top of page

Rodrigo Paz gewinnt Stichwahl in Bolivien – Ende einer Ära, Beginn eines neuen Kurses

 

ree

Bolivien hat gewählt – und sich für den Wandel entschieden. In der historischen Stichwahl am 19. Oktober setzte sich der zentristische Kandidat Rodrigo Paz Pereira mit 54,5 % der Stimmen gegen den konservativen Ex-Präsidenten Jorge „Tuto“ Quiroga durch. Damit endet eine fast 20-jährige Vorherrschaft der linken Partei MAS, die unter Evo Morales und Luis Arce das Land regierte.

 

Ein Präsident des Wandels


Rodrigo Paz, 58 Jahre alt, ist Sohn des früheren Präsidenten Jaime Paz Zamora. Er wurde in Spanien geboren, wuchs im Exil auf und studierte in Washington D.C. Seine politische Laufbahn begann in Tarija, wo er als Stadtrat, Bürgermeister und später Senator tätig war.

Sein Wahlkampfslogan „Capitalismo para todos“ steht für eine moderate Reformpolitik, die marktwirtschaftliche Impulse mit sozialer Absicherung verbindet. Paz will:

  • Steuern senken

  • Kredite für Kleinunternehmer erleichtern

  • Subventionen gezielt einsetzen

  • Das „Estado tranca“ – die überbordende Bürokratie – abbauen

  • Die Macht zwischen Zentralregierung und Regionen aufteilen (Agenda 50/50)


Er kündigte zudem ein Kooperationsabkommen mit den USA über 1,5 Milliarden US-Dollar zur Sicherung der Energieversorgung an.

 

Ein historischer Machtwechsel


Die Wahl war die erste Stichwahl in Boliviens Geschichte, eingeführt durch die Verfassung von 2009. Die hohe Wahlbeteiligung von über 85 % und der friedliche Ablauf wurden von internationalen Beobachtern gelobt.


Ein Wahllokal in La Paz
Ein Wahllokal in La Paz

Die Niederlage der MAS ist tiefgreifend: Die Partei, einst getragen von der indigenen Mehrheit und den sozialistischen Reformen, verlor massiv an Rückhalt. Evo Morales rief zur Stimmenthaltung auf, was rund 19 % der Wähler befolgten.

 

Wer ist Jorge Quiroga?


Der unterlegene Kandidat Jorge Quiroga war bereits von 2001 bis 2002 Präsident. Er trat mit einem radikalen Reformprogramm an, das unter anderem die Privatisierung staatlicher Unternehmen und eine „Schocktherapie“ gegen die Wirtschaftskrise vorsah. Sein Kurs wurde von vielen als zu hart empfunden.

 

Wirtschaftliche Herausforderungen

Bolivien steckt in einer tiefen Krise:

  • Inflation über 23 %

  • Treibstoff- und Devisenmangel

  • Rückgang der Gasexporte

  • Vertrauensverlust in staatliche Institutionen


Paz muss nun rasch handeln, um die Wirtschaft zu stabilisieren und die Bevölkerung zu entlasten.

 

Ein neuer politischer Stil


Paz und sein Vizepräsident Edmand Lara, ein ehemaliger Polizist und TikTok-Aktivist, verkörpern eine neue politische Generation. Ihr Erfolg beruht auf einem unideologischen, versöhnlichen Diskurs, der die Polarisierung der letzten Jahre überwinden will.

„Die Ideologie ernährt uns nicht – was uns ernährt, sind Arbeit, Rechtssicherheit und Zukunftsperspektiven“, sagte Paz in seiner Siegesrede.


Reaktion der Mennoniten auf das Wahlergebnis


Mit Spannung hatten auch viele Mennoniten im Land auf das Ergebnis der Stichwahl gewartet, denn der Kandidat Jorge Quiroga Ramírez galt in den mennonitischen Kolonien als klarer Favorit. Seine wirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Konzepte wurden als solide, realitätsnah und hilfreich für die aktuellen Herausforderungen des Landes angesehen.


Stimmzettel der Stichwahl am 19. Oktober wie er bei vielen Mennoniten ausgesehen hat
Stimmzettel der Stichwahl am 19. Oktober wie er bei vielen Mennoniten ausgesehen hat

Bolivien steckt derzeit in einer schweren wirtschaftlichen Krise. Viele Familien, besonders im landwirtschaftlichen Bereich, leiden unter steigenden Preisen, unbeständigen Märkten und mangelnder Treibstoffversorgung. Vor diesem Hintergrund hatten sich zahlreiche Mennoniten erhofft, dass Quiroga mit klaren Strukturen und praktischen Lösungen zu einer Verbesserung beitragen könnte.


Umso größer war die Enttäuschung, als bekannt wurde, dass Rodrigo Paz Pereira die nach vorläufiger Auszählung der Stimmen der Stichwahl gewonnen hat. Paz gilt als gemäßigt linksorientiert und hatte viel Zuspruch von MAS Anhängern bekommen, was in den mennonitischen Gemeinschaften mit Skepsis betrachtet wird. „Wir fürchten, dass unter einer linken Regierung die Freiheit für selbständige Arbeit und Wirtschaft eingeschränkt wird und Fehler aus der Vergangenheit wiederholt werden“, sagte ein Gemeindemitglied aus Santa Cruz.


Trotz dieser Bedenken überwiegt jedoch in den meisten mennonitischen Siedlungen eine hoffnungsvolle Haltung. Viele betonen, dass nicht die Parteizugehörigkeit entscheidend sei, sondern ob es der neuen Regierung gelinge, die wirtschaftliche und soziale Lage im Land zu stabilisieren. „Am Ende wünschen wir uns einfach, dass es mit Bolivien wieder aufwärts geht – wer auch immer regiert“, fasste ein Landwirt zusammen.


Auch wenn Jorge Quiroga Ramírez als der Kandidat mit den überzeugenderen Ideen für Landwirtschaft und Wirtschaftsentwicklung gesehen wurde, bleibt die Hoffnung bestehen, dass Präsident Rodrigo Paz Pereira das Land voranbringen und zu mehr Stabilität führen kann.

 

Ausblick


Rodrigo Paz wird sein Amt am 8. November 2025 antreten. Die Erwartungen sind hoch, die Herausforderungen groß. Doch viele Bolivianer hoffen, dass mit ihm ein neues Kapitel beginnt – geprägt von Pragmatismus, Dialog und wirtschaftlicher Erneuerung.

 

Informationen aus den Zeitungen: BBC Mundo, El País, New York Times Español, RFI, CNN Español, France24 Español, und persönliche Kontakte

 

Kommentare


Mit dieser Internetseite möchten wir den internationalen Erfahrungsaustausch und die gegenseitige Unterstützung über Ländergrenzen hinweg fördern.

Wir laden alle Besucher herzlich ein, Feedback zu geben, Korrekturen vorzuschlagen oder eigene Beiträge einzureichen.

Bei Fragen, Kommentaren oder Anregungen können Sie uns gerne kontaktieren.


WhatsApp:
00598 98072033
Uruguay-98072033


info@mennoniten-weltweit.info

WhatsApp.webp
telegram-icon-6896828_640.png
Mennoniten: Arbeite und hoffe
bottom of page