Mennonitische Kirche Haarlem, Niederlanden
- Klaus Klaassen
- 17. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Mai

Die Mennoniten in Haarlem haben eine lange und bewegte Geschichte. Die ersten Täufer kamen um 1530 nach Haarlem, und einige von ihnen, wie Ioriaen Simons und Anneken Ogiers, wurden als Märtyrer hingerichtet.

Mit der Zeit führte eine tolerantere Religionspolitik dazu, dass die Mennoniten Bürgerrechte erhielten. Wohlhabende Mennoniten aus Amsterdam kauften Landhäuser in Haarlem und trugen zur Entwicklung der Stadt bei.

Die "Doopsgezinde kerk (Taufgesinnte Kirche)" in Haarlem ist eine historische Mennonitenkirche aus dem 17. Jahrhundert. Sie wurde als versteckte Kirche gebaut, da sie sich zwischen mehreren Straßen befindet und von außen nicht sofort als Kirche erkennbar ist.
Ursprünglich wurde sie im Jahre 1683 erbaut, mit einem schmalen Eingang in der Peuzelaarsteeg. 1717 wurde ein größerer Eingang in der Frankestraat geschaffen, und 1757 kam ein modernes, aber unauffälliges Eingangstor an der Grote Houtstraat hinzu.

Im Laufe der Jahrhunderte erwarb die Kirche fast den gesamten Häuserblock, in welchem in der Mitte das Kirchengebäude stand. Die einzelnen Gebäude sind durch Gänge verbunden. Ein großes Haus in der Frankestraat, das „Huis ter Kleef“, wurde als Waisenhaus genutzt.

Pieter Teyler van der Hulst, ein Mitglied der Kirche, erwarb ein Haus an der Ecke Peuzelaarsteeg und Grote Houtstraat und vermietete es an die Niederländische Gesellschaft der Wissenschaften für deren Museum, das 1777 als erstes Museum in Haarlem eröffnet wurde. In diesem Gebäude befindet sich heute die Bibliothek der Kirchengemeinde.
Die Architektur der Kirche hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, um den Bedürfnissen der Gemeinde gerecht zu werden. Der Innenraum der Kirche ist schlicht und funktional, was typisch für Mennonitenkirchen ist, die oft auf übermäßigen Schmuck und Verzierungen verzichten. Diese Veränderungen zeigen, wie die Architektur der Kirche sich an die Bedürfnisse und die wachsende Gemeinde angepasst hat, während sie gleichzeitig ihre historische und kulturelle Bedeutung bewahrt hat.

Diese Kirche hat, wie für mennonitische Kirchen üblich, auch eine Orgel. Die Säulen, die das Kirchendach stützen, sind aus Marmor und zeugen von einer wohlhabenden Gemeinde.

Die Diakonie spielte eine zentrale Rolle im Leben der Mennoniten. Sie unterstützten Arme und Benachteiligte, errichteten „Hofjes“ für Witwen und betrieben eigene Waisenhäuser und Grundschulen bis in die 1950er Jahre.
Im 20. Jahrhundert bauten sie moderne Altersheime, um den Bedürfnissen der älteren Gemeindemitglieder gerecht zu werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Gemeinde ein Wachstum, da sie während des Krieges Solidarität zeigte und Untergetauchten half. Seit den 1960er Jahren ist die Mitgliederzahl jedoch rückläufig. Aktuell zählt die Gemeinde ca. 500 Mitglieder. Allerdings sind in den regelmäßigen Gottesdiensten nur ca. 50 Besucher. Dieses liegt unter anderem daran, dass viele Mitglieder der Gemeinde bereits ein fortgeschrittenes Alter erreicht haben.

Heute engagieren sich die Mennoniten weiterhin in verschiedenen sozialen Aktivitäten und pflegen Beziehungen zu anderen Gemeinden. Über einen Fond werden verschiedene Projekte finanziert.

Neben dem Kirchengebäude befindet sich die Bibliothek, welche immer noch von den Mennoniten betrieben wird. In dieser Bibliothek ist die Geschichte der Gemeinde bis ins 17. Jahrhundert dokumentiert. Hier können alte Gemeindebücher und Protokolle eingesehen werden.

Auch verfügt die Bibliothek über eine Reihe von alten Bibeln, darunter auch mehrere Exemplare der Biestkens Bibel (Mennonitische Bibel). Der Märtyrerspiegel kann hier auch in verschiedenen Auflagen eingesehen werden.

Diese Bibliothek ist öffentlich zugänglich und kann von Besuchern nach Absprache besucht werden. Es ist ein erhebendes Erlebnis in 500 Jahre alten Büchern blättern zu können.

Zusätzlich zu dieser architektonischen Entwicklung gibt es auch einige bedeutende Persönlichkeiten, die mit der mennonitischen Kirche verbunden sind:
Joriaen Simonsz (1557): Ein früher Märtyrer, dessen Bücher von Unterstützern aus dem Feuer gerettet wurden.
Pieter Teyler van der Hulst: Ein bedeutender Förderer der Wissenschaft und Mitglied der Kirche, der das erste Museum in Haarlem gründete.

Jansje van Goor und Johanna Schellingerhout: Wichtige Figuren in der Geschichte der Gemeinde, die für ihre Beiträge zur Gemeinschaft bekannt sind.
Die in der Bibliothek vorhandenen Bücher, Dokumente und Unterlagen unterstreichen die reiche Geschichte der Mennoniten und den kulturellen Einfluss der Doopsgezinde kerk in Haarlem.
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