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AutorenbildHelene Tissen

Interview mit Jörg Blaurock – Der erste Täufer spricht

Aktualisiert: 16. Nov.

Bonaduz, Kanton Graubünden – Jörg Blaurock, geboren um 1492, war einer der ersten und bedeutendsten Führer der Täuferbewegung. Als erster, der auf den persönlichen Glauben getauft wurde, war er nicht nur Wegbereiter, sondern auch ein unerschütterlicher Verfechter des Evangeliums. In diesem fiktiven Interview gibt er Einblicke in seine Glaubensreise, den Ursprung seines berühmten Spitznamens und die Bedeutung der Taufe. 


Reporter: Herr Blaurock, Sie sind vielen als „Blaurock“ bekannt. Wie kamen Sie zu diesem Spitznamen?


Jörg Blaurock: Das war ein recht merkwürdiger Zufall. Bei einer unserer Versammlungen, in der es um Glaubensfragen ging, trat ich in einem auffälligen blauen Rock auf. Nachdem ich das Wort ergriffen hatte, fragten einige, wer gerade gesprochen habe, und jemand antwortete: „Der im blauen Rock.“ Von da an nannte man mich „Blaurock“. Der Name blieb haften, aber wichtiger als der Name war die Botschaft, die ich verkündete.



Reporter: Sie waren von Anfang an eine zentrale Figur in der Täuferbewegung. Was hat Sie dazu bewegt, diesen konsequenten Weg einzuschlagen?


Jörg Blaurock: Zunächst war es mein Studium der Heiligen Schrift, das mich dazu führte. Ich erkannte, dass vieles von dem, was die Kirche lehrte, nicht mit dem übereinstimmte, was in der Bibel stand – insbesondere die Praxis der Kindertaufe. Die wahre Taufe muss auf dem persönlichen Glauben basieren. Gemeinsam mit Konrad Grebel und Felix Manz erkannten wir, dass wir in dieser Frage handeln mussten. Der Entschluss, die Gläubigentaufe einzuführen, war nicht leicht, aber es war klar, dass wir nach Gottes Willen handeln mussten.


Reporter: Sie haben die erste Erwachsenentaufe in Zürich vollzogen. Wie kam es dazu?


Jörg Blaurock: Es war im Jahr 1525, nach einer intensiven Zeit des Bibelstudiums und des Gebets. Wir kamen in einem kleinen Kreis zusammen, und ich bat Konrad Grebel, mich zu taufen, weil ich fest davon überzeugt war, dass dies der biblische Weg ist. Danach taufte ich selbst Felix Manz und die anderen Anwesenden. Das war ein Wendepunkt, der die Täuferbewegung ins Leben rief.



Reporter: Die Täufer wurden hart verfolgt. Wie sind Sie mit dieser Bedrohung umgegangen?


Jörg Blaurock: Die Verfolgung war brutal. Wir wurden nicht nur geächtet, sondern auch verfolgt, gefoltert und getötet. Doch ich habe immer geglaubt, dass unser Leiden ein Teil unseres Weges ist. Wir wussten, dass wir für das Evangelium leiden mussten, aber wir vertrauten auf Gottes Gnade und Führung. Es war unser Auftrag, die Wahrheit zu verbreiten, auch wenn das bedeutete, den Tod auf uns zu nehmen.



Reporter: Sie haben auch einige Schriften und Lieder hinterlassen. Was war die zentrale Botschaft, die Sie den Gläubigen vermitteln wollten?


Jörg Blaurock: Meine Botschaft war immer die gleiche: gehorcht dem Wort Gottes und lasst euch taufen. Die Taufe ist das Zeichen des neuen Bundes mit Gott, und es ist wichtig, dass sie aus dem Glauben heraus geschieht. Gleichzeitig habe ich die Gläubigen ermutigt, im Glauben standhaft zu bleiben, auch in der Verfolgung, und ihr Vertrauen auf Christus zu setzen. Unser Leiden hier ist nichts im Vergleich zur ewigen Freude, die auf uns wartet.



Reporter: Was ist Ihre Botschaft für die Christen von heute?


Jörg Blaurock: Meine Botschaft bleibt dieselbe: Haltet fest am Wort Gottes. Lasst euch nicht durch weltliche Verlockungen oder Druck von außen abbringen. Der Glaube ist eine tägliche Entscheidung, und es ist unerlässlich, dass man sich zu Christus bekennt und im Gehorsam gegenüber Gott lebt. Der Weg ist oft schwer, aber die Belohnung ist ewiges Leben bei Gott.


Nachtrag: Jörg Blaurock, bekannt als der erste Täufer, wurde am 6. September 1529 als Märtyrer auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Sein mutiges Zeugnis und sein unerschütterlicher Glaube machten ihn zu einem Vorbild für viele Generationen von Gläubigen. Sein geistliches Erbe lebt heute weiter, und sein Name bleibt als standhafter Verteidiger des Evangeliums unvergessen. Bis heute inspiriert sein Lebensweg viele, die den Glauben kompromisslos leben wollen.

 

Quellen:

 

  • Rudolf Wolkan: Geschicht-Buch der Hutterischen Brüder. Standoff Colony bei Macleod, Alberta (Kanada) 1923

 

  • Der blutige Schauplatz oder Märtyrerspiegel der Taufgesinnten oder wehrlosen Christen, die um des Zeugnisses Jesu, ihres Seligmachers, willen gelitten haben und getötet worden sind, von Christi Zeit bis auf das Jahr 1600

 

  • Ausbund, Das ist: Etliche schöne Christliche Lieder. Wie sie in dem Gefängniß zu Bassau in dem Schloß von den Schweizer-Brüdern und von anderen rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden. Johann Bär, Pennsylvanien 1846

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