top of page

Tag des Museums 2025: Plov und Geschichte

Aktualisiert: vor 2 Stunden


Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte
Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte

Am Sonntag den 18. Mai hatte das Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte zu kostenlosen Führungen eingeladen. Zum Mittagessen gab es "Plov", ein unter Mennoniten gut bekanntes Gericht.


Originaler Kasan in dem auf traditionelle Art "Plov" zubereitet wurde.
Originaler Kasan in dem auf traditionelle Art "Plov" zubereitet wurde.

Vor dem Mittagessen und auch im Anschluss gab es Gelegenheit an den Führungen im Museum teilzunehmen. Beim Mittagessens gab es eine gute Gemeinschaft, wo lebhaft über die eigene Herkunft und Vergangenheit gesprochen wurde.


Vor dem Museum ließen sich die Besucher bei lebhaften Gesprächen den "Plov" schmecken
Vor dem Museum ließen sich die Besucher bei lebhaften Gesprächen den "Plov" schmecken

Das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold, gegründet 1996 von Otto Hertel, ist das erste und einzige Museum in Deutschland, das sich ausschließlich der Kultur und Geschichte der Russlanddeutschen widmet. Zu diesen Russlanddeutschen gehören auch die Mennoniten.


Transportkiste aus Holz wo bei den Wanderungen die persönlichen Habseligkeiten verstaut wurden
Transportkiste aus Holz wo bei den Wanderungen die persönlichen Habseligkeiten verstaut wurden

Die Dauerausstellung „Ausgepackt – einwandern, auswandern, ankommen“ widmet sich der Geschichte der Russlanddeutschen. Sie beantwortet Fragen wie „Wer sind die Russlanddeutschen?“, „Wo kommen sie her?“ und „Warum werden sie manchmal auch Spät-Aussiedler, Kolonisten oder Deutsche aus Russland genannt?“.


Ausstellung „Ausgepackt – einwandern, auswandern, ankommen“
Ausstellung „Ausgepackt – einwandern, auswandern, ankommen“

Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Etagen mit insgesamt 500 Quadratmetern und präsentiert eine rund 250-jährige Geschichte, die von Neuanfängen, Erfolgen und Reichtum, aber auch von Verfolgung, Ausgrenzung und Rückschlägen berichtet.

Ernte im Dorf Glückstal 1912
Ernte im Dorf Glückstal 1912

Im Jahr 2022 wurde die Dauerausstellung vollständig überarbeitet. Ein Highlight ist ein über 100 Jahre altes Harmonium, das von den Besuchern nicht nur berührt, sondern auch gespielt werden kann.


Harmonium aus den USA zwischen 1870 und 1917, dann bis 1991 in der Sowjetunion in Benutzung
Harmonium aus den USA zwischen 1870 und 1917, dann bis 1991 in der Sowjetunion in Benutzung

Dies bietet eine seltene Gelegenheit, einzigartiges Kulturgut hautnah zu erleben. Ergänzt wird die Ausstellung durch aufwendige Medieninstallationen, die beispielsweise einen spannenden Einblick in das Alltagsleben eines kleinen, frühneuzeitlichen Dorfes an der Wolga ermöglichen. Auch sind viele Exponate aus dem Alltagsleben der deutschen Siedler in Russland zu sehen.


Alltagsgegenstände: Holzschale, Essteller, Suppenteller, Holzlöffel, Wasserkessel
Alltagsgegenstände: Holzschale, Essteller, Suppenteller, Holzlöffel, Wasserkessel

Inhaltlich erschließt die Ausstellung Neuland, indem sie die Geschichte der Russlanddeutschen exemplarisch für eine globale und gesamtgesellschaftliche Migrationsgeschichte darstellt.


Biografische und sozialgeschichtliche Erzählungen werden aufgewertet, und eine Vielzahl von Zeitzeugen berichten ihre Geschichte aus erster Hand. Ein Beispiel, ist die Verbreitung des Namens Eugen unter den Russlanddeutschen, der sehr oft verwendet wird.


Die Ausstellung veranschaulicht Phänomene von Migration und Integration, die mittlerweile jeden vierten Menschen in Deutschland betreffen. Besonders die Exponate im Bereich Kunst und Erinnerungskultur lassen den Besuchern Interpretationsspielraum für eigene Emotionen und Erfahrungen. Gefühlslagen von Abschied und Neuanfang werden universell nachvollziehbar.


Die Sonderausstellung „Constructing Identity“ beschäftigt sich mit der Frage, wer die Russlanddeutschen sind. Über die Jahrzehnte hinweg wurden verschiedene Beschreibungen dieser Gruppe entwickelt, doch die Ausstellung zeigt, dass es keine einfache Antwort gibt. Auf über 70 Quadratmetern werden Bilder, Akteure und Exponate aus öffentlichen und privaten Kontexten gegenübergestellt, um zu verdeutlichen, wie Vorstellungen von Eigenem und Fremdem entstehen.


Obwohl die Mennoniten nur 10% der Russlanddeutschen ausmachen, kommen mennonitische Aspekte in den Ausstellungen immer wieder zum Vorschein. So manches Ausstellungsstück stammt aus den mennonitischen Kolonien, wie beispielsweise Dachziegel, welche von Mennoniten hergestellt worden sind.


Rechts: Hohlziegel für Dächer und Zäune aus der Kolonie Molotschna 1917. Links: Dachziegel mit Inschriften der Fabriken, hier Wilms, Petershagen
Rechts: Hohlziegel für Dächer und Zäune aus der Kolonie Molotschna 1917. Links: Dachziegel mit Inschriften der Fabriken, hier Wilms, Petershagen

Auch die Auslebung des Glaubens in Zeiten der Unterdrückung findet in der Ausstellung einen Platz.

Gottesdienst im Freien. Das Studium der Bibel war verboten, deshalb treffen sich die Gläubigen im Wald
Gottesdienst im Freien. Das Studium der Bibel war verboten, deshalb treffen sich die Gläubigen im Wald

Bibeln und andere geistliche Literatur waren in Russland schwer zu bekommen. Teilweise sind die geschmuggelt worden. So war eine Bibel für die Gläubigen ein wertvoller Besitz. Gesangbücher gab es auch keine und so wurden diese von Hand abgeschrieben.


Bibel mit Lederumschlag und ein handgeschriebenes Liederbuch
Bibel mit Lederumschlag und ein handgeschriebenes Liederbuch

In der Sowjetunion wurden die Kirchen geschlossen und die Gebäude einer anderen Nutzung zugeführt. So geschehen mit der mennonitischen Kirche in Grünfeld, die 1929 geschlossen wurde. Das Gebäude wurde später als Getreidespeicher, Viehstall, Klubhaus und Kino benutzt. Seit den 1990er-Jahren nutzt die orthodoxe Kirche das Gebäude wieder als Gotteshaus.


Wandfragment der mennonitischen Kirche in Grünfeld die 1929 geschlossen wurde.
Wandfragment der mennonitischen Kirche in Grünfeld die 1929 geschlossen wurde.

Ein Bild von den Mennoniten, die 1930 als letzte Gruppe Russland verlassen konnten, zeigt, wie die Mennoniten Russland sahen und welche Erwartungen mit den Auswandern in den Westen verbunden waren.

Von Mennoniten gemaltes Bild über die Auswanderung von Russland  nach Deutschland.
Von Mennoniten gemaltes Bild über die Auswanderung von Russland nach Deutschland.

Wenn sich Menschen entschließen ihr Heimatland zu verlassen und woanders hinzuziehen, können die materiellen Güter, soweit vorhanden, oft mitgenommen werden. Was nicht mitgenommen werden kann, sind die verstobenen Vorfahren.

Familie am Grab vor der Abreise
Familie am Grab vor der Abreise

So waren die Gräber oft der letzte Ort der vor der Auswanderung aufgesucht wurde, um sich von den Vorfahren symbolisch "verabschieden" zu können. Die Gräber, soweit über die Jahre erhalten, sind dann die stummen Zeugen der einstigen Bewohner.


Ein Besuch im Museum wird so zu einer Auseinandersetzung mit eigener und fremder Vergangenheit und fördert gegenseitiges Verständnis innerhalb der Gesellschaft.



Georgstraße 2432756 Detmold

05231 9216900


Öffnungszeiten

Di.-Fr.: 14:00-17:00 Uhr

Samstag: 10:00-16:00 Uhr

Comentarios


Mit dieser Internetseite möchten wir den internationalen Erfahrungsaustausch und die gegenseitige Unterstützung über Ländergrenzen hinweg fördern.

Wir laden alle Besucher herzlich ein, Feedback zu geben, Korrekturen vorzuschlagen oder eigene Beiträge einzureichen.

Bei Fragen, Kommentaren oder Anregungen können Sie uns gerne kontaktieren.


WhatsApp:
00598 98072033
Uruguay-98072033


info@mennoniten-weltweit.info

WhatsApp.webp
telegram-icon-6896828_640.png
Mennoniten: Arbeite und hoffe
bottom of page