Internationaler Drogentag: Auch Mennoniten sind betroffen
- Della Klaassen

- 25. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Am heutigen Internationalen Tag gegen Drogenmissbrauch richtet sich der Blick der Welt auf die wachsende Bedrohung durch Suchtmittel – eine Krise, die längst nicht mehr nur urbane Zentren betrifft. Auch in traditionell abgeschiedenen Gemeinschaften wie den Mennoniten in Mexiko und Nordamerika hinterlässt die Drogenproblematik tiefe Spuren.
In den mennonitischen Kolonien rund um Cuauhtémoc, Mexiko, wurde in den letzten Jahren ein besorgniserregender Anstieg des Drogenkonsums unter Jugendlichen beobachtet. Besonders die synthetische Droge „Cristal“ – eine Form von Methamphetamin – hat sich dort rasant verbreitet.

Was ist „Cristal“? „Cristal“ ist der spanische Begriff für Crystal Meth, ein starkes synthetisches Stimulans. Es wirkt leistungssteigernd, unterdrückt Hunger und Müdigkeit, kann aber schnell abhängig machen und schwere körperliche sowie psychische Schäden verursachen.
Warum betrifft das die Mennoniten? In Regionen wie Cuauhtémoc im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua leben große mennonitische Gemeinschaften. Diese Gebiete sind zugleich von Drogenkartellen durchzogen, die dort nicht nur handeln, sondern auch rekrutieren. Einige Berichte zeigen, dass junge Mennoniten in Kontakt mit „Cristal“ kommen – sei es durch Neugier, Gruppenzwang oder Perspektivlosigkeit.

Beispiele aus der Region:
In der Gemeinde Anáhuac wurde mehrfach über Festnahmen von mennonitischen Männern berichtet, die im Besitz von „Cristal“ waren.
Laut einem Bericht von InSight Crime gab es bereits 2013 Fälle, in denen Mennoniten mit dem Drogenkartell von Juárez in Verbindung gebracht wurden.
Die Polizei hat in mehreren Fällen Drogenlabore in der Nähe mennonitischer Kolonien entdeckt oder Personen aus diesen Gemeinschaften wegen Besitzes oder Handels mit Methamphetamin festgenommen.
„Wir haben lange geglaubt, dass unsere Abgeschiedenheit uns schützt. Aber die Realität ist: Die Drogen finden ihren Weg auch zu uns“, sagt Jakob Friesen, ein Lehrer aus der Kolonie Manitoba. „Es ist schwer, mit den Jugendlichen über solche Themen zu sprechen, weil es in unserer Kultur oft als Tabu gilt.“
Die Auswirkungen sind verheerend: Schulabbrüche, familiäre Konflikte und gesundheitliche Schäden nehmen zu. Dr. Erika Klassen, eine Psychologin, die mit mennonitischen Familien in Chihuahua arbeitet, erklärt: „Viele junge Menschen fühlen sich zwischen zwei Welten gefangen – der traditionellen Ordnung und der modernen Versuchung. Drogen bieten eine Flucht, aber sie zerstören mehr, als sie betäuben.“

Die Stadt Cuauhtémoc hat gemeinsam mit mennonitischen Führungspersönlichkeiten das Programm „Drogenfreies Cuauhtémoc“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, durch Aufklärung, Prävention und enge Zusammenarbeit mit den Familien ein Bewusstsein für die Gefahren zu schaffen.
„Es fällt uns schwer, über solche Probleme zu reden – aber Schweigen hilft niemandem“, sagt Anna Wiebe, eine junge Teilnehmerin des Programms. „Ich habe Freunde verloren, weil niemand rechtzeitig hingeschaut hat.“
Der heutige Gedenktag erinnert daran, dass Drogenabhängigkeit kein Randphänomen ist. Sie betrifft Menschen in allen Kulturen, Religionen und Gesellschaftsschichten – auch dort, wo man es am wenigsten erwartet. Die Geschichte der Mennoniten zeigt: Selbst in Gemeinschaften mit starkem Zusammenhalt und klaren moralischen Werten kann die Realität der Drogenkrise nicht ignoriert werden.




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