werden universell nachvollziehbar.
Die Sonderausstellung „Constructing Identity“ beschäftigt sich mit der Frage, wer die Russlanddeutschen sind. Über die Jahrzehnte hinweg wurden verschiedene Beschreibungen dieser Gruppe entwickelt, doch die Ausstellung zeigt, dass es keine einfache Antwort gibt. Auf über 70 Quadratmetern werden Bilder, Akteure und Exponate aus öffentlichen und privaten Kontexten gegenübergestellt, um zu verdeutlichen, wie Vorstellungen von Eigenem und Fremdem entstehen.
Obwohl die Mennoniten nur 10% der Russlanddeutschen ausmachen, kommen mennonitische Aspekte in den Ausstellungen immer wieder zum Vorschein. So manches Ausstellungsstück stammt aus den mennonitischen Kolonien, wie beispielsweise Dachziegel, welche von Mennoniten hergestellt worden sind.

Auch die Auslebung des Glaubens in Zeiten der Unterdrückung findet in der Ausstellung einen Platz.

Bibeln und andere geistliche Literatur waren in Russland schwer zu bekommen. Teilweise sind die geschmuggelt worden. So war eine Bibel für die Gläubigen ein wertvoller Besitz. Gesangbücher gab es auch keine und so wurden diese von Hand abgeschrieben.

In der Sowjetunion wurden die Kirchen geschlossen und die Gebäude einer anderen Nutzung zugeführt. So geschehen mit der mennonitischen Kirche in Grünfeld, die 1929 geschlossen wurde. Das Gebäude wurde später als Getreidespeicher, Viehstall, Klubhaus und Kino benutzt. Seit den 1990er-Jahren nutzt die orthodoxe Kirche das Gebäude wieder als Gotteshaus.

Ein Bild von den Mennoniten, die 1930 als letzte Gruppe Russland verlassen konnten, zeigt, wie die Mennoniten Russland sahen und welche Erwartungen mit den Auswandern in den Westen verbunden waren.

Wenn sich Menschen entschließen ihr Heimatland zu verlassen und woanders hinzuziehen, können die materiellen Güter, soweit vorhanden, oft mitgenommen werden. Was nicht mitgenommen werden kann, sind die verstobenen Vorfahren.

So waren die Gräber oft der letzte Ort der vor der Auswanderung aufgesucht wurde, um sich von den Vorfahren symbolisch "verabschieden" zu können. Die Gräber, soweit über die Jahre erhalten, sind dann die stummen Zeugen der einstigen Bewohner.
Ein Besuch im Museum wird so zu einer Auseinandersetzung mit eigener und fremder Vergangenheit und fördert gegenseitiges Verständnis innerhalb der Gesellschaft.
Georgstraße 2432756 Detmold
05231 9216900
Öffnungszeiten
Di.-Fr.: 14:00-17:00 Uhr
Samstag: 10:00-16:00 Uhr
Comentarios