Bolivien vor den Wahlen: Wirtschaftskrise, politische Spaltung und ein Unternehmer als Hoffnungsträger
- Klaus Klaassen
- 14. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Aug.

Bolivien steht kurz vor den Präsidentschaftswahlen. Am Sonntag den 17. August, und das politische Klima ist geprägt von Unsicherheit, wirtschaftlicher Not und tiefen ideologischen Gräben. Neun Kandidaten treten an, doch keiner dominiert klar die Umfragen. Die Wahl dürfte in eine zweite Runde gehen.
Samuel Doria Medina: Der Unternehmer als Reformer
Der 66-jährige Geschäftsmann Samuel Doria Medina, Kandidat der Mitte-rechts-Koalition Alianza Unidad, führt derzeit die Umfragen mit rund 19 % der Stimmen an. Als ehemaliger Planungsminister und erfolgreicher Unternehmer – unter anderem mit dem Zementkonzern Soboce – präsentiert er sich als wirtschaftlicher Sanierer. Sein Wahlversprechen: Stabilisierung der Wirtschaft in 100 Tagen.

Doria Medina setzt auf marktwirtschaftliche Reformen, darunter die Schließung staatlicher Unternehmen und Sparmaßnahmen, um die Inflation und Devisenknappheit zu bekämpfen. Seine Position als politischer Außenseiter und wirtschaftlicher Experte verschafft ihm Glaubwürdigkeit bei vielen Wählern, die nach Jahren der Krise eine pragmatische Führung suchen.
Doria Medina ist auch für viele Mennoniten in Bolivien der Hoffnungsträger. Er hat nicht nur versprochen, sich für eine bessere wirtschaftliche Entwicklung einzusetzen, sondern er hat auch versprochen den landwirtschaftlichen Sektor zu stärken. Von diesem Versprechen würden die Mennoniten, die hauptsächlich Bauern sind in besonderer Weise profitieren.
Politische Spaltung und das Fehlen großer Namen
Weder der amtierende Präsident Luis Arce noch Ex-Präsident Evo Morales treten zur Wahl an. Morales wurde vom Verfassungsgericht ausgeschlossen, da er bereits drei Amtszeiten absolviert hat. Arce zog seine Kandidatur zurück, um die Spaltung innerhalb der linken Bewegung nicht weiter zu vertiefen.

Die Linke ist zersplittert: Der junge Senatspräsident Andrónico Rodríguez tritt für die Alianza Popular an und versucht, sich als moralische Stimme der Bewegung zu etablieren. Er distanzierte sich sowohl von Arce als auch von Morales, der mit schweren Vorwürfen konfrontiert ist.
Ausblick
Die Wahl am 17. August wird entscheidend für Boliviens Zukunft. Sollte kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichen, kommt es am 19. Oktober zur Stichwahl. Inmitten von wirtschaftlicher Unsicherheit und politischer Polarisierung könnte Samuel Doria Medina zum ersten konservativen Präsidenten seit zwei Jahrzehnten werden – vorausgesetzt, er kann auch in der zweiten Runde überzeugen.
Informationen aus der Zeitung "amerika21" und "buenosairesherald" übersetzt und ergänzt
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