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Beemster-Polder: Meilenstein im Wasserbau mit mennonitischer Unterstützung

Entwässerungsmühlen entlang des Flusses Zaan
Entwässerungsmühlen entlang des Flusses Zaan


Der Beemster-Polder, gelegen in der Provinz Nordholland, ist eines der frühesten und bedeutendsten Beispiele für großflächige Trockenlegung in den Niederlanden. Zwischen 1607 und 1612 wurde der ehemalige Beemster-See, ein durch Torfabbau entstandenes Binnengewässer, mithilfe von 43 Windmühlen trockengelegt.

Entwässerungsmühlen die das dahinter liegende Land entwässern
Entwässerungsmühlen die das dahinter liegende Land entwässern

Der neu gewonnene Polder wurde in einem streng geometrischen Raster aus Parzellen, Wegen und Kanälen angelegt – ein Ausdruck des humanistischen und rationalistischen Weltbildes der Zeit.

Nach der Entwässerung wurden Straßen, Kanäle und Bauernhöfe angelegt
Nach der Entwässerung wurden Straßen, Kanäle und Bauernhöfe angelegt

Das Projekt war teuer, technisch anspruchsvoll und mit hohem Risiko verbunden. Es wurde deshalb von einem Konsortium privater Investoren getragen – darunter auffällig viele mennonitische Kaufleute und Unternehmer aus Amsterdam und Haarlem. Durch dieses Projekt entstand eine Fläche von ca. 70 Quadratkilometer fruchtbares, fettes Weideland. Dieses war eine gute Voraussetzung für die neuen Siedler, darunter auch viele Mennoniten.

Fettes fruchtbares Weideland im Polder
Fettes fruchtbares Weideland im Polder

Mennoniten als Investoren und Organisatoren


Mennoniten waren im 17. Jahrhundert in den Handelsstädten Amsterdam, Hoorn und Haarlem stark vertreten. Sie verfügten trotz religiöser Diskriminierung über bedeutendes Kapital, gute ökonomische Netzwerke und praktisches Wissen in den Bereichen Landwirtschaft, Wasserbau und Mühlenbetrieb.


Zu den mennonitischen Investoren im Beemsterprojekt zählten u. a.:

  • Dirck Jansz. Graeff, ein Amsterdamer Kaufmann und Bürgermeister, dessen Familie mennonitischen Ursprungs war

Dirck Jansz Graeff
Dirck Jansz Graeff
  • Pieter Dircksz. Hasselaer, ebenfalls aus einer mennonitisch geprägten Familie, war stark in der Organisation von Landgewinnungsprojekten involviert

  • Weitere Namen aus dem Umfeld der Doopsgezinden (mennonitische Gemeinden) lassen sich unter den frühen Parzellenkäufern nachweisen


Diese Investoren beteiligten sich nicht nur finanziell, sondern auch organisatorisch – etwa in den „Bewindhebbern“, den Verwaltungsgremien, die über die Parzellierung, Entwässerung und Wartung des Polders entschieden.


Technische und soziale Kompetenz


Neben dem Kapital und der Organisation brachten die Mennoniten auch praktisches Wissen ein:

  • Viele mennonitische Familien waren mit dem Betrieb von Windmühlen vertraut – einer Schlüsseltechnologie zur Trockenlegung

  • Sie hatten Erfahrung mit Polderwirtschaft, da sie in früheren Projekten wie dem Zijpe- oder Schermerpolder tätig waren

  • Ihre religiöse Gemeinschaftsstruktur – geprägt durch Selbstverwaltung, Disziplin und Kooperation – spiegelte sich in der kollektiven Bewirtschaftung des neuen Polders wider


Trockengelegtes Land im Polder
Trockengelegtes Land im Polder

Soziale Aufstiegsmöglichkeiten trotz Ausschlusses


Da die Mennoniten in politischen und kirchlichen Ämtern weitgehend ausgeschlossen blieben, bot ihnen der Beemster-Polder eine alternative Form gesellschaftlicher Teilhabe und Einflussnahme. Der Erwerb von Land bedeutete nicht nur ökonomische Sicherheit, sondern auch Prestige – ohne sich in die offiziellen Machtstrukturen integrieren zu müssen.

Wohlhabende Bauernhöfe entstanden und zeugen noch heute von dem damals entstandenen Wohlstand
Wohlhabende Bauernhöfe entstanden und zeugen noch heute von dem damals entstandenen Wohlstand

Außerdem war der Beemster-Polder religiös relativ tolerant: viele der frühen Bewohner gehörten zu den Doopsgezinden (Taufgesinnten) oder anderen nichtreformierten Gruppen. Insofern wurde der Polder auch zu einem Ort relativer religiöser Autonomie.


Die Beteiligung der Mennoniten am Beemster-Polder war ein Paradebeispiel für ihren Einfluss auf die niederländische Wasserwirtschaft. Trotz gesellschaftlicher Ausgrenzung prägten sie durch Investitionskraft, technisches Know-how und organisatorisches Geschick ein Schlüsselprojekt der niederländischen Landschaftsveränderung mit.

Mennoniten, oft Milchbauern, siedelten sich auch hier an
Mennoniten, oft Milchbauern, siedelten sich auch hier an

Der Beemster steht heute nicht nur als UNESCO-Weltkulturerbe für den Triumph menschlicher Ingenieurskunst über das Wasser, sondern auch für die stille, aber wirkungsvolle Rolle einer religiösen Minderheit in einem der ehrgeizigsten Projekte der niederländischen Geschichte.


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Mennoniten: Arbeite und hoffe
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