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16. April 1945 Untergang der Goya




Heute vor 80 Jahren, am 16. April des Jahres 1945 um 23:52 Uhr schoss das sowjetische Unterseeboot L-3 unter Kapitänleutnant Wladimir Konowalow vier Torpedos auf die Goya ab, von denen zwei das Schiff trafen. Der erste Treffer verursachte einen Bruch des Kiels im Bereich des Vorschiffs; der zweite traf die Goya in der Mitte. Die Goya, die als Frachter über keine baulichen Sicherungsmaßnahmen verfügte, wie sie für Kriegsschiffe üblich waren, sank innerhalb von nur sieben Minuten in der 3°C kalten Ostsee und riss ca. 7.000 Passagiere in den Tod.


Nachdem der Konvoi die Gefahrenzone verlassen hatte, kehrten die Begleitschiffe zurück und suchten nach Überlebenden. Es konnten jedoch nur 183 Schiffbrüchige aus dem eiskalten Wasser gerettet werden. Nach Angaben des Begleitschiffes M 328 wurden insgesamt 157 Menschen lebend geborgen, davon starben neun an Bord der Schiffe an Unterkühlung.


Im Laufe des 17. April wurden von anderen Schiffen weitere 28 Schiffbrüchige gerettet. Damit würde die Gesamtzahl der Geretteten 176 betragen.


Die genaue Zahl der Opfer lässt sich aufgrund der ungenauen Passagierzahlen nicht mehr feststellen. Unter den Opfern waren auch einige Mennoniten aus Westpreußen.


Die Goya hatte bei vier Fahrten bereits 19.785 Personen nach Westen evakuiert und wurde bei der fünften versenkt.



Schiffskonvoi in jener schicksalsschweren Nacht, am 16. April 1945
Schiffskonvoi in jener schicksalsschweren Nacht, am 16. April 1945

Berichte von Überlebenden


Hermann Reimer aus dem Dorf Marienau in Westpreußen, der auf dem Schiff "Kronenfels" den russischen U-Bootangriff miterlebte, berichtete später: Am 16. April gegen 6 Uhr morgens wurde mit der Umladung auf die großen Seeschiffe begonnen. Acht Uhr hatten wir einen Fliegerangriff, bei welchem unser Schiff „Kronenfels" einen Maschinenschaden erlitt, der jedoch behoben wurde. Eine fürchterliche Panik entstand. 5800 Flüchtlinge musste die »Kronenfels« aufnehmen. Gegen 8 Uhr abends stachen die Schiffe in See.


Das Schiff »Goya« mit etwa 6000 Menschen, welches anfangs hinter der »Kronenfels« fuhr, überholte später. Um 1/2 12 Uhr nachts begannen die Scheinwerfer zu leuchten. Uns wurde ganz unheimlich zumute, und wir glaubten, es passiert was. Nach etwa 10 - 15 Minuten krachten zwei Torpedos, die


»Goya« war getroffen. In einer Entfernung von 300 - 400 Meter konnten wir dieses beobachten. Wir sahen, wie das Schiff brannte, hörten das Schreien der Menschen, es war ein schauderhaftes Gefühl....


Es fuhren auf der »Goya« mehrere Marienauer gen Westen. Soweit uns bekannt: Margarethe Genditzki mit Fränzchen, ihre Schwester Trude mit fünf Kindern, Marie Dodenhöft, Walter Dodenhöfts Frau mit Tochter Minna und Andres Hausmann mit Frau und zwei Söhnen.


Margarethe Genditzki aus dem Dorf Marienau in Westpreußen, die zu den wenigen Überlebenden der Goya zählt, berichtete wie es dazu kam, dass sie überlebte: Fränzchen sagte zu mir: »Mama, ich hab noch Hunger, hol' mir doch noch ein Stück Brot aus dem Rucksack.« Der Rucksack lag aber an Deck. Und als ich gerade oben war, da schlugen zwei Torpedos ein, und das Schiff brach auseinander.


Ich trieb 2 1/2 Stunden im kalten Wasser, ich weiß nichts mehr, war wohl bewusstlos. - Ein Balken hat mir das Knie und die Finger zerschlagen. Damit lag ich noch 6 Wochen im Krankenhaus in Dänemark.


Trude, Fritz seine Frau, ist ertrunken mit 5 Kindern, das kleinste erst 3 Jahre. Auch die Frau von Walter Dodenhöft und Minna, das Mädel. Ottos Frau und Erichs Mutter sind auch ertrunken - und Fränzchen ...


Bloß ich wurde gerettet - nur 180 von 6000 Menschen. - Auch auf die weiße Fahne am Schiff hat keiner Rücksicht genommen.


Wir waren froh, als wir endlich in Dänemark waren. Wenn wir auch im Lager lebten, wir hatten doch wenigstens unsere Ruhe. - Wir waren schon halb verrückt ---


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