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Der Wald als Partner, nicht als Opfer

Aktualisiert: 11. Aug.

Im paraguayischen Chaco verschwinden jedes Jahr große Waldflächen, oft für neue Weiden zur Rinderzucht. Auch die mennonitischen Kolonien stehen dafür in der Kritik.

Doch es gibt eine andere Geschichte, die weniger bekannt ist: Einige Landbesitzer – darunter auch Mennoniten – schützen ihren Wald und verdienen damit Geld, ohne ihn zu roden. Möglich macht das ein System von Umweltzertifikaten.


Siegfried Ratzlaff
Siegfried Ratzlaff

Wie funktioniert das?

Seit 2006 gilt in Paraguay ein Gesetz, das Waldbesitzern eine Alternative zum Kahlschlag bietet: Wer Naturwald erhält oder aufforstet, kann Zertifikate ausstellen.

Firmen oder Behörden, die der Umwelt schaden – zum Beispiel durch Straßenbau, Fabriken oder Bergbau – sind verpflichtet, solche Zertifikate zu kaufen.

Das Geld geht an die Waldbesitzer, die im Gegenzug garantieren, dass ihre Flächen unberührt bleiben. Die Einhaltung wird staatlich kontrolliert.

Kurz gesagt: Zerstörer zahlen – Bewahrer verdienen.

Prinzip Zertifikate-Handel
Prinzip Zertifikate-Handel

Beispiel Siegfried Ratzlaff

Einer, der dieses Modell erfolgreich umsetzt, ist Siegfried Ratzlaff. Er besitzt 826 Hektar Naturwald im Chaco, seit 2019 als privates Naturschutzgebiet anerkannt.


In seinem Wald leben:

🌱 1.880 Pflanzenarten

🦉 288 Vogelarten

🐯 72 Säugetierarten

🦎 27 Amphibienarten


Geboren in Paraguay, studierte Ratzlaff in Deutschland Elektrotechnik und Telekommunikation. Heute lebt er in Asunción und arbeitet im Bereich Umweltdienstleistungen. Seine Kunden reichen von Ziegeleien und Chemiewerken über Bauunternehmen bis hin zu Betreibern von Hochspannungsleitungen und Kryptomining-Firmen.

„Die Käufer verursachen Umweltschäden. Mit dem Kauf meiner Zertifikate ermöglichen sie, dass ich den Wald erhalten kann.“ S. Ratzlaff
Waldfläche von S. Ratzlaff
Waldfläche von S. Ratzlaff

Mehr als nur Geld

Die Einnahmen aus dem Zertifikatehandel ermöglichen es Ratzlaff, nicht nur seinen Wald zu bewahren, sondern auch das Bewusstsein für die Folgen von Wilderei und illegalem Tierhandel zu schärfen. Ebenso wichtig ist für ihn, aufzuzeigen, wie der Erhalt der Natur hilft, extreme Trockenheit und andere Wetterextreme abzumildern.

Sein Beispiel verdeutlicht: Umweltschutz in Verbindung mit einer vielfältigen Nutzung der Natur – etwa durch Bienenhaltung oder die nachhaltige Ernte von Wildfrüchten – kann Einnahmen schaffen, die mit der Viehzucht vergleichbar sind. Davon profitieren sowohl die Natur als auch Kleinbauern und indigene Gemeinschaften.

Tiere im Gran Chaco

Chancen für den Chaco in Paraguay

Es stimmt: Im Chaco wird nach wie vor viel Wald gerodet, auch von Mennoniten.

Aber das Beispiel von Ratzlaff und anderen zeigt, dass es auch anders geht. Wenn mehr Landbesitzer dieses Modell nutzen, könnte das helfen, die letzten großen Waldgebiete der Region zu retten – ein Gewinn für Klima, Artenvielfalt und die Menschen vor Ort.

Der Chaco in Paraguay kann mehr als nur Felder und Rinder – er kann auch Naturschutz, der sich lohnt.
Gran Chaco
Gran Chaco

Naturschutz, der sich lohnt

Das Gesetz 3001/06 über die Bewertung und Vergütung von Umweltdienstleistungen in Paraguay ist – wenn es konsequent und transparent umgesetzt wird – weit mehr als eine simple CO₂-Steuer. Es ist ein umfassendes Instrument für gezielten, angepassten und regional differenzierten Naturschutz.

Es verbindet ökologische Verantwortung mit wirtschaftlichen Anreizen, fördert die Erhaltung von Biodiversität, schützt Wasserressourcen und mindert die Auswirkungen extremer Wetterereignisse. Gleichzeitig schafft es Einkommensmöglichkeiten für Landbesitzer, Kleinbauern und indigene Gemeinschaften, ohne die Natur zu zerstören.

Aufgrund dieser Kombination aus Umweltschutz, sozialem Nutzen und wirtschaftlicher Tragfähigkeit sollte Paraguay dieses Modell als Exportgut verstehen – ein Beispiel, das anderen Ländern zeigt, wie nachhaltige Entwicklung praktisch funktionieren kann.

Gleichgewicht: Wald vs. Industrie
Gleichgewicht: Wald vs. Industrie

Quellen und weitere Informationen:




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