„Ich habe mit Mitleid gehört, daß die sogenannten Mennoniten so hart verfolgt werden, wie es seit Jahren nicht der Fall war und das, seit einer namens Willading Schultheiß oder Bürgermeister geworden ist, der ein gottloser Mann und aller Frommen Feind ist. Indessen sind auch noch einige gute Männer im Rat, die diese Verfolgung nicht haben billigen wollen. Dagegen aber haben die Geistlichen den Schultheiß kräftig unterstützt, auch hat einer von den gottlosen Prädikanten sich nicht geschämt, zu ihm zu sagen, man solle einigen den Kopf abschlagen, so würden die anderen wohl anderen Sinnes werden.
Unterdessen hat der Rat an die Stadt Zürich geschrieben, um zu vernehmen, wie sie die Mennoniten los geworden seien, worauf sie geantwortet haben, sie haben einige töten lassen, darauf habe man so viel, als man bekommen konnte, ins Gefängnis geworfen, einige von da nach Frankreich in den Krieg geführt, andere auf die Galeeren verkauft und anderen habe man das Land verboten und sie ausgejagt.
Von diesen letzteren sind einige wieder zurückgekommen, die nun ihren Verfolgern Anlaß gegeben haben, ihre Wut gegen sie loszulassen, indem sie sie nun stärker verfolgten und auf alle erdenkliche Manier sie aufgesucht und in harte Gefangenschaft geworfen haben. Den Angebern gaben sie Geld dafür, wodurch eine ziemliche Anzahl in das Gefängnis gekommen ist, wie viel und wer, das habe ich in Kürze der Zeit nicht in Erfahrung bringen können, hoffe aber baldigst mehr berichten zu können...
Inzwischen sind sie unter schweren Verfolgungen sehr geduldig, erbauen einander, auch haben sich ihre Freunde durch die Verfolgung stark vermehrt. Man hat noch erst seit Monatsfrist zwei der besten Lehrer erwischt, die man vorher nicht bekommen konnte, bis daß zwei Gefangene, die wegen Diebstahls und anderer Übeltaten gefangen saßen, sich verpflichtet haben, sie zur Haft zu bringen, wenn man sie frei ließe. Dieses schlechte Vorhaben ist ihnen geglückt, indem sie diese zwei guten Männer eingeliefert haben, worauf man ihnen 200 Speziesthaler gegeben hat zum Dank oder als ungerechten Lohn. Daß aber einige in der Gefangenschaft gestorben seien, das habe ich bis jetzt nicht vernehmen können."
Brief des holländischen Gesandten zu Bern im Jahr 1710
Informationen entnommen aus dem Buch "Weltweite Bruderschaft" von Horst Gerlach
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