Gründung 1996
Herkunft der Siedler: Kolonie "Santa Rita"
Ansiedlung
Im Oktober des Jahres 1993 zog die erste Siedlerfamilie in die Kolonie "Oriente". "Oriente" ist eine Tochterkolonie der Kolonie "Santa Rita".
In der Kolonie "Santa Rita", die schon im Jahr 1968 gegründet wurde, machte sich die Landnot immer mehr bemerkbar. Da in der Nähe der Kolonie kein passendes Ackerland gekauft werden konnte, wurde ein Landstück ungefähr 65 Kilometer südöstlich des Städtchen Pailón gekauft.
Als erste Siedlerfamilie zog Jakob Rempel in die neue Kolonie und begann mit dem Aufbau ihrer Wirtschaft in Campo 2. Familie Rempel wohnte 7 Monate alleine in der neuen Kolonie, bevor dann Jakob Giesbrecht, Johann Neufeld und andere Familien in die neue Siedlung zogen.
So entstand auf dem Hof von Jakob Rempel der erste Brunnen der Kolonie. Die Familie wohnte in einem kleinen Häuschen und bald wurde ein größeres Dach aufgestellt, um auf dem einen Ende die Wohnzimmer einzurichten und das andere Ende als Schuppen und Abstellraum für Maschinen zu nutzen.
Dann kam aber ein Unwetter mit Regen und starken Sturm, sodass das Dach total runtergerissen und zerstört wurde. Aus dem noch brauchbaren Blechplatten bauten die Familie Rempel sich dann eine zweite Wohnung und begannen wieder mit dem Aufbau ihres großen Daches für die Familienwohnung und den Schuppen.
Das die Familie Rempel nach diesem Rückschlag nicht aufgegeben haben und das bald danach immer mehr Siedlerfamilien in die neue Siedlung kamen, ist beachtlich und anerkennenswert.
Schule
Der Schulunterricht begann 1995 in einem Holzhaus. Als erster Schullehrer unterrichtete Prediger David Giesbrecht 41 Schulkinder, von welchen 20 Kinder den Nachnamen Fibler hatten.
Dann wurde 1996 die erste Schule gebaut und Schullehrer Johann Fehr führte weiter den Schulunterricht.
Im November 2007 hatte die Kolonie "Oriente" 9 Schulen mit je einem Schullehrer und insgesamt ca. 270 Schulkinder.
Krankenpflege
Während der ersten Siedlungsjahren zog Zahnpraktiker Peter Penner mit in die Kolonie. Ob er wohl viel Arbreit gehabt hat, weil die Siedler viel hartes Brot und wenig Gemüse zu essen hatten, ist nicht erfasst.
Bei Erkrankungen fuhren die Siedler nach Santa Cruz oder Cotoca. Gelegentlich fuhr man auch in die benachbarte Kolonie " Valle Nuevo".
Im November 2007 betätigten sich Frau Lena Harms und Frau Tina Giesbrecht in der Krankenpflege und betreuten leichte Fälle. Bei schwierigeren Fällen fuhr man dann ich das mittlerweile gut ausgestattete Regierungskrankenhaus nach "Tres Cruces", wo meistens auch ein Arzt anzutreffen war. Bei sehr schwierigen Fällen fuhr man nach wie vor nach Santa Cruz.
Da die Siedler von der Kolonie "Oriente" selber keine Autos fahren, ist es bei Krankheitsfällen ein Vorteil, dass ein Omnibusfahrer (Clemente Gonor) in der Kolonie wohnte, der die Siedler Montag, Mittwoch und Freitag nach Santa Cruz in die Stadt fuhr.
Gemeinde
Während der Ansiedlung kamen die Prediger David Giesbrecht und Franz Dück in die neue Kolonie und so begannen die Gottesdienste schon im Jahre 1994.
Den Ältestendienst versah während der ersten Jahre Ältester Abram Wall aus der Mutterkolonie "Santa Rita".
Dann wurde im Jahr 2002 Prediger Franz Penner als Ältester von der Kolonie "Oriente" gewählt und vom Ältesten Abram Wall eingesegnet.
Ältester Franz Penner leitete die Gemeinde noch im November 2007 und ihm standen 4 Prediger und 1 Diakon im Gemeindedienst zur Seite.
Die ersten Gottesdienste wurden im Haus von Familie Jakob Giesbrecht abgehalten. Als dann 1996 die erste Schule fertig wurde, konnten die Gottesdienste dorthin verlegt werden.
Im Jahre 1997 wurde die erste Kirche gebaut und 1998 eingeweiht. Im November 2007 wurden sowohl in der Kirche als auch in dem Schulgebäude die sonntäglichen Gottesdienste durchgeführt.
Wirtschaft
Die meisten Landwirtschaftsmaschinen und Ackergeräten wurden von den Siedlern aus der Mutterkolonie mitgebracht und so konnte nach der Vorbereitung des Landes sofort mit dem Anpflanzen begonnen werden.
Angepflanzt wurde anfänglich Soja zum Verkauf und Sorghum als Futter für das Vieh und die Pferde. Später wurde auch versucht Sesam anzupflanzen, aber das brachte keine guten Erträge.
Da die Kolonie "Oriente" schon in einer etwas trockenen Zone liegt, ist das Risiko bei der Landwirtschaft doch recht hoch. Im Winter gibt es meistens keine Ernte, so dass man nur mit einer, nicht immer guten, Sommerernte rechen kann.
Das Milchvieh wurde aus der Mutterkolonie mitgebracht und so begann schnell die Milchproduktion. Schon im Jahre 1996 gab es in "Oriente" eine Privatkäserei, welche den Siedlern die Milch abkaufte und verarbeitete.
2007 gab es in der Kolonie "Oriente" 2 Käsereien, wo Milch aufgekauft wurde. Die Milch wurde dann von der einen Käserei an die große Molkereigesellschaft "PIL" weiterverkauft und die andere Käserei verkaufte die Milch an die Molkereigesellschaft "Del Campo". Diese Konkurrenzsituation wirkte sich aber positiv auf den Milchpreis aus.
Während der letzten Jahre hat die Haltung von Fleischvieh zugenommen. 2007 kamen die meisten Einnahmen aus der Milchproduktion, doch standen die Einnahmen aus der Fleischproduktion an zweiter Stelle. Wenn es außerordentlich gute Ernten gibt steht die Landwirtschaft mit den Einnahmen an zweiter Stelle.
Die Wasserversorgung wird in "Oriente" mit Brunnen gewährleistet, die eine Tiefe von bis zu 85 Metern haben. Die Brunnen liefern viel und gutes Wasser. Von flacheren Brunnen bekommt man neben gutem Wasser auch oft Salzwasser.
Der Wasserdruck treibt das Wasser bis auf 15 Meter unter die Oberfläche.
Informationen von Peter Giesbrecht und Jakob Rempel
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