Abraham Smith (1815–1894): Pennsylvanischer Kongressabgeordneter und Fürsprecher mennonitischer Siedlungsrechte
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Abraham Smith wurde am 7. März 1815 in Manor Township bei Lancaster, Pennsylvania, geboren. Seine Eltern, Jacob Smith und Elizabeth Herr, gehörten zur deutschsprachigen Bevölkerung Pennsylvanias („Pennsylvania Dutch“), in deren Umfeld auch viele Mennoniten lebten. Als Abraham acht Jahre alt war, starben beide Eltern; er wuchs bei Verwandten in Lancaster County auf – in einer Region, die stark vom Gemeindeleben, von Frömmigkeit und von landwirtschaftlich geprägten Siedlungen bestimmt war.
Früh zeigte sich sein Bildungswille. Smith besuchte vorbereitende Schulen in der Region, studierte anschließend am Dickinson College in Carlisle und schloss dort 1840 ab. Danach studierte er Rechtswissenschaft und wurde 1842 als Anwalt in Lancaster zugelassen. Parallel zu seiner Kanzleiarbeit stieg er in lokale Wirtschafts- und Bildungsstrukturen ein (Bankdirektor, Straßenbaugesellschaften, Treuhänder von Dickinson College und Franklin & Marshall College).
Politisch begann Smith in der Whig-Partei und wurde in den 1840er-Jahren zunächst in das Repräsentantenhaus von Pennsylvania, später in den Staatssenat gewählt. Nach dem Zerfall der Whigs schloss er sich den Republikanern an, die in Pennsylvania besonders im deutschsprachigen Milieu starken Rückhalt hatten.
Kongressabgeordneter und Fürsprecher deutschsprachiger Siedler
1872 wurde Abraham Herr Smith für den 9. Wahlbezirk Pennsylvanias in das US-Repräsentantenhaus gewählt; sein Mandat trat er im März 1873 an. Insgesamt gehörte er bis 1885 sechs Legislaturperioden lang dem Kongress an. In Washington arbeitete er vor allem in finanz- und verwaltungspolitischen Ausschüssen (u. a. Appropriations Committee, War Claims Committee) und galt als sachorientierter, eher nüchterner „Arbeitsabgeordneter“.
Besonders interessant im Blick auf die Mennoniten ist ein Vorgang vom 8. Dezember 1873: An diesem Tag brachte A. Herr Smith im Repräsentantenhaus eine Petition ein, die die Einrichtung bzw. Sicherung von mennonitischen Siedlungsgebieten in Pennsylvania zum Thema hatte. Ähnliche Petitionen wurden auch in Minnesota und Kansas eingebracht.

Hintergrund war die große Auswanderungsbewegung der deutsch-russischen Mennoniten in den 1870er-Jahren. Nach dem Verlust ihrer traditionellen Privilegien im Russischen Reich (u. a. Wehrfreiheit) suchten sie nach neuen Siedlungsräumen in Nordamerika. Eisenbahngesellschaften, Landagenten, aber auch lokale Politiker bemühten sich gleichzeitig, diese disziplinierten, landwirtschaftlich erfahrenen Siedler in ihre Regionen zu ziehen.
Smith, selbst aus einem deutschsprachigen Umfeld stammend und mit den religiösen Minderheiten Pennsylvanias vertraut, wurde so zu einem politischen Ansprechpartner für mennonitische Interessen. Die von ihm eingebrachte Petition steht exemplarisch für seinen Versuch, Siedlungsinteressen, Religionsfreiheit und wirtschaftliche Entwicklung miteinander zu verbinden. Für die Mennoniten bedeutete dies, dass ihre Anliegen – etwa die Frage nach geschlossenem Siedlungsland, nach rechtlicher Sicherheit und nach Schutz ihrer Lebensweise – nicht nur auf Landesebene, sondern bis in den Bundeskongress hinein vertreten wurden.
Dieser mennonitische Bezug bleibt in vielen Kurzbiografien nur eine Randnotiz, ist aber für das Verständnis seiner Rolle im 19. Jahrhundert wichtig: Smith wirkte als Brückenfigur zwischen Washington und den deutschsprachigen, teils mennonitischen Gemeinden in Pennsylvania und darüber hinaus. In einer Zeit, in der viele andere Politiker wenig Interesse oder Verständnis für solche Gruppen hatten, nutzte er seine Position, um deren Anliegen in die nationale Diskussion einzubringen.
Späte Jahre und Vermächtnis
Nach 1885 erhielt Smith keine erneute Nominierung mehr und kehrte vollständig nach Lancaster zurück. Er arbeitete weiter als Anwalt, blieb in Bank- und Hochschulgremien aktiv und führte ein vergleichsweise zurückgezogenes Leben; eine eigene Familie gründete er nicht. Am 16. Februar 1894 starb er im Alter von 78 Jahren in Lancaster und wurde auf dem Woodward Hill Cemetery beigesetzt.
In der Rückschau verbindet man den Namen Abraham Herr Smith vor allem mit drei Bereichen:
Rechts- und Finanzpolitik – als Anwalt, Bankdirektor und Mitglied wichtiger Haushaltsgremien des Kongresses.
Bildung – durch sein jahrzehntelanges Engagement als Treuhänder an Dickinson College und Franklin & Marshall College.
Vermittlerrolle zu deutschsprachigen und mennonitischen Gemeinden – sichtbar insbesondere in der Petition vom 8. Dezember 1873 zur Frage mennonitischer Siedlungsgebiete.
Damit steht er exemplarisch für jene Generation von Pennsylvania-Deutschen, die die Anliegen ihrer Gemeinschaft in die nationale Politik der Vereinigten Staaten trugen.
Quellen:
Biographical Directory of the United States Congress. „Smith, Abraham Herr.“ Washington, D.C., o. J. Online-Ausgabe, Zugriff am 06.12.2025.
Dickinson College Archives & Special Collections. „Abraham Herr Smith (1815–1894).“ In: Encyclopedia of Dickinson College History, Carlisle, PA, o. J., Zugriff am 06.12.2025.
House Divided Project, Dickinson College. „Smith, Abraham Herr.“ In: Digital Encyclopedia, Carlisle, PA, o. J., Zugriff am 06.12.2025.
Pennsylvania House of Representatives Archives. „SMITH, Abraham Herr – Member Biography.“ In: Members of the House of Representatives, o. J., Zugriff am 06.12.2025.
Pennsylvania Senate Library. „Abraham Herr Smith – Member Biography.“ In: Senate of Pennsylvania – Members, o. J., Zugriff am 06.12.2025.
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„The Lobby of the House of Representatives at Washington during the Passage of the Civil Rights Bill.“ Harper’s Weekly, 28. April 1866. Holzstich. Reproduktion: Library of Congress, Prints and Photographs Division, Repro-Nr. LC-USZ62-139434 (Online, Zugriff am 06.12.2025).
Thulstrup, Thure de. „The House of Representatives.“ Harper’s Weekly, 23. Januar 1886, 56–57. Holzstich. Reproduktion nach der Originalvorlage, Library of Congress / Digitalisat (z. B. Wikimedia Commons), Zugriff am 06.12.2025.




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