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Santa Rita

Ansiedlung

Im Jahre 1968 zogen die ersten Siedler in die neue Siedlung nach "Santa Rita".

Die Siedlerfamilien kamen aus den Altkoloniergemeinschaften in Mexiko und zwar hauptsächlich aus den Kolonie "Santa Rita", die auch "Nordkolonie" genannt wurde. Da es innerhalb der deutschstämmigen Mennonitengemeinden in Mexiko Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf den Gebrauch von Stahlrädern oder Gummireifen an den Traktoren, dem Gebrauch von Stromaggregaten oder die Nutzung der Elektrizität von den nationalen Elektrizitästswerken und etlicher anderer Gebrauchsgegenstände gab, wurde von der mehr konservativen Gruppe nach neuen Siedlungsmöglichkeiten gesucht.


Als die ausgeschickten Delegierten, die mehrere südamerikanische Länder besuchten, heim kamen und ihre Berichte gaben, entschloss man sich für eine Auswanderung nach Bolivien.


Ein Landstück 35 Kilometer südöstlich von Santa Cruz, nahe des kleinen Städtchens Paurito in der Nähe des Flusses Rio Grande, wurde gekauft und dann besiedelt.


Die ersten Siedlerfamilien kamen mit ihrer Habe mit dem Schiff bis Chile. Von dort fuhren sie mit dem Zug weiter nach La Paz und von da ging es mit Lastkraftwagen und Bussen weiter nach Santa Cruz. Bald kamen mehr Siedler mit dem Flugzeug direkt von Mexiko nach Santa Cruz, während ihre Traktoren und sonstige Gerätschaften und ihr Gut mit dem Schiff über Chile und La Paz bis nach Santa Cruz gebracht wurde.


In Santa Cruz wurden dann für etliche Monate Wohnungen gemietet, wo die Familien bleiben konnten. Die Männer mit den Söhnen fuhren auf das erworbene Land, um die notwendigen Vermessungen durchzuführen und dann mit dem Roden der Hofstellen und dem Bau der ersten Holzhäuser zu beginnen.


Als erste Siedler zogen die Familien von Ältester Bernhard Penner, Prediger Franz Dück, Franz Bergen und Jakob Klassens in die neue Kolonie.


Anfänglich wurde das Roden meistens mit Spaten und Beil gemacht, wobei die ungewohnte Mückenplage die Entschlossenheit der Siedler auf eine harte Probe stellte. So wurde erzählt, dass einige Männer im heißen Sommer im dichten Wald mit dicken Jacken und Handschuhen rodeten, um sich etwas gegen die Mückenschwärme zu schützen. Recht bald konnte aber ein etwas besser bemittelter Siedler sich in den USA einen Raupenschlepper kaufen, der schnell in der Kolonie voll zum Einsatz kam.


Als die einfachen Wohnungen fertig waren, kamen die Familien aus Santa Cruz und gemeinsam begann die harte Arbeit der Urbarmachung des Landes.

Schule

Schon im Jahre 1968 begann der erste Schulunterricht in einem Holzhaus. Als erster Schullehrer unterrichtete Jakob Neudorf ungefähr 35 Schulkinder.


Heute gibt es in der Altkolonie "Santa Rita" 12 Schulen mit je einem Schullehrer und ca. 430 Schüler.


Man rechnet in den konservativen Schulen der Altkolonien immer nur mit einem Lehrer pro Schule der alle Kinder der verschiedenen Jahrgangsstufen des Dorfes unterrichtet. Da aber die Schülerzahl in den Dörfern verschieden ist, so hat der Schullehrer gelegentlich Helfer. Es wurde gesagt, dass einer der Schullehrer gegenwärtig 73 Kinder unterrichtet, wobei ihm zwei Helfer zur Seite stehen.

Krankenpflege

Mit der Ansiedlergruppe kam ein Ehepaar Wall aus Mexiko mit, die schon in Krankenpflege Erfahrung hatten, welche in der neuen Kolonie bei leichten Erkrankungen hilfreiche Dienste taten. Bei schweren Krankheitsfällen fuhr man in die Krankenhäuser nach Santa Cruz.


Während der Jahre haben sich immer wieder einzelne Personen Kenntnisse in Krankenpflege angeeignet, obzwar die theoretische Ausbildung fehlt. Der "Zurechtmacher" Peter Rempel ist nicht nur bei den Mennoniten, sondern auch bei den Einheimischen bekannt. Ihn unterstützt seine Frau Elisabeth und seine Tochter Sara. Auch Frau Margarethe Löwen hat Kranke behandelt.


Heute arbeiten auch noch andere Krankenpfleger privat in der Kolonie. Für Geburten und leichtere Erkrankungen fahren die Familien in das nahe gelegene  Städtchen Paurito wo es ein gut eingerichtetes Regierungskrankenhaus gibt und wo schon seit vielen Jahren ein Artz arbeitet der das Vertrauen der Koloniebewohner hat.

Gemeindearbeit

Ältester Bernhard Penner und die Prediger Franz Dück, Bernhard Giesbrecht und Abram Klassen kamen mit der Umsiedlergruppe von Mexiko in der Altkolonie "Santa Rita" an. Somit konnte sofort mit einer organisierten Gemeindearbeit begonnen werden.


Die Sonntagsgottesdienste wurden anfänglich in der neu erbauten Schule im Dorf Schönwiese abgehalten.


Im Jahre 1993 zog sich Ältester Bernhard Penner aus Altersgründen aus dem aktiven Ältestendienst zurück und Prediger Abram Wall wurde als Ältester ordiniert.


Ältester Abram Wall leitete noch 2007 die Gemeinde und ihm stehen sechs Prediger und ein Diakon zur Seite.


Im Jahre 1970 wurde schon die erste Kirche gebaut und im Oktober eingeweiht.


Heute werden in Santa Rita die Sonntagsgottesdienste in zwei Kirchen und in zwei Schulgebäuden abgehalten.

Wirtschaft

Die meisten Neusiedler brachten ihre Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen aus Mexiko mit. Nachdem die ersten einen Rodungen gemacht waren, begann die Landwirtschaft indem Soja, Mais und Sorghum angepflanzt wurde.


Eine interessante Geschichte erzählte ein Bauer. Er war ein junger Jugendlicher, als sie sich in Bolivien ansiedelten. Etliche Nachbarn hatten schon mehr gerodetes Land und somit auch mehr angepflanzt. So hat er dann beim Nachbarn bei der Sojaernte mitgeholfen. Die Sojastauden wurden mit den Händen ausgerissen, noch etwas getrocknet und dann mit Heugabeln in den "Baraban" einer kleinen Dreschmaschine geworfen. Die Dreschmaschine stand meistens fest an einem Ort und drosch dort die Sojabohnen. Eine interessante Frage wäre: Wie viel Hektar Soja würde heute noch in den Mennoniten Kolonien angebaut werden, wenn die Ernte immer noch so beschwerlich wäre?


Während der letzten Jahre wird bedeutend weniger Soja und mehr Sesam angepflanzt. Sorghum wird immer noch viel angepflanzt, um Futter für das Vieh und die Pferde zu bekommen und darüber hinaus auch noch für den Verkauf.


Das erste Milchvieh (Kühe und Fräsen) wurde in Cochabamba und Argentinien gekauft und in die Kolonie gebracht.


Schon im Jahr 1973 gab es eine kleine Käserei in der Kolonie, die auf kooperativsbasis arbeitete.

Im Jahr 2007 gab es in der Altkolonie "Santa Rita" drei Käsereien. In den beiden Kooperativskäsereien wird die Frischmilch täglich von einer großen Milchverarbeitungsanlage der Molkerreigesellschaft PIL abgeholt. In der Privatkäserei wird die Milch vor Ort zu Käse verarbeitet.


Die Fleischtierhaltung nimmt zu, doch wird sie durch den stabilen Milchpreis während der letzten Jahre gebremst.


Die Haupteinnahmen der Bürger in "Santa Rita" kommen aus der Viehwirtschaft.


Die Wasserversorgung der Kolonie erfolgt durch Brunnen. die meist eine Tiefe von 60 Metern haben und sehr gutes Wasser liefern. Das Wasser steigt im Rohr bis auf 6 Meter hoch. In Dörfern die nahe am Rio Grande liegen, sprudelt das Wasser gelegentlich sogar aus dem Rohr oben raus.

(Die meisten Informationen von Vorsteher Johann Hiebert)

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