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29. September 1614 Hinrichtung von Hans Landis

Aktualisiert: 29. Sept.


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Hans Landis – Der letzte Märtyrer der Täufer


Hans Landis (ca. 1568–1614) gilt als der letzte bekannte Märtyrer der Täuferbewegung in der Schweiz. Sein Leben und Sterben sind eng mit der Geschichte der Zürcher Täufer und den staatlichen Repressionen jener Zeit verbunden.


Herkunft und Zugehörigkeit


Hans Landis stammte aus Horgen am Zürichsee, war verheiratet und Vater mehrerer Kinder. Als Landwirt führte er ein einfaches Leben, doch seine Rolle als Prediger der Täuferbewegung verlieh ihm besondere Bedeutung. Die Täufer bekannten sich zur Glaubenstaufe, zu einem Leben in der Nachfolge Christi, zur Gewaltlosigkeit und zur Trennung von Kirche und Staat. Diese Überzeugungen stellten sie in Gegensatz sowohl zur römisch-katholischen Kirche als auch zu den reformierten Landeskirchen.


Landis wirkte als Seelsorger und Lehrer unter den Täufern im Raum Zürich. Trotz mehrfacher Verhaftungen und Verbote predigte er unbeirrt weiter.


Verfolgung und Hinrichtung


Die Zürcher Obrigkeit betrachtete die Täufer als Unruhestifter, die nicht nur kirchliche, sondern auch staatliche Autorität infrage stellten. Nach wiederholten Festnahmen und Verhören wurde Landis 1614 endgültig verhaftet und trotz seiner Standhaftigkeit nicht zu einem Widerruf bewegt. Am 29. September 1614 wurde er auf der Wolfsstatt bei Zürich durch das Schwert hingerichtet.


Augenzeugenbericht im Märtyrerspiegel


Einen besonderen Eindruck von seiner Hinrichtung vermittelt ein Bericht, der im Märtyrerspiegel von 1660 überliefert ist. Dort wird ein Auszug aus einem Brief (geschrieben 1659 in Zürich) wiedergegeben, in dem ein Prediger, der den Tod von Hans Landis miterlebt hatte, seine Erinnerungen schilderte.


So wird Landis beschrieben als ein großer Mann mit angenehmem Äußeren, langem schwarzem Bart und kräftiger Stimme. Als er ruhig und gefasst an einem Seil zum Richtplatz geführt wurde, zeigte selbst der Scharfrichter, Paul Volmar, Erschütterung. Er ließ das Seil fallen, hob seine Hände zum Himmel und sprach: „Ach, Gott müsse sich erbarmen; Ihm sei es geklagt, daß du, Hans, mir in solcher Lage in die Hände gefallen bist; vergib es mir um Gottes willen, was ich an dir tun muss.“


Hans Landis tröstete den Scharfrichter: „Ich habe es dir schon vergeben; Gott wolle es dir auch vergeben; ich weiß wohl, daß du den Befehl der Obrigkeit vollziehen mußt. Sei unerschrocken, und laß dich daran nichts verhindern.“ Kurz darauf fiel das Schwert.


Der Bericht erwähnt weiter, dass Landis’ Frau und Kinder auf dem Richtplatz erschienen und unter Tränen von ihm Abschied nahmen. Landis bat sie, sich zurückzuziehen, damit sein Herz nicht durch ihren Schmerz bewegt und sein Vorsatz nicht geschwächt werde. Nachdem er seine Seele in Gottes Hände befohlen hatte, endete sein Leben mit dem Schlag des Schwertes.


Bemerkenswert ist auch, dass der Scharfrichter nach der Hinrichtung fragte, ob er diesen Mann „nach kaiserlichem Recht und Urteil“ gerichtet habe – ein Ausdruck, der andeutet, dass Landis in den Augen vieler als „reich“ und selig gestorben galt. Das Volk mutmaßte gar, der Scharfrichter habe ihm durch das Fallenlassen des Seils zur Flucht verhelfen wollen.


Nachwirkung


Mit der Hinrichtung von Hans Landis endete in der Schweiz eine Epoche der blutigen Verfolgung von Täufern. Danach folgten zwar weiterhin Gefängnisstrafen, Ausweisungen und Galeerenstrafen, doch keine weiteren Todesurteile. Landis’ Tod wurde durch den Märtyrerspiegel und durch mündliche Überlieferung zu einem Symbol täuferischer Glaubenstreue und Gewissensfreiheit.


In der Erinnerungsgeschichte der Mennoniten, Hutterer und Amish gilt er bis heute als einer der letzten großen Märtyrer der Bewegung. Sein standhaftes Zeugnis mahnt an den hohen Preis, den frühe Täufer für ihren Glauben zahlten, und erinnert an die historische Bedeutung der Forderung nach Religionsfreiheit.



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