Spurensuche im Bonhoeffer-Haus
- Andreas Tissen
- 2. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Als Familie besuchen wir das ehemalige Wohnhaus von Dietrich Bonhoeffer in Berlin. Früher ein geheimer Treffpunkt für Gegner des Nationalsozialismus – heute eine lebendige Erinnerungs- und Begegnungsstätte.

Ein Ort voller Geschichte
In Bonhoeffers ehemaligem Wohnzimmer erzählt heute eine kleine, aber dichte Ausstellung von den Stationen seines kurzen Lebens. Mit nur 39 Jahren wurde er von den Nazis ermordet.

Starke Worte, stiller Ort
Wir lauschen gespannt den Erzählungen von Gottfried Brezger, dem Vorsitzenden der Gedenkstätte. Er berichtet vom Leben Bonhoeffers, seiner Theologie und seiner bleibenden Bedeutung bis heute.

Bekennender Christ, unbequemer Zeitgenosse
Weltweit bekannt ist Dietrich Bonhoeffer als Pfarrer der „Bekennenden Kirche“ und als entschiedener Mahner zum Frieden – mitten in einer Zeit der Gewalt.

Wo Gedanken zu Taten wurden
Im Dachgeschoss entdecken wir Bonhoeffers Studierzimmer. Hier schrieb er seine bekanntesten Werke – zur Nachfolge Jesu und zum Widerstand gegen das Nazi-Regime.

Zwischen Büchern und Entscheidungen
Hinter seinem Schreibtisch stehen Bücher über Theologie, Philosophie und klassische Literatur. Einige davon durfte er sogar ins Gefängnis mitnehmen. Doch Bonhoeffer blieb nicht beim Lesen – er handelte.

Ein besonderer Moment
Gottfried Brezger erlaubt uns, auf dem originalen Flügel von Dietrich Bonhoeffer zu spielen. An diesem Instrument saß einst der Theologe selbst, suchte Trost und Ausdruck in der Musik.

Bonhoeffer und die Mennoniten
Ein spannender Vergleich: Bonhoeffers Ethik hat viele Parallelen zur Haltung der Mennoniten – etwa in Fragen der Nachfolge, Friedensethik und Gemeindeverständnis. Doch im konkreten Widerstand ging er weiter als viele Mennoniten es je gewagt hätten.

Bonhoeffer: Schuld aus Liebe
Bonhoeffer war überzeugt, dass man im Dienst am Nächsten sogar Schuld auf sich nehmen darf – oder muss. In seinem Buch Ethik schrieb er:
„Wer in der Welt leben will, der muss sich nicht nur vor Schuld bewahren wollen, sondern Schuld tragen.“
Mennoniten: Standhalten ohne Gewalt
Für viele Mennoniten ist klar: Gewalt ist keine Option – selbst wenn es bedeutet, dass man selbst leidet oder anderen nicht helfen kann. Sie glauben, dass das treue Aushalten und das friedliche Zeugnis stärker wirken als jede Gegenwehr. Der mennonitische Theologe Gordon Kaufman:
„Gott wirkt nicht durch Gewalt – warum sollten wir es tun?“
Schlussgedanke
Bonhoeffers Lebensweg fordert heraus – bis heute. Sein Mut, seine Fragen, seine Entscheidungen berühren tief. Unser Besuch im Bonhoeffer-Haus war nicht nur eine historische Spurensuche, sondern eine persönliche Auseinandersetzung mit der Frage: Was heißt es, heute Jesus nachzufolgen?

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