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AutorenbildKlaus Klaassen

18. April 1688 Erster Protest gegen die Sklaverei

Aktualisiert: 18. Juli



Am 18. April des Jahres 1688 verfasst eine Brüderversammlung in Germantown ein Protestschreiben an die Behörden Pennsylvaniens, die ja ausschließlich von Quäkern geführt wurden. Es war die der erste Protest gegen die Sklaverei.


„Aus folgenden Gründen sind wir gegen den Menschenhandel: Gibt es irgendjemand, der es zufrieden wäre, wenn ihm so geschähe, oder wenn man ihn so behandelte, nämlich ihn verkaufte und für seine ganze Lebenszeit zum Sklaven machte?


Wie erschrocken sind viele auf der See, wenn ihnen ein fremdes Schiff begegnet, und sie fürchten, es sei ein Türke, der sie gefangen nehmen und in die Türkei als Sklaven verkaufen könnte! Inwiefern aber ist jenes besser, als was die Türken tun!


Eher ist es schlechter von Seiten derer, die sich Christen nennen. Wir hören, daß die meisten Neger gegen ihren Willen hierher gebracht werden, und daß viele derselben gestohlen sind. Sie sind allerdings schwarz, aber wir begreifen nicht, wie das ein besseres Recht gibt, sie zu Sklaven zu machen, als weiße zu halten. Es ist uns gesagt, wir sollen allen Menschen tun, wie wir wünschen, daß uns selbst geschehe. Kein Unterschied wird gemacht mit Rücksicht auf Nation, Abstammung und Farbe. Auch ist es gleich, ob man Menschen stiehlt und raubt, oder ob man sie kauft und ver-handelt. Es besteht hierzulande Freiheit des Gewissens. Das ist recht und vernünftig.


Aber auch dem Leibe kommt Freiheit zu, es müßte denn ein Verbrecher sein, was eine ganz andere Sache ist. Aber dagegen, daß man Menschen hierher bringt, sie raubt und gegen ihren Willen verkauft, erheben wir Einspruch. In Europa müssen viele Unterdrückungen leiden des Gewissens halber, hier unterdrückt man die Menschen von schwarzer Hautfarbe.


Wir wissen, daß wir keinen Ehebruch begehen sollen. Es begehen aber manche Ehebruch in der Person anderer, indem sie Frauen von ihren Männern trennen und anderen übergeben. Einige verkaufen die Kinder dieser armen Geschöpfe an Fremde.


Ach, überlegt doch, die Ihr dieses tut, ob Ihr möchtet, daß Euch so geschehe, und ob dieses mit dem Christentum übereinstimmt. Nicht in Holland und nicht in Deutschland geht man so weit. Es bringt Euch in schlimmen Ruf, wenn man in Europa erzählt, daß die Quäker hier mit Menschen verfahren, wie man dort mit dem Vieh verfährt. Aus dem Grunde haben viele keine Lust und keine Neigung hierher zu kommen. Wer könnte auch für Eure Sache einstehen und sie verteidigen? Fürwahr, wir können es nicht, es sei denn, daß Ihr uns eines besseren belehrt und überzeugt, Christen dürfen dergleichen nicht tun. Was in der Welt kann uns noch Schlimmeres zustoßen, als wenn man uns raubt, stiehlt, in fremde Länder als Sklaven verkauft, den Mann von Frau und Kindern trennt? Und da dies nicht nach der Weise ist, wie wir wünschen, daß uns geschehe, so legen wir Einspruch ein und erklären uns gegen den Menschenhandel. Wer anerkennt, daß es Unrecht ist, zu stehlen, der soll auch das Gestohlene nicht kaufen, sondern vielmehr dazu helfen, dem Rauben und Stehlen womöglich ein Ende zu machen. Jene Menschen sollten aus den Händen der Räuber erlöst und, wie in Europa, auf freien Fuß gesetzt werden. Dann wird Pennsylvania einen guten Ruf erlangen statt des schlechten, den es dieser Sache halber jetzt in anderen Ländern hat. Dazu kommt, daß die Europäer gerne wissen möchten, wie die Quäker ihre Provinz regieren. Die meisten blicken auf uns mit neidischem Auge.


Wenn einmal diese Sklaven, die man für so gottlos und hartnäckig hält, sich zusammenrotten, für ihre Freiheit kämpfen und ihre Herren und Herrinnen ebenso behandeln, wie sie selbst von ihnen behandelt wurden, werden diese Herren und Herrinnen mit dem Schwerte in der Hand gegen die armen Sklaven Krieg führen? Ja, einige allerdings wohl. Aber haben die Neger denn nicht soviel Recht, ihre Freiheit zu erkämpfen, wie Ihr habt, sie in der Knechtschaft zu halten?


Überlegt die Sache wohl. Ist sie gut oder schlecht? Findet Ihr, daß es in der Ordnung ist, die Schwarzen auf diese Weise zu behandeln, so bitten und ersuchen wir Euch in aller Liebe, uns zu belehren (was bisher nie geschehen ist), daß nämlich Christen die Befugnis haben, so zu verfahren, auf daß wir über diesen Punkt beruhigt werden und unsere Freunde und Bekannte in unserem Geburtslande beruhigen können. Jetzt ist es hier für uns ein schrecklicher Gedanke, daß man in Pennsyvania Menschen auf diese Weise knechtet.


So geschehen in unserer Versammlung zu Germantown am 18. des zweiten Monats (d.h. April) 1688


Unterschrieben war das Protetschreiben von folgenden Brüdern: Garnot Hendriks, Franz Daniel Pastorus, Dirk opp den Gräff und Abraham opp den Gräff. Von den Unterzeichneten gehörte allerdings nur einer, opp den Gräff, formell zu den Mennoniten.

Die Versammlung die dieses Protestschreiben verfasste fand in dem Haus von Thones Kunders statt.



Informationen aus dem Buch "Weltweite Bruderschaft" von Horst Gerlach


Weitere Informationen unter:


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