Dänemark
Am 13. Januar begann die russische Armee mit der Großoffensive an der Ostfront. Die deutsche Bevölkerung, unter ihnen auch viele Mennoniten in Ost- und Westpreußen war mit dem Vorrücken der roten Armee gezwungen nach Westen zu fliehen. Der Landweg war durch der Vorstoß der russischen Armeen aus dem Süden bald versperrt und so blieb in den letzten Kriegstagen nur noch die Flucht über die Ostsee. Viele dieser Flüchtlinge kamen nach Dänemark.
In Kopenhagen wo die meisten Schiffe mit den Flüchtlingen den Hafen anliefen, war die Situation sehr schwierig. Die große Zahl an Menschen musste irgend wie untergebracht werden. So wurden von der Wehrmacht alle zur Verfügung stehenden Gebäude requiriert um die Flüchtlinge unterzubringen. So wie im obigen Bild in einer Fabrikhalle zu sehen ist.
In den folgenden Tagen wurden die Flüchtlinge dann weiter über ganz Dänemark verteilt. So wurden die Flüchtlinge bis zur deutschen Kapitulation in 1100 verschiedenen Unterkünften untergebracht. Die Verhältnisse waren sehr unterschiedlich, was zum einen von den örtlichen Gegebenheiten abhing und zum anderen von der Unterbringungsdichte. Typischer Weise wurden 500-600 Flüchtlinge in einer Schule untergebracht. Das führte dann zu Zuständen wie unten auf dem Bild in einer Sporthalle zu sehen ist.
Nachdem die Wehrmacht nach der Kapitulation aus Dänemark abzog, blieben die Flüchtlinge weiterhin im Land und mussten versorgt werden. Da das dänische Volk die Schulen und öffentlichen Gebäude wieder ihrem regulären Zweck zuführen wollten, mussten die Flüchtlinge anderweitig untergebracht werden.
Diese Unterbringung geschah hauptsächlich in ehemaligen Militärlagern der Wehrmacht, die jetzt leer standen. So wurde beispielsweise der Flugplatz in Grove-Gedhus als Lager eingerichtet. Ein weiteres großes Lager entstand in der Ortschaft Oxbol, wo zeitweise bis zu 35.000 Flüchtlinge untergebracht waren.
Der Vorteil dieser Lager war zum einen die Konzentration der Flüchtlinge auf bestimmte Räume, die Abläufe besser zu handhaben da auch die Flüchtlinge bei den Arbeitsabläufen der Lager mitwirkten und nicht zuletzt wollte die dänische Regierung verhindern, dass die deutschen Flüchtlinge mit der dänischen Bevölkerung in Kontakt kamen.
So gab es in den Lager die Selbstverwaltung, die Verteilung des Essens, die Reparatur der Gebäude und die Beschaffung von Heizmaterial im Winter wurde von Lagerinsassen übernommen.
Auch wurden in den Lagern Schulen eingerichtet, in denen die Lagerinsassen die Flüchtlingskinder unterrichteten.
Die Versorgung mit Lebensmitteln war nicht einfach, fehlte es doch nach dem Krieg an vielen Sachen. Das folgende Bild zeigt, wie hoch der Brotbedarf alleine für das Lager Oxbol war. Hier wurden 15.000 Leib Brot täglich gebraucht um die Flüchtlinge zu versorgen. Das Brot wurde von einer dem Lager angeschlossenen Bäckerei gebacken.
Neben den Arbeiten die im Lager gemacht werden mussten und der Schule, gab es in den Lagern auch kulturelle Angebote. So wie im Lager Oxbol, wo ein Theater eingerichtet wurde, wo begabte Flüchtlinge bei den Vorstellungen mitwirkten und somit etwas Abwechslung in den Alltag der Lagerinsassen brachten.
Die Lager waren nach Außen hin mit Stacheldraht abgegrenzt. Hier sollte verhindert werden, dass die deutschen Flüchtlinge mit der dänischen Bevölkerung in Kontakt kamen, da es in dieser Zeit ein Fraternisierungsverbot gab.
Die Lagergrenzen wurden auch von dänischen Soldaten bewacht, die entlang des Stacheldrahtzaunes patrouillierten. Diese waren aber den Lagerinsassen meist freundlich gesinnt.
Aufgrund der Flucht und der schlechten medizinischen Versorgung kam es unter den Flüchtlingen zu einer erhöhten Sterblichkeit unter Kleinkindern und alten Menschen. Aufgrund der Häufung der Todesfälle wurden viele Leichen in Massengräbern oder in sehr einfachen Gräbern bestattet.
In späteren Jahren wurden diese Friedhöfe aufbereitet und als Gedenkstätte eingerichtet.
Von dieser schwierigen Lagersituation waren auch Mennoniten aus Westpreußen. Allerdings fingen mennonitische Brüder die in der alten Heimat in den Gemeinden als Älteste, Prediger und Diakone gedient hatten schon sehr früh an die verstreuten Gemeindemitglieder zu suchen und wenn möglich zusammenzuführen. Im folgenden Bild ist der Älteste aus der Gemeinde Heubuden Bruno Ewert zu sehen zusammen mit Geschwistern aus Nordamerika.
So kam es auch dazu das in den Lagern neben dem katholischen und evangelischen Gottesdiensten auch mennonitische Gottesdienste durchgeführt wurden.
Informationen aus dem Museum:
Weiterführende Literatur:
Weltweite Bruderschaft von Horst Penner, Horst Gerlach und Horst Quiring
Deutsche auf der Flucht von John V. Jensen
Treibholz von Arne Gammelgaard
Auf Führerbefehl in Dänemark von Arne Gammelgaard
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