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Schwarzenauer Brüder: Abseits der Mehrheits-Gesellschaft

Aktualisiert: 3. Juli

Auf der Suche nach Täuferspuren in meiner Umgebung, bin ich auf die Bewegung der  „Schwarzenauer Brüder“ gestoßen, die im westfälischen Schwarzenau gegründet wurde.

traditionelle Kleidung der Schwarzenauer Brüder in den USA
traditionelle Kleidung der Schwarzenauer Brüder in den USA

Kleidung als Marke der Bewegung

Die „Schwarzenauer Brüder“ sind heute nur in den USA zu finden, haben aber ihren Ursprung in Deutschland. Die Bewegung hat sich dort sehr unterschiedlich entwickelt. So gibt es dort sehr liberale Gruppen, bei denen das Herkunftsprofil der Bewegung kaum zu erkennen ist, bis hin zur konservativsten Gruppe aller „Schwarzenauer Brüder“, die bis heute sowohl am Gebrauch von Kutschen als auch an Pferden für die Feldarbeit fest hält. Auf dem Foto ist die Originalkleidung ehemaliger Mitglieder ausgestellt. Als Gruppe alter Ordnung ähnelt sie in vielen dem Amischen.


Alexander Mack (1679 - 1735)
Alexander Mack (1679 - 1735)

Suche nach korrekter Taufpraxis

Alexander Mack (1679 – 1735) gilt von Anfang an als Leiter der Gruppe. Er wurde als Sohn einer wohlhabenden Müllerfamilie in Schriesheim geboren. Nachdem er zu den Pietisten übergetreten ist, begann für ihn eine Zeit der Verfolgung und Flucht. Mack verkaufte sein Erbteil und fand Aufnahme bei Graf Heinrich Albert in Schwarzenau. Hier gehörte er zu einem Kreis, der intensiv über die Rechtmäßigkeit der kirchlichen Taufpraxis diskutierte. Sie kamen zu der Auffassung, sich durch dreimaliges Untertauchen in einem fließenden Gewässer taufen zu lassen. Damit trennten sie sich von den Pietisten und Gründeten eine eigene täuferische Bewegung, die „Schwarzenauer Brüder“ oder auch Tunker genannt wurde.


Ehemalige Wassermühle, in der Alexander Mack arbeitete.
Ehemalige Wassermühle, in der Alexander Mack arbeitete.

Schwarzenauer Erinnerungsorte

Ehemalige Wassermühle, in der Alexander Mack während seiner Zeit in Schwarzenau gearbeitet hat. Heute werden hier Gästezimmer vermietet. Diese und weitere Erinnerungsorte werden heute vom Schwarzenauer Heimatverein und den Schwarzenauer Brüdern wach gehalten.


Am Hang: Oberes Hüttental bei Schwarzenau
Am Hang: Oberes Hüttental bei Schwarzenau

Vorübergehende Heimat

Im oberen Hüttental bei Schwarzenau (am Hang) ließen sich seit ca. 1698 viele religiös verfolgte Siedler nieder. Sie wohnten nur in einfachen und ärmlichen Hütten, so entstand der Name „Hüttental“. Aus diesen Geflüchteten entstand die neue Bewegung: Die Schwarzenauer Brüder.


Schloss Schwarzenau
Schloss Schwarzenau

Gottesdienst im Schloss Schwarzenau

Hier versammelte sich die immer größer werdende Gruppe der „Schwarzenauer Brüder“ zum Gottesdienst. Graf Heinrich Albert erlaubte ihnen sich im Ort niederzulassen und einige Gebäudeteile seines Schosses für Versammlungen zu nutzen. Das änderte sich als es wenige Jahre später einen Herrschaftswechsel gab und die „Schwarzenauer Brüder“ Schwarzenau wieder verlassen mussten. Die Mittglieder der Bewegung wanderten in mehreren Gruppen alle nach Amerika aus und zählen dort heute mehrere hunderttausend Mitglieder.


Erste Taufe der Schwarzenauer Brüder 1708
Erste Taufe der Schwarzenauer Brüder 1708

Gründungsmoment im August 1708

Acht Erwachsene wurden in der Eder bei Schwarzenau mittels Untertauchen getauft. Die so neu entstandene Gruppe nannte sich selbst „Brüder“. Bald breitete sich die Bewegung auch in andere Landesteile wie die Pfalz und die Wetterau aus. Missionare wurden bis nach Württemberg und die Schweiz entsandt.


Eder-Wasser und Fluss Eder in Schwarzenau
Eder-Wasser und Fluss Eder in Schwarzenau

Echtes Eder-Wasser

Heute kommen die Nachfahren der Bewegung scharenweise aus den USA hierhin, um die Stelle der ersten Taufe zu besichtigen. Viele nehmen als Andenken so ein Fläschchen mit Wasser aus der Eder mit nach Hause.


Wohnhaus von Alexander Mack, Schwarzenau
Wohnhaus von Alexander Mack, Schwarzenau

Bibel von Alexander Mack entdeckt

In diesem Haus soll Alexander Mack gelebt haben, als er sich in Schwarzenau aufhielt. Vor einigen Jahrzehnten wurde hier bei Umbauarbeiten eine Bibel mit Randnotizen von Alexander Mack gefunden. Danach wurde hier ein Museum über die Anfänge der Bewegung eingerichtet. Heute wird dieses Haus regelmäßig von zahlreichen Mitgliedern der Bewegung aus den USA aufgesucht. Man könnte meinen es wäre eine „christliche Pilgerstätte“.


Museumswart Christoph Marburger im Alexander-Mack-Museum
Museumswart Christoph Marburger im Alexander-Mack-Museum

300 Jahre Zeitreise

Museumswart Christoph Marburger vom örtlichen Heimatverein, hat sich drei Stunden für uns Zeit genommen und durch das Museum und den Ort Schwarzenau geführt. Es war eine wirklich spannende Zeitreise durch die letzten 300 Jahre Schwarzenaus. Herzlichen Dank an Christoph Marburger.


Alexander-Mack-Museum in Schwarzenau
Alexander-Mack-Museum in Schwarzenau

Aus Pietisten werden Täufer

Im Museum werden zahlreiche Schriften von und über „Schwarzenauer Brüder“ ausgestellt. Eine eigene Bibelübersetzung der „Radikal-Pietisten“ hat mich besonders überrascht. Diese besteht aus mehreren Bänden und ist mit zahlreichen Kommentaren versehen. Aus dieser „radikalpietistischen Bewegung“ gingen die „Schwarzenauer Brüder“ hervor, deren Gemeinschaft tiefe Wurzeln im Täufertum hat. Tatsächlich sind Kontakte zu Mennoniten bekannt, vor allem nach Krefeld. Diese Glaubensgeschwister halfen den verfolgten Brüdern später auch nach Amerika auszuwandern. Viele der Gedanken von Alexander Mack sind direkt aus den Schriften von Menno Simons entnommen, insbesondere aus dessen Fundamentbuch.


Alexander-Mack-Museum, Schwarzenau
Alexander-Mack-Museum, Schwarzenau

Gegen den Strom: Mut zur Nonkonformität in einer angepassten Welt

Die Schwarzenauer Brüder leben nach dem Prinzip der Nonkonformität. Für sie heißt das, sich nicht nach weltlichen Trends oder Meinungen zu richten, sondern konsequent nach christlichen Werten zu leben.

In der heutigen Gesellschaft könnte das bedeuten, sich nicht von den neuesten Moden oder Mehrheitsmeinungen beeinflussen zu lassen, sondern mutig zu den eigenen Überzeugungen zu stehen – auch wenn das unpopulär ist. In ethischen Fragen würde dies bedeuten, nicht dem Mainstream zu folgen, sondern sich an biblischen Prinzipien zu orientieren, selbst wenn man dafür auf Kritik stößt.

Es geht darum, keine Angst zu haben, "anders" zu erscheinen. Nonkonformität im Alltag könnte bedeuten, dass man Entscheidungen auf Glaubensgrundlagen stützt – sei es in der Kindererziehung, im verantwortungsvollen Konsumverhalten oder im Umgang mit Mitmenschen. Mutig und standhaft zu handeln, auch wenn es andere nicht verstehen, ist eine Herausforderung – doch es ermöglicht ein authentisches Leben im Einklang mit dem christlichen Glauben.


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