Die Täuferhöhle: Ein Versteck mit bewegender Geschichte
- Andreas Tissen
- 8. Feb.
- 2 Min. Lesezeit
Im Zürcher Oberland in der Schweiz wanderten wir als Familie zu einem geschichtsträchtigen Ort: die Täuferhöhle bei Bäretswil. Diese schwer zugängliche Höhle diente im 16. Jahrhundert als Zufluchtsort für verfolgte Christen der gerade entstehenden Täuferbewegung.

Ein sicherer Unterschlupf für Glaubensflüchtlinge
Im Jahr 1525 entstand in der nahegelegenen Stadt Zürich die weltweit erste Täufergemeinde. Einer ihrer Gründer war Felix Manz, der sich in dieser Höhle verborgen haben soll. Trotz intensiver Suche konnten ihn die Häscher lange nicht aufspüren – bis er schließlich verraten wurde. Am 5. Januar 1527 wurde er in Zürich ertränkt. Singend ging er in den Tod.
Heute ist die Täuferhöhle einfacher zu erreichen.
Warum fürchteten die Machthaber die Täufer?
Die Täufer strebten nach einer reinen Kirche und einem Leben in Hingabe und Gewaltlosigkeit, mit Jesus Christus als Vorbild. Um diesen Überzeugungen treu zu bleiben, nahmen sie Verfolgung und den Verlust ihres Besitzes in Kauf. Die Obrigkeit sah in der Bewegung eine Bedrohung: Sie fürchtete Revolution, Bürgerkrieg und das Ende der Reformation. Noch 1750 wurde die Höhle abschätzig als „Täuferloch“ bezeichnet.

Spuren früherer Bewohner entdeckt
Zur Zeit der ersten Täufer war die Höhle weitaus größer. Im hinteren Bereich verliefen mehrere Gänge, die heute verschüttet sind. Um 1830 entdeckte man tief im Inneren der Höhle eingehauene Nischen sowie Alltagsgegenstände wie Messer, Gabeln, Löffel, Ringe, Fingerhüte, Ofenkacheln und bearbeitetes Holz. Diese Funde sind vermutlich Zeugnisse der verfolgten Bewohner.

Listige Flucht vor den Verfolgern
Der Volksmund erzählt von Täufern, die hier Unterschlupf fanden und plötzlich fliehen mussten. Um ihre Verfolger zu täuschen, sollen sie die Hufeisen ihrer Pferde verkehrt herum aufgenagelt haben – und so unentdeckt entkommen sein.

Mehr Anerkennung in den USA als in der Schweiz?
Besonders für Mennoniten aus den USA ist die Bäretswiler Täuferhöhle ein bedeutender Ort des Gedenkens. Als Nachfahren der verfolgten Christen pilgern sie an diesen historischen Zufluchtsort, der die leidvolle Frühgeschichte ihrer Bewegung widerspiegelt. Währenddessen ist die Höhle in der Schweiz selbst weit weniger bekannt, da viele Nachfahren der Täufer auswanderten, um der Verfolgung zu entgehen.

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