Sie brachten Frieden, Hoffnung und Arbeitskraft:
Die Mennoniten und der Wiederaufbau Espelkamps
Die mennonitischen Freiwilligen waren maßgeblich am Aufbau Espelkamps nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt. Wo einst ein militärisches Sperrgebiet lag, halfen sie, eine lebenswerte Stadt entstehen zu lassen. Ihr Einsatz verwandelte Espelkamp in eine Heimat für viele Menschen.
John Gingerich (an der Fahrzeugtür) gilt als Pionier der mennonitischen Aufbauhilfe in Espelkamp. Er organisierte freiwillige Helfer über das Mennonite Central Committee (MCC), eine mennonitische Hilfsorganisation aus Nordamerika. In einer Zeit, als in Espelkamp kaum jemand ein Auto besaß, wurde das Fahrzeug der Mennoniten zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel, das den Transport von Baumaterialien erheblich erleichterte.
Ausstellung über die Pax-Boys: Erinnerung an die Helfer von damals
Im Oktober 2024 erinnerte eine Ausstellung in der Mennonitengemeinde Espelkamp an den Einsatz der „Pax-Boys“ in der Stadt. Diese jungen Freiwilligen und Kriegsdienstverweigerer aus den USA waren entscheidend für den Aufbau der Gemeinde und sind eng mit der Entstehungsgeschichte Espelkamps verbunden.
Das Zentrum Espelkamps bis1945: Ein militärisches Sperrgebiet
Bis kurz nach 1945 bestand das heutige Zentrum Espelkamps aus einem militärischen Sperrgebiet, umgeben von dichtem Wald. In den „Munahallen“ (Munitionsanstalt) wurde während des Zweiten Weltkriegs Munition für die Wehrmacht hergestellt. In über hundert Hallen und Bunkern lagerten unzählige Munitionsarten, darunter auch Granaten und Minen mit chemischen Kampfstoffen.
Die ersten Mennoniten: Aufbau und Friedensdienst in der Muna
1948 kamen die ersten US-amerikanischen Mennoniten nach Espelkamp. Über das MCC organisierten sie einen Freiwilligendienst für junge Menschen, die in der „Muna“ einen Friedensdienst leisten wollten. 1951 schlossen sich ihnen die „Pax-Boys“ an, die zusammen mit anderen Freiwilligen halfen, die neue Stadt aufzubauen. Sie arbeiteten am Ausbau der Baracken, unterstützten den Wohnungsbau und halfen beim Aufbau einer Einrichtung für soziale Dienste.
Das Barackenlager Hedrichsdorf: Die erste Unterkunft der Pax-Boys
Das Barackenlager Hedrichsdorf, heute im Zentrum Espelkamps gelegen, war das erste Zuhause der Pax-Boys. Hier lebten sie, während sie den Umbau und Ausbau der Unterkünfte begannen. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand aus diesem Lager eine moderne Stadt, die Flüchtlingen und Vertriebenen eine neue Heimat bot.
Die Weichselgasse: Die ersten Häuser als Zeichen des Neuanfangs
1952 begannen die Pax-Boys mit dem Bau der Häuser in der Weichselgasse. Hier entstanden fünf Doppelhaushälften. Das damalige Motto des MCC – „In the Name of Christ“ – beschreibt gut die Motivation der mennonitischen Helfer, die hier ihren Glauben durch praktische Hilfe in die Tat umsetzten.
Die Weichselgasse: Ein Straßenzug mit Erinnerungen an die alte Heimat
Die Weichselgasse in der Espelkamper Kernstadt gehört zu den ersten besiedelten Wohnbezirken der jungen Stadt. Die ersten Siedler wählten diesen Namen bewusst, um die Erinnerung an ihre alte Heimat wachzuhalten. Die meisten von ihnen waren Mennoniten, die aus dem Weichseldelta bei Danzig stammten.
Arbeit am Tag, Glaube am Abend: Das Leben der Pax-Boys
Tagsüber arbeiteten die Pax-Boys an Rodungen und am Umbau der Munahallen zu Wohnraum. Abends und an Sonntagen versammelten sie sich zu Bibelstunden und später auch zu Kinderstunden. Ihr gemeinsamer Glaube gab ihnen Halt und Motivation bei ihrer täglichen Arbeit.
Schwerter zu Pflugscharen: Eine Militäranlage wird zur Friedensstadt
Hier zeigte sich das mennonitische Friedensprinzip, „Schwerter zu Pflugscharen“ zu machen, auf eindrucksvolle Weise. Aus der ehemaligen Waffenfabrik wurde eine Siedlung für Geflüchtete. Die militärische Liegenschaft wurde zu einem zivilen Gemeinwesen umgestaltet, das vor allem den zahlreichen Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Heimat, Sicherheit und Frieden bieten sollte.
Der Einsatz der Mennoniten und der Pax-Boys in Espelkamp zeigt, dass echter Glaube an Jesus in Taten mündet. Ich denke darüber nach, wie wir unseren Glauben durch konkrete Werke der Liebe und des Dienstes im Namen Jesu leben können.
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